ScreenEye - Digiauge sei wachsam

Wieder einmal hat die Firma Matrix zugeschlagen. Das neuste Produkt aus diesem Hause nennt sich Screen Eye und ist ein Digitizer für den Falcon. Wir haben unserem Falcon diese "Brille" aufgesetzt und haben uns das Ergebnis angeschaut.

ScreenEye wurde exklusiv für den Falcon konstruiert, was sich schon an der Computerverbindung zeigt. Die Platine wird auf den internen Erweiterungssteckverbinder des Falcons gesteckt. Auf der ScreenEye-Platine sind die Pfostenstecker durchgeführt worden, so daß noch zusätzliche Erweiterungen Platz haben. Allerdings wird es dann mit dem Einbau im Standardgehäuse schwierig. Legt man das Videosignalkabel durch die Öffnung des ROM-Ports nach draußen, läßt sich das Gehäuse des Falcons wieder problemlos schließen. Die Leistungsdaten im einzelnen können Sie dem Kasten mit den technischen Daten entnehmen.

Groß, größer, am größten

Wie schon im Artikel "Für alle sieben Sinne“ in dieser Ausgabe vorgerechnet wurde, braucht ein Bild im vollen Fernsehmodus (768 * 576 Pixel) bei Truecolor in etwa 1.3 MB. Multipliziert mit 25 Bildern pro Sekunde ergeben das 32 MB Bilddaten. Dieser Datenklotz müßte vom Falcon fast zu bewältigen sein. Da ScreenEye auf dem Erweiterungssteckverbinder sitzt und dieser die Systemperformance nutzt, könnte man folgendes spekulieren: 16 Bit multipliziert mit 16MHz ergibt einen theoretischen Datendurchsatz von gut 30 MB pro Sekunde. Nimmt man statt 25 Bildern nur 24 Bilder pro Sekunde könnte ein Film tatsächlich in Fernsehauflösung nahezu ruckelfrei aufgezeichnet werden. Leider nur ein Traum. Denn wieder einmal holt einen die Praxis vom Theoriesockel. ScreenEye schafft in 720 * 576 ca. 1,5 Bilder pro Sekunde. Und nach nicht einmal zwei Sekunden ist der Hauptspeicher mit 4 MB sowieso schon voll. So dient diese Auflösung zur Zeit nur einem Anwendungsgebiet, DTP und EBV.

Unvorsichtigerweise wurde bis jetzt unterschlagen, daß es zwei Versionen gibt. ScreenEye hat einen großen Bruder mit dem Namen Screen Eye+. Der Vorteil von ScreenEye+ liegt - neben der SECAM-Unterstützung - in der vollen Darstellung des Bildes. Die normale ScreenEye-Version stellt in der horizontalen nicht das komplette Bild zur Verfügung bzw. es wird etwas gedrückt, so daß alle Körper etwas schmaler sind, als in der Realität. Wem das egal ist, kann immerhin 100,- DM sparen.

PAL, NTSC, SECAM

ScreenEye+ kann mit einem dieser drei Signale gefüttert werden. Ohne das Plus am Ende, muß der Anwender auf SECAM verzichten. Wir haben als Videoquelle eine S-VHS-Kamera verwendet, die heutzutage die Menge an Daten erfassen können, die auf einem normalen Fernsehschirm noch darstellbar ist. Ältere VHS-Kameras arbeiten leider mit geringeren Auflösungen (ca. 320.000 Bildpunkte), während die S-VHS-Kameras ca. 440.000 Bildpunkte aufnehmen. Daher entsteht bei einer S-VHS-Kamera ein wesentlich schärferes und originalgetreueres Bild.

Kommen wir aber zur Software. Zur Zeit gehört zum Lieferumfang eine Diskette mit dem Programm und einer Filmsequenz. Abbildung 1 zeigt die Software in voller Größe. Weit und breit ist GEM nicht in Sicht. Die Bedienelemente sind klar zu erkennen und aufgrund der Symbolik der Knöpfe ist das Programm auch leicht zu bedienen. Dies läßt auf eine Funktionalität hoffen, die sich leider nicht einstellt.

Bombige Sache

Nach etlichen Stunden Probierarbeit steht fest, das mit der Matrix-Software kein Oscar zu gewinnen ist. Neben etlichen Fehlern im Bildschirmaufbau, stürzt das Programm bei der Arbeit auf einem Fernseher gnadenlos ab, wenn der RECORD-Button betätigt wird. Da sich Matrix der Tatsache wohl bewußt war, daß eine anwenderorientierte Applikation im eigenen Hause nicht produziert werden kann, wurde ein Abkommen mit der Firma Compo/Overscan getroffen. Dort kümmert man sich nun unter Hochdruck um eine neue Software, die bis dato (Ende Januar) leider erst im Beta-Stadium ist. Dennoch dürfte fast sicher sein, daß bei Erscheinen dieser Ausgabe die Käufer die voll funktionstüchtige Software bereits auf ihrem Rechner installiert haben. Zu diesem Zeitpunkt können wir also lediglich über den derzeitigen Zustand der neuen Software berichten.

Als erstes fällt angenehm auf, daß sich alles im GEM-Fenster befindet. Um eins auch gleich vorwegzunehmen: die Software ist nicht einmal während der Testphase abgestürzt. Im Gegenteil, mit jeder neuen Version, die eintraf, wuchs der Funktionsumfang. Was alles angestellt werden kann, soll noch kurz aufzeigt werden. Die verschiedenen Bildauflösungen befinden sich nun innerhalb eines Fensters, so daß auch bei einem kleinen Bildschirm die ganzen Bildinformationen aufgenommen werden und bei der Speicherung eines TIFF-Bilds auch komplett gesichert werden. Bei der Matrix-Software wurde nur der effektiv sichtbare Teil gespeichert. Dies führte bei kleineren Auflösungen zu Verlusten in der Horizontalen und Vertikalen. Ein kleiner Fehler stört momentan noch. Wird im laufenden Kamerabetrieb versucht ein TIFF-Bild zu sichern, wird nicht das gerade sichtbare Bild genommen, sondern ein Zeitversatz sorgt für die Aufnahme eines späteren Bildes. Der Fehler ist aber bekannt und wird schnellstens behoben.

2 Hälften = 1 Ganzes

Jedesmal nach betätigen der STOP-Taste wandert ein dünner Strich waagrecht durch das Aufnahmebild. Um ein besseres Bild zu erhalten, werden die gerade aufgenommene Halbbilder interpoliert. Dadurch präsentiert sich ein saubereres Bild als sonst.

Sehr schön gelöst ist auch die Filmbehandlung: ein eingeladener Film (Aufnahme ging zur Zeit noch nicht) wird in allen Einzelbildern dargestellt. Leider läßt sich durch Doppelklick aufs Bild dieses noch nicht in den den Haupt-Screen übernehmen. Das Abspielen ging leider noch nicht Step bei Step, sondern in verschiedenen Abspielgeschwindigkeiten. Die Speicherung eines Films geschieht in Einzelbildern. Diese können in vier verschiedenen Formaten abgelegt werden (TIF, TGA, JPG und FLM)

Fazit

Betrachtet man die Hardware alleine, ist diese ein waschechtes Falcon-Produkt mit sehr vielen Möglichkeiten. Neben der Einzelbildaufnahme können ganze Echtzeitvideos aufgenommen werden - natürlich immer unter Berücksichtigung der Auflösung und der daraus folgenden Aufnahmegeschwindigkeit. Die Matrix-Software läßt zwar einen begrenzten Arbeitsumfang zu, wird aber nach Erscheinen der Compo/Overscan-Vollversion eliminiert. Wann die Vollversion erscheint, kann nicht genau beziffert werden, aber seid Erscheinen dieser Ausgabe dürfte es eine Version geben, die den vollen Funktionsumfang beherrscht. Ein einfacher Anruf bei Compo oderOverscan wird eine Antwort bringen.

Wieder einmal hat Matrix in Sachen "Grafik auf dem ATARI" die Nase vorn, und man darf gespannt sein, was als nächstes dort ausgebrütet wird.

JH

Abb. 1: Die Matrix-Software für das ScreenEye
Abb. 2: Ein Vorausblick auf die neue Software von Compo/Overscan

Technische Daten ScreenEye und ScreenEye+

Hersteller: Matrix

ScreenEye (PAL. NTSC) 498 -DM

Auflösung X Y Typ Geschwindigk. (Bilder/sec) Bemerkung
720 576 voll 1.5 Vollbild f. DTP/EBV
720 288 halb 3 max Halbbild-Aufl. im Videostandard 4:1:1
360 288 halb 6 bildschirmfüllend im 320a240 Modus
180 288 halb 12.5 Normalbild im 320*480 Modus [1]
180 144 halb 25 [3] Normalbild im 320*240 Modus [2]
90 144 halb 25(3] optimal für Kontrollzwecke (Accessory)

ScreenEye+ (PAL. NTSC, SECAM) 598,- DM

Auflösung X Y typ Geschwindigk (Bilder/sec) Bemerkung
768 576 voll 1.5 Vollbild f DTP/EBV
768 288 halb 3 max. Halbbild-Aufl. im Videostandard 4:1:1
384 288 halb 6 bildschirmfullend im True-Color 320*240 Modus
192 288 halb 12.5 Normalbild im 320*480 True-Color Modus [1]
192 144 halb 25 [3) Normalbild im 320*240 True-Color Modus [2]
96 144 halb 25 [3] optimal für Kontrollzwecke (Accessory)

[1] 320 * 480 True-Color Modus - Zeilenverdopplung aus
[2] 320 * 240 True-Color Modus - Zellenverdopplung an
[3] Echtzeitdarstellung/-aufnahme im Halbbildmodus

Bezugsquelle:
Compo Software Ritzstraße 13 54395 Prüm

oder

OverScan Elbestraße 28/29 12045 Berlin

Preise:

498,- DM (ScreenEye) 598,- DM (ScreenExe+)

ScreenEye (+)

Positiv:

einfache Montage der Hardware
einfache Bedienbarkeit der Software

Negativ:

Software zur Zeit des Tests noch nicht fertig



Aus: ST-Computer 03 / 1994, Seite 46

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