Calcon - Drei mal drei ist neun...

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Widi widi witt, und eins macht zehn (frei nach Astrid Lindgren). Calcon ist kein Waschmittel, um gleich von vornherein eine Verwechslung mit einem Waschmittel auszuschließen. Auf jeden Fall ist der Calcon aber eine Binärverstärkung für das modulare Multifunktionsprogrammpaket Harlekin. Es handelt sich dabei um einen Taschenrechner, der für all diejenigen gedacht ist, die einerseits einen Harlekin besitzen und andererseits nicht einmal mehr 190 mm x 85 mm Platz auf dem heimischen Schreibtisch haben, um einem herkömmlichen Taschenrechner Platz zu bieten.

Gemessen an der Zahl der schon vorhandenen Taschenrechner für ATARI- Computer, werden sich einige alteingefleischte ATARI-User dieses sicherlich fragen. Ob der Calcon die 49 DM, für die er von der Firma MAXON angeboten wird, auch wert ist, sollte jeder selber entscheiden. Eine Hilfe könnte es sein, diesen Artikel zu lesen und sich über das Funktionsangebot des Rechners zu informieren.

Beim Aufruf des Moduls per Doppelklick auf das entsprechende Icon im Harlekin-III-Fenster präsentiert sich der Calcon mit seiner Bedienoberfläche. Wie auch die anderen Module arbeitet der Rechner in einem GEM-Fenster und hat dort eine eigene Menüleiste. Im Calcon selber gibt es sieben Fenster, die auch alle im Bild zu sehen sind. Für die lesefaulen Anwender, die den Blick ins Handbuch scheuen, gibt es eine Hilfe-Funktion, die auch mit der HELP-Taste zu erreichen ist. Es taucht dabei ein Fenster auf, in dem ein paar Hilfen zur Syntax gegeben werden. Die ausführlicheren Informationen sollte man doch besser dem Begleitheft entnehmen. Calcon arbeitet mit einer Informationsdatei, in der alle wichtigen Einstellungen dauerhaft gespeichert werden. Auf Wunsch kann man sie beim Verlassen automatisch sichern. Die trigonometrischen Funktionen können zwischen Gradmaß (DEG), Bogenmaß (RAD) oder Neugrad (GRAD) umgeschaltet werden. Neu im Vergleich zur Vorversion ist der Menüpunkt Programm'. Calcon ist nun mit Hilfe einiger einfacher Befehle in der Lage, kleine Programme auszufahren. Die maximale Programmlänge ist derzeit auf 18 Zeilen begrenzt, was aber für kleine Anwendungen ausreicht. Schade ist, daß keine frei definierten Variablen zulässig sind. So bleibt nur das X als Variable. Zu Hilfe könnte man die Variablen m0 bis m9 nehmen, die nach meinem Verständnis aber mehr als Zwischenspeicher dienen. Dieser Eindruck wird auch dadurch bestärkt, daß auf der Oberfläche des Calcon am linken Rand die Variable X den Variablen m0 bis m9 durch einfaches Klicken zugewiesen werden kann.

Der Eintrag Konstanten' führt zu einem Fenster mit den wichtigsten mathematischen Standardkonstanten. Sie können durch Mausklick ins Calcon- Eingabefeld übernommen werden. Unter 'Anzeigeformat' wird zum einen die Rechengenauigkeit des Calcon und zum anderen die Schreibweise der Zahlenausgabe eingestellt. Die Genauigkeit liegt bei maximal 18 Stellen. Die Schreibweise wird zwischen Fließkomma- und Exponentialausgabe unterschieden. Zum Beispiel wird die Zahl 1234.5678 im Fließkommaformat als 1.2345678E+3 in Exponentialschreibweise ausgegeben. Für Harlekin-User eine bekannte Sache ist, das Ergebnis (X) per Makro zu übernehmen. Dadurch kann der X-Wert in anderen HarlekinModulen oder in einem beliebigen anderen Programm weiterverwendet werden.

Wer sich die Oberfläche des Calcon genauer anschaut, wird festgestellen, daß es zwei Displays gibt. Das untere stellt die letzten sieben X-Werte dar. Durch Anwahl des Wertes wird dieser auch wieder ins Eingabefeld geholt. Das obere Display stellt den letzten X-Wert im Dezimal-, Hexadezimal-, Octav- und Binär-Format dar. Dies ist eine sehr praktische Sache, da nicht mehr umgerechnet werden muß, sondern die Zahl gleich bei Ergebniserhalt vorliegt. Neben dem Display wird das Eingabe-Zahlenformat ausgewählt. Daneben wiederum, fast unscheinbar, ist der komplette Zehnerblock der ATARI-Tastatur abgebildet. Nichts für Leute, die schlecht sehen können, oder etwas treffunsicher mit der Maus sind. Unter dem Zehnerblock befindet sich das Feld "Clear" zum Löschen des Eingabefeldes und das "ACL" links daneben löscht die Variablen gleich mit. Dies allerdings erst nach Bestätigung der Warnung, die bei Anwahl erfolgt.

Fazit

Calcon läßt sich (fast) komplett mit der Tastatur bedienen. Durch seine konsequente Fensterbenutzung ist er besonders gut für MultiTOS geeignet. Calcon bietet alle Standardfunktion und noch ein wenig mehr. Das starre Konstantenkonzept und die magere Programmierumgebung sind sicherlich noch ausbaufähig, und vielleicht erscheint in naher Zukunft ein Update mit Veränderungen. Calcon kostet 49 DM, Updates vom alten auf das neue programmierbare Calcon werden 20 DM kosten. Für diesen Betrag ist kein guter Hardware-Taschenrechner zu bekommen, der mehr bietet als Calcon. Allerdings ist zur Zeit Harlekin III als Systemgrundlage erforderlich, welches den Preis auf insgesamt knapp 200,- DM anhebt.

Aus presserechtlichen Gründen sind wir zu folgendem Hinweis verpflichtet: MAXON Computer als Herausgeber dieser Zeitschrift ist gleichzeitig Vertrieb des beschriebenen Programms Calcon.

Calcon

Positiv:
konsequente GEM-Benutzung
komplette Tastaturbedienung
geringer Preis

Negativ:
starres Konzept
magere Programmiermöglichkeiten


JH
Aus: ST-Computer 10 / 1993, Seite 51

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