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Kreative Grafik auf dem Atari ST - Neue Wege mit GFA-Basic 3.0

Friedrich Beizner Sebastian Beizner, Haar bei München, 1990 Markt & Technik 339 Seiten, Diskette 16 Farbtafeln, DM 79, -ISBN 3-89090-291-X

Seit langem ist der Begriff "Art of Programming" nicht nur durch die Bücher von Donald E. Knuth bekannt, in "Kreative Grafik" geht es um "Programming of Art". Die Autoren wollen keinen Malkurs für die Verwendung von Zeichenprogrammen geben, sondern zeigen die man ansprechende Grafiken einfach programmiert und durch kleine Variationen interessante ästhetische Wirkungen erzielt.

Mit einer ungeheuren Menge kleiner Programme in GFA-Basic 3.0 entwickeln sie die verschiedensten Grafiken und nutzen dabei wenige geometrische Grundformen und einfache Farbmanipulationen. Die beiliegende Diskette enthält alle Programme, hinzu kommt ein GFA-Run-Only Interpreter. Als größere Anwendungen liegen die Programme SCREENY und COLORIX vor.

Nach einem kurzen Kapitel über Grundlagen wie Koordinatensysteme beginnen die Autoren ihre grafischen Experimente mit "Quadrat-Grafik". Sie verwenden dabei als Grundform ein einfaches Quadrat, das dann allerdings gedreht, in der Größe verändert, gefüllt und bewegt wird. Zusammen mit geeigneten Zeichenstilen ergeben sich ungewöhnliche Grafiken, wie Bild l zeigt.

Es geht weiter mit einem Kapitel über Farbeinsatz und einer Fülle von Variationen der Grundform "Bogenraute", einer auf Sinus und Cosinus basierenden eingedellten Raute. Ein Kapitel über weitere Formen der Liniengrafik beschreibt beispielweise Lissa-jous-Figuren, "Kippschleifen" (Bild 2) und die fraktale Drachenkurve.

Unter "Spurengrafik" verstehen die Autoren das Resultat der Bewegung eines Symbols bei Verwendung der XOR-Verknüpfung.

Zum Experimentieren dient das Programm SCREENY, das einige der in den vorhergehenden Kapiteln entwickelte Grafiken direkt anbietet. Der Clou sind allerdings die vielfältigen Möglichkeiten, diese und andere Grafiken zu manipulieren. Die Funktionen beinhalten beispielsweise Ausdünnen, Outlining und verschiedenste und einmalige Füllfunktionen.

Die Blockoperationen beinhalten natürlich auch das Rotieren.

Man verliert sich schnell in SCREENY und kann sicherlich einige Zeit mit Experimenten verbringen. Es ist keineswegs zu verwechseln mit Bildbearbeitungsprogrammen - SCREENY soll spielerische Kreativität unterstützen.

COLORIX ist ein Programm zur Farbmanipulation, das verschiedene Effekte wie beispielsweise Farbverläufe und farbliche Kombinationen verschiedener Bilder bietet.

Das letzte Kapitel beschreibt eine interessante Möglichkeit, mit einem normalen Matrix-Drucker Farbgrafiken zu erzeugen. Dabei werden selbstgefertigte Farbpapiere und Farbseparation verwendet. Die auf den Farbtafeln in der Mitte des Buchs abgebildeten Resultate können überzeugen und wirken erheblich besser als Hardcopys aus einem Farbdrucker. Zu bemerken ist dennoch, daß das Verfahren aufwendig ist und keineswegs einen schnellen Ausdruck ersetzen kann. Die Autoren bezeichnen das Resultat als "mit Pastellkreiden gedruckte Originalgrafik".

Das Buch wird abgeschlossen mit einem immerhin 65-seitigen Listing der beiden großen Programme, einem Disketten- und Abbildungsverzeichnis und sowie einem kleinen Register.

Das reichlich mit Abbildungen versehene Buch liest sich sehr angenehm und fordert immer wieder zu eigenen Variationen auf. Die GFA-Programme sind überraschend kurz und auch für BASIC-Anfänger nachzuvollziehen. An geeigneten Stellen erläutern die Autoren die notwendigen Computer-Begriffe, wie beispielsweise die Farbpalette des ST.

Etwas erstaunlich für einen großen Verlag wie Markt & Technik ist, daß in unserem Rezensionsexemplar ein Druckbogen - also 32 Seiten - kopfstehend eingeheftet ist. Die schönen Farbtafeln entschädigen allerdings für diesen herstellungstechnischen Fehler.

"Kreative Grafik auf dem "Atari ST" ist ein sicher ungewöhnliches Computerbuch. Es verleitet zum Spielen und Experimentieren und beweist nachhaltig, daß Computergrafik keineswegs nur aus der schillernden Nachbildung der Realität und Spiegelkugeln besteht. Wessen ästhetisches Empfinden über Einrücktiefen in C-Programmen hinausgeht wird an dem Titel lange Freude haben.

RT



Aus: ST-Computer 02 / 1991, Seite 164

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