That’s Write in neuer Version 3.0: Aufgefrischtes Arbeitstier Typ 3

That’s Write, das in puncto Anwenderfreundlichkeit ganz oben rangiert, erfuhr in der gerade erschienenen Version 3 eine starke Aufwertung. Vektorfonts, Text neben und in Grafiken sowie ein verbessertes Rechtschreibsystem erhöhen die Attraktivität deutlich.

Bild 1. Die Fontverwaltung erfolgt in kompletten Familien
Bild 2. Das Korrektur-Modul zeigt den Begriff im Textzusammenhang

Als wichtigste Neuerung sehe ich die Vektorfont-Einbindung. Als Update stehen zwei unterschiedlich große Fontpakete zur Auswahl: das Basis-Update für 99 Mark, dem 14 Vektorfont-Schnitte beiliegen, sowie das Multi-Font-Update für 199 Mark, das insgesamt 36 Font-Schnitte umfaßt, jeweils zuzüglich Versandkosten. Die Font-Verwaltung erfolgt, ähnlich wie in der PostScript-Version, in Font-Familien, also Schriftarten, wie beispielsweise »Helvetica«. Hierzu gehören die vier Font-Schnitte »Helvetica Medium«, »Oblique« (kursiv), »hold« (fett) und »Bold Oblique«. Bereits das Basis-Update vermag Otto Normalverbrauchers Wünsche voll zu befriedigen. Wer mehr Auswahl wünscht, legt einen Hundertmarkschein drauf.

Durch die Vektorfont-Einbindung ist That's Write jedoch nicht zum reinen Vektorfont-Programm mutiert, vielmehr wurde das bisherige Font-Konzept um die Vektorfont-Funktionen erweitert. Druckereigene Schriften wie Download- und Pixelgrafik-Fonts verwenden Sie fast so wie in älteren Versionen. Die Font-Familien-Verwaltung erfordert in That's Write sogenannte Font-Steuer-Dateien sowie eine Font-Liste. Die wie bisher mitgelieferten Pseudo- und Bildschirmfonts für druckerinterne Schriften, Download- und Grafikfonts sind in dieses neue System bereits eingebunden. Haben Sie jedoch in Ihrer bisherigen That's Write-Version umgewandelte Signum-Fonts oder gar selbstentworfene Schriften verwendet, so sind diese erst in das neue System einzubinden. Dies ist mit ein paar Handgriffen zu erledigen.

Der große Vorteil der Vektorschriften liegt in der in Punkt-Schritten frei wählbaren Font-Größe (siehe Bild 1). Mit einer einzigen Font-Familie besitzen Sie bereits unzählige Gestaltungsmöglichkeiten. Für Überschriften verschiedener Gliederungsebenen etwa wählen Sie gestaffelte Größen, die sich vom geschriebenen Text abheben, für Fußnoten eine kleine Größe, für Bildunterschriften Kursivschrift.

# Einbindung eigener Grafik- oder Pseudo-Fonts in That's Write 3

Zunächst haben alle Bildschirm- und Grafikfonts im komprimierten GEM3-Format vorzuliegen. Rufen Sie dazu den Font-Editor »That's Font« auf. Gehen Sie für jeden Ihrer Bildschirm-Fonts (Anfangsbuchstabe S) und Grafikfonts (E, P, Q, L, U oder V) folgendermaßen vor: Laden Sie den Font. Wechseln Sie unter »Modus« das Format in »GEM3«. Sichern Sie Bildschirmfonts im Verzeichnis »SFONTS«, Q-Fonts im Verzeichnis »QFONTS« usw. Verlassen Sie That's Font. Pseudo-Fonts (Anfangsbuchstabe X; das sind Dateien mit der Information, wie ein druckerinterner Font aufzurufen ist) kopieren oder verschieben Sie in das Verzeichnis, das die Bezeichnung Ihres Druckers trägt.

Jetzt fehlt lediglich die Fontsteuerdatei (.PF), für jeden Drucker- und Pseudofont, also auch für Kursiv- (MT) und Kleinschriftfonts (.SML, SIT), nicht für Bildschirmfonts. Die Fontsteuerdatei erwartet That's Write 3 in demselben Verzeichnis, wo sich auch der zugehörige Font befindet. Eine Fontsteuerdatei für einen Q-Font befindet sich also im QFONTS-Ordner. Die Syntax der Fontsteuerdatei lautet folgendermaßen:

Am einfachsten ist es, Sie duplizieren eine bereits vorhandene *.PF-Datei, z. B. SYMBOL1.PF durch Kopieren in dasselbe Verzeichnis und Umbenennen in den Fontnamen mit der Extension »PF«. Heißt also der Font QHELVET.FNT, so erhält die Fontsteuerdatei den Namen HELVET.PF. Ändern Sie diese Datei gemäß obiger Syntax mit einem Texteditor oder That's Write einfach ab. Speichern Sie die Datei (WICHTIG:) im ASCII-Format. Verlassen Sie den Editor. Löschen Sie die Datei »PFLIST«. Starten Sie That's Write neu. Die Datei »PFLIST« erzeugt That's Write beim Programmstart neu. Unter Fonts-Laden erscheint nun der Fontname, wie Sie ihn in die Fontsteuerdatei eingetragen haben.

Der Ausdruck von Vektorfonts erfolgt ausschließlich im Grafikmodus Ihres Druckers; somit ist die Druckgeschwindigkeit geringer als bei Download- oder druckereigenen Schriften. Dafür sind Vektorfonts auf jedem Drucker auflösungsunabhängig verwendbar. Der Text erhält dadurch auf einem Nadeldrucker dasselbe Aussehen wie auf einem Laserdrucker, natürlich in unterschiedlicher Druckqualität. Eine weitere Vektorfont-Eigenschaft ist das Kerning, sozusagen eine Steigerung von Proportionalschrift. Der Abstand der Buchstaben zueinander hängt hier von deren jeweiliger Form ab. »T« und »V« dürfen beispielsweise einen nachfolgenden Kleinbuchstaben überdecken: »Toast« »Vater«. Das Schriftbild erscheint so noch deutlich ausgewogener. Anwenderfreundlich gibt sich die Fontverwaltung außerdem: Nicht benutzte Fonts löschen Sie mit einem einzigen Mausklick. Aus dem Vektorfont berechnet That's Write 3 nach dem Laden den entsprechenden Bildschirmzeichensatz, den Sie durch Auswahl aus der Fontliste aktivieren. Dies verlangt bei jedem Font etwas Rechenzeit, die durch ein intelligentes Font-Cache-System drastisch reduziert wurde, das häufig benutzte Fonts auf Festplatte zwischenspeichert. Sie haben die Wahl, bis zu welcher Punktgröße alle Fonts, eine Fontfamilie oder ein Stil in diesen Cache-Speicher einfließen sollen. Ein Cache-Speicher für die der Drucker-Auflösung entsprechende Font-Umrechnung ist leider nicht vorgesehen. Dieser würde aber auch, auflösungsbedingt, erheblich mehr Festplatten-Freiraum in Anspruch nehmen. So reicht die Zeit zwischen Druckbefehl und physischem Ausdruck zwar nicht für eine ganze Tasse, jedoch für einen Schluck Kaffee. Für weitere Ausdrucke behält That's Write optional den Druckerfont bis zur Beendigung Programmes im Gedächtnis.

Lang, lang ersehnt und endlich verwirklicht: Schrift neben und sogar auf Grafiken, die That's Write allerdings nach wie vor ausschließlich im GEM-Image-Format importiert. Zur Beschriftung von Grafiken ist der Text in der Höhe zeilengebunden, also nicht frei positionierbar, was meines Erachtens jedoch nicht ins Gewicht fällt. Schließlich vermag der Anwender die Beschriftung in einer Grafik selbst vorzunehmen. Gerade hier wäre das GEM-Vektorformat von Vorteil für die größenunabhängig optimale Wiedergabe der Beschriftung einer Grafik nach der Skalierung innerhalb von That's Write 3.

Der Rechtschreibkorrektur wurde ebenfalls gründlich überarbeitet. Die Optimierung bezieht sich zum einen auf eine »gute Abstimmung der Wortlisten«, wie das Handbuch verspricht. Nicht eine hohe Zahl an Einträgen macht den Wert einer Rechtschreibkorrektur aus, sondern die Anzahl »allgemein sinnvoller Worte«. Der Speicherplatzbedarf wurde auf ca. 340 KByte halbiert. Ein Ausschnitt im Korrekturfenster stellt jetzt ein gefundenes Wort im Textzusammenhang dar. Oft vermag der Anwender erst so zu erkennen, ob es sich um einen Fehler handelt. Das Korrekturfenster zeigt allerdings den Text nicht in der Breite, mit der er im normalen Textfenster erscheint, so daß der Anwender u. U. den Ausschnitt zu verschieben hat.

Bild 3. Die Gesamtkorrektur erzeugt eine Liste aller Fehlerstellen
Bild 4. Wörterbücher bearbeiten direkt in That's Write

Neu ist das Textwörterbuch, das Begriffe aufnimmt, die nur im gerade bearbeiteten Text Vorkommen und somit nicht in eines der Zusatzwörterbücher zu übernehmen sind. Das Textwörterbuch speichert That's Write 3 gemeinsam mit dem Text. Eine Offline-Korrektur bietet die Funktion »Gesamtkorrektur«. Das Korrekturmodul durchforstet den gesamten Text ohne Zwischenstopp und zeigt anschließend eine Gesamtliste mit den gefundenen Fehlern an, die dann ohne Wartezeit zu bearbeiten ist. Die Wartezeit, während derer That's Write 3 den Text durchsucht, fällt somit en bloc an, so daß Ihnen die Zwischenzeit für andere Tätigkeiten zur Verfügung steht. Sie haben nicht, wie bei der Online-Korrektur, jedesmal zu warten, bis That's Write 3 das nächste Wort bemäkelt. Die Gesamtkorrektur dieses Textes dauerte auf meinem Standard-8MHz-Mega ST4 etwa zwei Minuten.

Ihre Zusatzwörterbücher bearbeiten Sie jetzt intern aus That's Write 3. Es erscheint ein Fenster mit den alphabetisch geordneten Wörterbuchbegriffen, die Sie nach Doppelklick verändern und mit Trennstellen versehen. Sollten Sie ein Wort anders trennen wollen, als das in komprimierter Form vorliegende Grundwörterbuch vorsieht, so nehmen Sie es in ein Zusatzwörterbuch auf und versehen es mit Ihren Wunsch-Trennstellen. Ähnlich löschen Sie ein Wort aus dem nicht zu verändernden, da komprimierten, Grundwörterbuch: fügen Sie es mit vorangestelltem »A« in ein Zusatzwörterbuch ein.

Absatzlayouts erlauben nun »Folgelayouts«. Schreiben Sie also einen Absatz beispielsweise mit Layout »An«, dem das Folgelayout »Ao« zugeordnet ist, so wechselt That's Write 3 im nachfolgenden Absatz selbsttätig zum Absatzlayout »Ao«. Außerdem bestimmen Sie auf Wunsch, daß bei Verwendung eines Absatzlayouts ein fester Seitenumbruch zu erfolgen hat.Beabsichtigen Sie, an mehreren Absatzlayouts Änderungen vorzunehmen, so ist immer noch nach Änderung jedes einzelnen Layouts ein Klick auf »OK« und der erneute Aufruf des Layout-Dialogfensters vonnöten, bevor Sie das nächste Layout ändern. Das finde ich recht ärgerlich, beispielsweise beim Verändern des Absatzabstands aller verwendeten Layouts. Ein Im- und Exportfilter erlaubt jetzt Sichern und Laden von Fremdformaten, allerdings derzeit lediglich ASCII-Formate verschiedener Rechnerplattformen. Hier ist in Zukunft mit weiteren Formaten zu rechnen. Im Lieferumfang befindet sich ein stark erweiterter Dateiselektor. Dieser erlaubt, neben einigen anderen Features, die Anzeige von Kommentar und Autor von That's Write-Dokumenten, also dessen, was Sie im Textinformations-Fenster eines Textes eingegeben haben. So erfahren Sie schnell, was ein Text beinhaltet, ohne diesen zu laden. Auch die anderen Funktionen des Dateiselektors sind nicht von Pappe: Für jedes Programm ist beispielsweise die Definition von zugehörigen Verzeichnissen vorgesehen. Dateisuche und Ordner-Baum-Anzeige sind weitere Funktionen. Der modulare Aufbau erlaubt es, nicht benötigte Funktionen beim Laden zu ignorieren, was allerdings kaum zu Speicherplatzersparnis führt. Und so lautet das Fazit für das neue That's write 3.0: Hoher Attraktivitätszuwachs durch Vektorfonts und Grafikeinbindung und verschiedene Verbesserungen im Detail. (wk)

TOS-INFO

Name: That's Write 3
Hersteller: Compo Software
Preis: Basis-Update 99 Mark, Multifont-Update 199 Mark


Jochen Krölls
Aus: TOS 07 / 1993, Seite 90

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