Alte Keyboard-Dinosaurier wie Minimoog, Hohner Clavinet und Hammond B3 stehen zur Zeit hoch im Kurs. Im Zeitalter der »cleanen« Digitalsynthesizer schätzen viele den rauhen Charme der frühen Geräte und deren herausragende, direkte Eingriffsmöglichkeiten in den Klangablauf. Doch sind die »Alten« selten zu haben oder teuer, meistens enorm schwer und viel zu häufig nicht stimmstabil.
Abhilfe schafft da E-mus neuester Streich, der Vintage Keys. Er enthält eine große Auswahl von Samples angesagter Oldies wie die bereits genannten Minimoog, B3 und Clavinet. Aber auch das gute alte Mellotron und einige DX7-Samples sowie zahlreiche Drum-Sounds fanden ihren Weg in den 32stimmigen Vintage Keys. Der Vintage Keys bietet Platz für 384 Programs, davon 128 ROM Presets, jedem Program lassen sich zwei »Instruments« zuordnen, jedes Preset läßt sich nochmals mit drei weiteren Programs koppeln, so daß komplexe Klangstrukturen entstehen. Wichtigstes Requisit des Vintage Keys ist sicherlich der digitale Tiefpaß-Filter, der entweder mit einer Flankensteilheit von 12 oder 24 dB zu Werke geht. Analogfetischisten blicken ohne Frage mit besonderem Interesse auf die Resonanzfähigkeit der Filter, die in großem Maße zur Authentizität der digitalen Analogimitate beiträgt. Die Filter des E-mu klingen gut, ohne dabei allerdings den Biß der Oldies zu entwickeln.
Der E-mu Vintage vermag sowohl in Hinsicht auf Soundauswahl als auch -qualität voll und ganz zu überzeugen. Für ca. 2000 Mark ist er ein idealer Expander für alle Musiker, die immer mal wieder »schnell« einen analogen Sound benötigen und dabei getrost auf 100%ige Authentizität verzichten können. Einziger Wermutstropfen des ansonsten rundum gelungenen Oldie-Imitats: Bei E-mu versäumte man es leider, dem Vintage-Keys neben den sehr modern klingenden Drum-Sounds auch noch ein paar Drum-Oldtimer wie Fricke („Bumm-Tschick...") oder Linn zu spendieren. (Kai Schwirzke/wk)