Die mittlerweile in der Version 3.0 erschienene Textverarbeitung läßt sich durch ihr modulares Konzept den persönlichen Bedürfnissen des Anwenders anpassen. Neben Sprach-Modulen, die meist aus Wörterbuch und Thesaurus bestehen, gibt es für den Anwender Zusatz-Pakete wie »Autosave«, »Labels«, »Barcode«, »Index«, »FlexText«, und »Interaktiver Formeleditor«.
Bevor wir uns den einzelnen Modulen widmen, noch kurz die Änderungen in der Version 3.0. Zunächst fällt die deutlich höhere Geschwindigkeit des Bildschirmaufbaus auf. Immer noch zu zögerlich scrollt aber der Cursor vertikal - eine Eigenschaft, mit der auch andere Textprogramme zu kämpfen haben. Unerträglich langsam blieb die Druckdatenübertragung. Die Ursache ist Calligraphers Druckkonzept - die Verwendung von GDOS-Treibern. Verfügen Sie über einen Drucker, der komprimierte Druckdaten verarbeitet, reduziert sich zwar die Laser-Druckzeit nach Angaben von Working Title auf etwa 45 Sekunden je Seite. Selbst ein Laserdrucker, der nur vier Seiten je Minute schafft, gerät hierbei ins Gähnen und ist durch die Übertragungsgeschwindigkeit nur zu einem Drittel ausgenutzt. Working Title plant derzeit nicht, dieses Druckkonzept zu verlassen, da es zweifellos Vorteile besitzt, etwa die Verfügbarkeit von Treibern für exotische Drucker oder FAX-Modems.
Hinweise in den Drop-Down-Menüs verraten, wie Programmfunktionen auch über Tastatur zu bedienen sind. Auf die Installation von GDOS dürfen Sie für Calligrapher nun verzichten, »es kann also auch ein beliebiges GDOS verwendet werden«, so das Handbuch. MiNT und MultiGEM vertragen sich nun mit Calligrapher, TT-RAM findet ebenfalls Unterstützung. Der Kommunikation mit anderen Rechner-Welten steht durch Im- und Export von Dokumenten im RTF-Format nichts im Wege, und durch Zusammenarbeit mit Junior/Tele Office trägt Calligrapher dem FAX-Zeitalter Rechnung.
Doch nun zu den Modulen, die, abwärtskompatibel, auch mit älteren Calligrapher-Versionen Zusammenarbeiten. Das »Labels«-Modul füllt das Druckpapier mit Etikett-Drucken aus. Das Etikett, das auch Grafiken enthalten darf, entwerfen Sie einmalig. In Verbindung mit der Serienbrieffunktion drucken Sie so überaus praktisch Adressenetiketten aus. Eine einfache Rechenfunktion numeriert Etiketten durchgehend, z.B. für Seriennummern. »Barcode« beherrscht 15 internationale Barcodes, die im Handbuch ausführlich erläutert sind. Sogar der Programmier-Code für Video-Recorder ist vertreten. Barcode erzeugt eine GEM-Vektorgraphik mit dem gewünschten Barcode und fragt, ob Sie diese, wie jede andere GEM-Grafikdatei zu importieren wünschen.
Großes Lob verdient »Index«. Es versieht Ihren Text mit Querverweisen, Inhalts- oder Indexverzeichnis. Dies geschieht denkbar einfach mittels der Bindeglieder »Handle« und »Pointer«. Versehen Sie die Textstelle, auf die Sie zu verweisen wünschen, mit einem Handle, dem Sie gleichzeitig einen Namen zur Identifizierung zuordnen. An anderer Stelle fügen Sie einen Pointer (Zeiger) ein, um auf die mit dem Handle versehene Textstelle mit der korrespondierenden Seitennummer hinzuweisen. Zum Erzeugen eines Index- oder Inhaltsverzeichnisses versehen Sie mehrere gleiche Begriffe eines Textes mit demselben Handle und lassen dieses zusätzlich in die »Handleliste« eintragen. Aus dieser erzeugt Calligrapher später das Index- oder Inhaltsverzeichnis und fügt dort die korrespondierenden Pointer ein. Einen Pointer stellt Calligrapher zunächst als Fragezeichen dar. Dieses ersetzt Calligrapher später auf den Befehl »Update Bindeglieder« durch die aktuellen, korrespondierenden Seitenzahlen. Sollte sich die Textaufteilung durch Einfügungen oder Löschungen ändern, aktualisiert »Update Bindeglieder« die Pointer erneut. »Flextext« schmiegt Text an gerade und beliebig geschwungene Linien sowie Innen- und Außenseiten von Kreisen an. Spielend entwerfen Sie geschwungene Überschriften und interessante Effekte, die Calligrapher als GEM-Vektorgrafik ablegt.
Das »Sprachen-Paket« umfaßt Wörterbuch, Thesaurus und Grammatikcheck für British English, Wörterbücher und Thesauri für US-Englisch, Französisch und Spanisch sowie Wörterbücher in Italienisch und Katalanisch. Dokumente, die mehrere Sprachen gemischt enthalten, korrigiert Calligrapher in einem Durchgang bei Verwendung mehrerer Wörterbücher gleichzeitig. Kommen wir zum »Grammar-Checker«. Er durchforstet Ihren Text wahlweise nach Fehlern im engsten Sinne (Error), Fehlern, die, so das Handbuch, »aber auch Teil Ihres persönlichen Stils sein können« (Suggestion), unnötigen oder redundanten Wörtern (Reduction), »Regeln, die besonders formale Texte betreffen« (Formal), sowie Wörtern mit den Endungen »ise«, bzw. »ize«, die nicht gleichzeitig in einem Text erscheinen sollten, da erstere dem Britischen und letztere dem US-Englisch zuzuschreiben sind. Stößt der Checker auf eine ihm nicht genehme Textstelle, so erscheint diese mit Beschreibung der Fehlerart und Alternativvorschlag im Checker-Fenster.
Sie haben jetzt die Wahl, den Fehler im Einzelfall oder im gesamten Dokument zu korrigieren oder zu ignorieren. Der Checker erlaubt das Ergänzen von Regeln (Learn). Ihrer Ansicht nach überflüssige Regeln entfernen Sie durch »Forget«. Das Handbuch-Kapitel über die »Anpassung der Regeln« macht die Funktionsweise des Checkers deutlich. Er sucht nach vorgegebenen Wortkombinationen, denen ein bestimmter Fehlertyp zugeordnet ist. Diese Wortkombinationen dürfen Wildcards enthalten, so daß sie auf mehrere Fälle anwendbar sind. Häufig erscheint der Hinweis auf Wörter, die der Autor möglicherweise verwechselt hat: than/ then, anxious/eager, amount of/ number of, meet/meat u. ä. Die Anwendung dieses Systems verdeutlicht seine Grenzen.
Die Verwendung des Checkers ist meines Erachtens nur dann zu empfehlen, wenn der Anwender der verwendeten Sprache - in diesem Fall Englisch - weitgehend mächtig ist. Andernfalls führt der Checker unweigerlich zu Verunsicherung, da viele Meldungen auch an stilistisch und grammatikalisch einwandfreien Textpassagen erscheinen. Die Regeln sind zwar änderbar, dies ist jedoch nur Fortgeschrittenen zuzutrauen (zuzumuten). Andererseits deckt der Checker typische Flüchtigkeitsfehler auf. Die Zusatz-Module werten Calligrapher erheblich auf. Mit verbesserten und beschleunigten Grundfunktionen mag Calligrapher sich zu einem noch ernsteren Konkurrenten mausern. (wk)
Working Title, Lilienweg 12, 5300 Bonn 1
Name: Calligrapher 3.0, Module
Hersteller: Working Title
Preis: Calligrapher 3.0 398 Mark, Formeleditor 79 Mark, Business-Paket 79 Mark, Sprachen-Paket 99 Mark, zusammen mit Autosave, Labels, Barcode, Index und Flextext im Gold-Paket 198 Mark.