Das passende Modell für jeden Anwender: Richtig einsteigen

Jedem das Seine, mir einen Atari-Computer. So denken viele Computer-Einsteiger oder haben so in letzter Zeit gedacht bzw. denken lassen (Schönen Gruß an den Weihnachtsmann). Alle, die ihre Entscheidung schon getroffen haben, finden auf den nächsten Seiten viele Anregungen zum ersten praktischen Umgang mit dem Rechner. Die anderen, die noch zögern, lade ich ein, sich mit mir einige Gedanken über »den Richtigen« zu machen.

Die Frage nach dem »richtigen Computer für mich« ist die häufigste, die ein angehender Computer-Besitzer stellt. Selbst alte Hasen in Sachen Computerei fragen sich mit schöner Regelmäßigkeit alle zwei bis drei Jahre, ob der alte denn wohl immer noch der richtige...

Lassen Sie sich nicht verrückt machen. Bereits seit einigen Jahren sind die meisten Computer wesentlich leistungsfähiger als Ihre Besitzer. Man muß nicht immer dem neuesten Modell hinterherjagen, solange man mit der vorhandenen Leistung im Prinzip zufrieden ist. Und letztendlich entschiedet über die Qualität eines Computers weniger die vorhandene Hardware als vielmehr die genutzte Software. Nehmen Sie mich als Beispiel. Alles, was Sie im Zusammenhang mit meinem Namen in der TOS lesen, läuft durch einige Programme, die fast alle bereits seit 1987 auf meinem Uralt-Mega ST installiert sind. In diesem speziellen Fall kommt es nicht auf Geschwindigkeit und nackte Rechenleistung, sondern auf Bedienungskomfort und altgewohnte Handgriffe, pardon Tastendrücke an. Das soll natürlich nicht heißen, daß mir nicht auch TOS-Computer der neuesten Generation zur Verfügung stehen, aber eben für einen anderen Zweck, nämlich den Test neuester Software. Jeder Computer für seinen geeigneten Zweck.

Nehmen wir beispielsweise den Atari TT, in meiner Version mit Großbildschirm und zweitem Monitor, zusätzlichen Massenspeichern und diversen anderen hübschen Extras, hochgetuned bis zum geht nicht mehr. An diesem Rechnersystem will ich Erkenntnisse gewinnen über die Leistungsfähigkeit von Raytracing-Software, EBV- und DTP-Systemen oder Datenbanken, die sich im professionellen Einsatz bewähren wollen. Natürlich geht es hier um Rechenleistung pur und nichts ist dafür besser geeignet als Ataris Flagschiff.

Ganz anders sieht es aus beim Thema Falcon 030. Der ausführliche Test in der TOS 12/92 hat bereits gezeigt, wo die Einsatzbereiche dieses Computers liegen. Von den technischen Daten zwischen Mega STE und TT angesiedelt, prahlt dieser Neuling vor allem mit seinen Grafik- und Soundfähigkeiten. Derzeit dürfte das größte Problem wohl darin bestehen, Software zu finden, die diese neuen Features wirklich ausnutzt. Nur wenige Programme sind bereits an die Neuerungen angepaßt. Denn lauffähig auf dem Falcon 030 bedeutet noch nicht, daß der Einsatz auf diesem Rechner auch wirklich Sinn macht. Bewegen sich Ihre Anwendungen in Richtung Farbgrafik, Video oder Musik im weitesten Sinne, dann bietet Ihnen der Falcon 030 die zukunftsträchtige und geeignete Basis.

Wer nur Textverarbeitung betreiben möchte oder sich ganz allgemein vorwiegend im Schwarz-weiß-Bereich aufhält und zudem nicht die Rechenpower eines TT benötigt, der ist mit den bisherigen Mega STE- und 1040 STE-Modellen am besten bedient. Die Geräte sind erprobt leistungsfähig und mit Sicherheit schneller als jeder Normalanwender das benötigt. Es gibt also keinen Grund, über diese scheinbar veralteten Geräte die Nase zu rümpfen. Im Gegenteil -freuen Sie sich über manches gelungene Schnäppchen, das Ihnen überhektische Fortschrittsjünger ermöglichen.

Womit wir eigentlich fast zwangsläufig beim Thema »Gebrauchte« sind. Um einen bekannten Werbespruch zu zitieren: »Daß Sie ihn gebraucht gekauft haben, wissen nur Sie«. Natürlich blüht bei einer Rechnerfamilie, die seit nunmehr sieben Jahren auf dem Markt ist, ein lebhafter Gebrauchtgerätemarkt. Aber der große Vorteil eines Computers ist seine digitale Einfachheit: Er funktioniert oder er funktioniert nicht. Wenn Sie beim Einschalten keine Unregelmäßigkeiten feststellen und das Ding die erste Viertelstunde ohne Mucken überstanden hat, dann müßte es schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich ausgerechnet in der nächsten Viertelstunde der Rechner in Rauch auflösen sollte. Gut, ein Problem kann immer auftreten, aber das ist bei einem neuen Gerät genauso möglich.

Auch die Aufrüstung alter Betriebssystemversionen und die Nachrüstung von Hardware ist für die älteren Geräte kein Thema. Ob es um das neue TOS 2.06 geht, ein HD-Laufwerk oder mehr RAM: Alles Dinge, die auch einem älteren ST noch eine lange Lebensdauer garantieren. So kommt es letztlich nur darauf an, wie Sie selbst Ihre persönlichen Anforderungen bestimmen. Die passende Plattform finden Sie bei Atari allemal.


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 02 / 1993, Seite 14

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