Alles grau in grau? Schwarzweiß-Malerei mit Papillon

Wer den zeichnenden Schmetterling an einem Schwarzweiß-Monitor betreibt, muß deswegen noch lange nicht mit dem Grauschleier kämpfen. Konvertierung von farbigen Grafiken in die monochrome Darstellung, umfangreiche Graustufenoperationen und ein paar weitere Tricks bringen Interessantes zu Tage.

Nachdem Sie in der letzten Ausgabe zusammen mit Papillon die ersten Schritte in die Welt der Farbe gesetzt haben, nützen Sie heute die speziellen Fähigkeiten der monochromen Bildbearbeitung. Daß Sie hierbei ebenfalls auf farbige Grafiken zurückgreifen dürfen, ist Ihnen ja schon bekannt. Die monochrome Wiedergabe der Farbbilder geschieht anhand spezieller Rasterverfahren, deren Einstellung Sie im Menü »Graustufen« unter »Darstellung setzen...« vornehmen. Wählen Sie hier das erste Darstellungsverfahren und laden Sie anschließend eine Farbgrafik, zum Beispiel das Bild »Erdbeere.IFF«. Diese Grafik im Amiga-Format liegt als Demo dem Programm bei und enthält im Original eine Palette aus 16 Farben, die nun als Grauabstufungen erscheinen. Das heißt, echte Graustufen erhalten Sie natürlich nicht, falls Sie nicht über einen mit entsprechenden Fähigkeiten ausgestatteten Monitor verfügen. Die einzelnen Grauwerte bestehen nur aus unterschiedlich dicht gesetzten Pixelanhäufungen. Falls Sie mir nicht glauben, klicken Sie einmal das Icon »Lupe« an, wählen einen Bildausschnitt und schauen sich diesen in der »4-fachen« Vergrößerung an. Verschieben Sie bei Bedarf mit den »Cursortasten« den Ausschnitt.

Genug Detektivarbeit geleistet, kehren Sie zur Normaldarstellung zurück und laden Sie die gleiche Grafik jeweils in den drei restlichen Darstellungsverfahren. Um die unterschiedlichen Ergebnisse zu vergleichen, setzten Sie die Bilder einfach neben- und untereinander. Die verschiedenen Ergebnisse der einzelnen Verfahren sollten Sie sich gut einprägen, denn die Schwarzweiß-Darstellung benötigen Sie nicht nur für die Farbkonvertierung. Öffnen Sie für die nächste Spielerei einmal ein reines Schwarzweißbild, also ohne Muster. Den gewünschten Bildteil schneiden Sie mit der Lassofunktion aus. Wie bei der berühmten Schlinge des Sergio Leone zieht sich die Blockmarkierung um den Inhalt zusammen, so daß Blockbegrenzung und Außenlinie des Bildteils nahezu identisch sind. Im Prinzip bietet die Funktion »Block aufziehen« in Verbindung mit »Alternate« denselben Effekt. Allerdings bleiben hierbei die Blockkonturen immer rechteckig bzw. bei zusätzlich gedrückter »Shift«-Taste quadratisch.

Den markierten Bildausschnitt sollten Sie per »Control-C« oder über »Bearbeiten/Kopieren« in das »Clipboard« befördern. Bitte verwechseln Sie diesen Puffer nicht mit dem »GEM-Clipboard«. Ist der gleichnamige Eintrag im Menü »Bearbeiten« durch ein Häkchen aktiviert, führen solche Aktionen zum Sichern des Blockinhaltes in einem entsprechend benannten Ordner Ihres Massenspeichers. Für Sicherheitsfanatiker oder zum Zwecke des Datenaustausches ganz praktisch, führt dies bei den folgenden Arbeitsschritten jedoch zum permanenten Rattern des Schreib/Lesekopfes und wer will das schon?

Bild 1. Gallischer Krieger, gefiltert und aufgehellt, beim Teutates!
Bild 2. Mächtig aufgeblähte Gartenfrüchte, für Papilion kaum ein Problem

Falls Sie beim Ausschneiden über den sichtbaren Fensterinhalt hinausgelangen, so scrollt Papillon die Bildfläche automatisch in die entsprechende Richtung. Manchmal ist es vorteilhafter, während des Markierens »Shift« zu drücken, damit der Mauscursor nicht erst bis zum Fensterrand Vordringen muß. Wissen Sie nicht so recht, welchen Bildteil Sie ausschneiden möchten, schauen Sie sich die Grafik in der »Seitenansicht« an und verschieben Sie den Fensterausschnitt über den gewünschten Bereich. Oder Sie schalten den Mauscursor per rechtem Mausklick auf das Handsymbol und verschieben das Bild bei gedrückter linker Taste direkt im Arbeitsfenster.

Den Inhalt des Clipboards fügen Sie in ein zuvor neu angelegtes Fenster mittels »Control v« ein. Der Menüeintrag »Einfügen in neues Bild« eignet sich hier weniger, da die aktive Arbeitsfläche dann genau auf die Größe des Blockes beschränkt ist. Ein Druck auf die Leertaste legt den Bildausschnitt ab, ohne ihn aus dem Puffer zu entfernen. Sie haben also solange Zugriff auf den Pufferinhalt, bis Sie ihn durch das Markieren und Kopieren/Ausschneiden eines Blockes neu belegen. Fügen Sie jetzt nochmals den Pufferinhalt in das neue Arbeitsfenster ein ohne ihn abzulegen. Klicken Sie danach den Eintrag »Graustufen/Filtermatrix« an (ist nur bei aktivem Block anwählbar). Mit diesem Befehl legen Sie praktisch einen Filter oder Weichzeichner über den Blockinhalt, dessen Auflösung Sie anhand der »Matrix« festlegen. Um es ganz grob auszudrücken: ]e höher die Differenz zwischen der mittleren Zahl und den acht umgebenden Ziffern, desto feiner der Filtereffekt. Übernehmen Sie einfach die Voreinstellung und starten Sie die Berechnung. In Bild 1a und b sehen Sie einen wohlbekannten gallischen Krieger im Original und als Weichling.

Den Sprüheffekt erhöhen Sie durch das Heraufsetzen der Durchläufe. Zum besseren Verständnis empfehle ich Ihnen, denselben (Original-)Block mit den unterschiedlichsten Einstellungen zu bearbeiten. Für diese und die folgenden Operationen ist übrigens die anfänglich erläuterte Schwarzweiß-Darstellung sehr wichtig. In unserem Fall sollte die erste, schnellere Wahlmöglichkeit aktiv sein. Aber auch hier heißt es ausprobieren. Besonders deutlich tritt der Unterschied bei der Einstellung »Halbtonschritt« zu Tage. Rufen Sie nochmals den originalen Pufferinhalt auf und wählen Sie »Histogramm ändern...« Dieser Befehl ändert, ebenfalls salopp ausgedrückt, den Kontrast des Bildteiles. Dabei steht jeder der 16 grauen Pixel aus der Diagonalen für einen Graustufenwert, mit denen Papillon intern rechnet. Beginnend mit Knopf 0=schwarz und endend mit 15=weiß.

Im Fall des Zaubertrank schlürfenden Helden habe ich für Bild 1c alle Schalter bzw. Graustufen auf Null (=Schwarz) gestellt, ein Blackout war die Folge. Hingegen ist für Bild 1e zuerst das Histogramm auf »Steigung 1« gesetzt und dann der Schalter Nr. 0 ganz links mit der Maus auf 1 gezogen. Im Klartext heißt das für Papillon: Alle rein schwarzen Pixel bitte um eine Graustufe heraufsetzen. Das führt wieder zu den Pixelanhäufungen, die eingangs schon Erwähnung fanden. Wenn Sie diese Graustufenoperationen mal mit rechteckigen Blöcken versuchen, sehen Sie deutlich den Unterschied.

Zum Abschluß noch eine praktische Anwendung des Ganzen. Bild 2 zeigt oben links die bereits ins Monochrome konvertierte Erdbeere. Diese nun mit der Funktion »Block aufziehen« ausschneiden und kopieren. Ja, schon recht, diesmal als rechteckigen Block, da sonst keine Größenskalierung möglich ist. Die Vergrößerung um den Faktor 1,5 über den Menüpunkt »Block/Skalieren« ist dann wohl nicht die Sahne auf der Erdbeere, wie sie unten links sehen. Also nochmals den Originalblock aufrufen, dann in der Filtermatrix die mittlere Ziffer auf 2 und den Rest auf 1 setzen und über »Abbruch« verlassen. Das Histogramm stellen Sie jetzt auf »Steigung 1«, Abbruch nicht vergessen. Wenn Sie nun unter »Blockgröße ändern« den Faktor 1,5 wählen und endlich mit »OK« starten, erhalten Sie schon ein recht gutes Ergebnis. Kopieren Sie diesen neuen Block ins Clipboard, ändern Sie die 2 in der Matrix auf 5 und die Steigung im Histogramm auf +1 und lassen beide Befehle hintereinander ablaufen. Das Ergebnis sieht schon besser aus, oder?

Etwas Konturaufarbeitung mit »Kubistischen Splines« und eventuellem Flächenfüllen runden die Erdbeere ab. Beachten Sie auch die Schwarzweiß-Darstellung. Ach übrigens, falls Sie eine Multitasking-Umgebung wie MultiGEM oder Mag!X besitzen, starten Sie Papillon zweimal parallel nebeneinander. Während links die ewig andauernden Berechnungen laufen, malen Sie rechts schon mal munter weiter. Und der Bildaustausch erfolgt über das GEM-Clipboard - einfach genial. (wk)


Andreas Wischerhoff
Aus: TOS 02 / 1993, Seite 68

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