Literaturverwaltung mit Editoren, Teil 2

Nachdem wir uns in der letzten Ausgabe bereits recht ausführlich mit den Grundlagen einer Literaturverwaltung mit Texteditoren befaßt haben, kommen wir heute endlich zur praktischen Seite. Auf der Diskette finden Sie das Tool »Live«, das speziell auf unsere Anwendungen zugeschnitten ist.

Von Martin Rost Wir hatten in der letzten Ausgabe schon festgestellt, welche Anforderungen an die Literaturverwaltung mit Editoren zu stellen sind. Neben den Fähigkeiten des Editors sind aber noch einige andere Funktionen sinnvoll, die in dem Tool »Live« zusammengefaßt sind. Doch vorweg noch einen Nachtrag zur Verwendung der Bodies, die wir beim letzten Mal besprochen haben.

Es ist ratsam, bei der Aufnahme von Titeln eine bestimmte Reihenfolge in der Notation des Bodies einzuhalten. Zum einen, weil wissenschaftliche Zeitschriften auf Einhaltung von Zitations- und Notations-Konventionen bestehen, zum anderen, weil so der vorhandene Literaturbestand weitgehend automatisiert in eine Datenbank übergeführt werden könnte, sollte sich irgendwann ein wirklich praxisgerechter Standard der Literaturverwaltung durchsetzen, an den man sich anschließen möchte. Eine typische Notationsfolge sähe folgendermaßen aus: Nachname, Vorname, Jahr, Titel, Band, Auflage, Ort, (Verlag).

Die im Vergleich zu Datenbanken geringere Suchgeschwindigkeit von Editoren und Textverarbeitungen ist kein entscheidender Nachteil bei privaten Anwendungen, wie ich bereits anmerkte. Schwerer wiegt schon, daß komplizierte Selektionsangaben in Datenbanken im allgemeinen leicht zu formulieren sind, in Editoren muß man für mehrstufige Selektionen mehrere Durchläufe starten, exotische Bedingungen sind nur umständlich und mit Hilfe von Programmierkenntnissen zu formulieren. Der meiner Ansicht nach einzige wirkliche Nachteil von Literaturverwaltungen in Editoren besteht jedoch darin, daß es im Vergleich zu einer Literaturdatenbank arbeitsaufwendig ist, den einmal festgelegten Standard der Titelnotationen zu verändern. Erkennt eine wissenschaftliche Zeitschrift die Standard-Notation ihrer Profession nicht an und bevorzugt ein anderes Literatur-Notations-Format, dann heißt es, die Kenntnisse in Basic-Stringfummeleien wieder zu aktivieren. Es lohnt also insofern auch für diesen Fall, einen durchgängigen Notationsstandard einzuhalten.

Das erwähnte Basic-Programm LIVE macht die angeführten Nachteile von in Editoren-gepflegten Literaturlisten erträglich: Es bietet zur Zeit drei Funktionen: Recherchieren, alphabetisch sortieren und Aufbereiten roher Literaturlisten. Die Recherche-Funktion erlaubt die Zusammenstellung von Records anhand eines Musterstrings, wobei man sich dafür entscheiden kann, ob die zusammengestellte Datei mit oder ohne Footer ausgegeben werden soll. Literaturlisten lassen sich außerdem sortieren, was es gestattet, neue Literatureinträge gesammelt und unsortiert einfach an das Ende einer Literaturdatei anzufügen. Ebenso einfach ergänzen Sie »rohe« Literaturlisten automatisch mit einem Footer, was die Aufbereitung solcher Listen erleichtert.

Erfahrene Anwender messen den Erfolg von Literaturverwaltungsprogrammen an deren Ex- und Importmöglichkeiten sowie an der Ausgabequalität. Und genau bei diesen Kriterien schneiden Datenbankprogramme im Vergleich zu Editoren und Textverarbeitungen schlecht ab. Der Schritt eines kompletten Exports von einer bereits vorhandenen Literatur-Datenbank zu einer reinen Textversion ist nicht leicht zu vollziehen. Diesen Schritt zu machen fiel mir schwer und ich fuhr aus Unsicherheit und trotz bester Erfahrungen eine Zeitlang zweigleisig. Nachdem ich ihn aber getan hatte, stellte ich fest, daß mit dieser Umorganisation der Literaturverwaltung hin zur reinen Textdatei überhaupt erst eine effektive Nutzung meiner Literatursammlung möglich wurde. Vorher war meine Literaturdatei eine tote Sammlung, die ich allerdings schön fix durchforsten konnte. Jetzt ist sie zu einer inspirierenden, sprudelnden, unverzichtbaren Informationsquelle geworden. Die Leistungsfähigkeit dieser Art der Literaturdatenverwaltung erschließt sich einem nicht theoretisch, sondern erst im praktischen Umgang, etwa während des Schreibens eines Artikels oder dem Lesen eines Buches. (wk)


Martin Rost
Aus: TOS 01 / 1993, Seite 74

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