Gewußt wo! Gewußt wie! Literaturdatenbank mit Phönix

Goethe ließ noch Wagner im Faust sagen: »Zwar weiß ich viel, doch möcht’ ich alles wissen«, doch heute klingt dieser Satz vermessen. Etwa alle zehn Jahre verdoppelt sich das Wissen der Menschheit. Wie soll man das noch bewältigen?

Bild 1. Per Steuermaske direkt zum Ziel

Heutzutage gilt der Ausspruch des Philosophen F. Bacon, »Wissen ist Macht« in unserer Leistungsgesellschaft mehr denn je. Was also tun? Wir müssen dem »Gewußt wo?« sehr viel mehr Aufmerksamkeit widmen als das gemeinhin gelehrt wird. Und dabei helfen gut durchdachte Datenbanken.

Mit diesem »Gewußt wo?« läßt sich aber auch Geld verdienen. So beschäftigt sich z.B. der Verlag Medline, USA, mit Veröffentlichungen zur Humanmedizin. Regelmäßig werden aus ca. 3.500 Zeitschriften (international) Informationen zusammengestellt, die in einer Datenbank (desselben Verlags) verarbeitet werden. In der BRD sind die Medline-Recherchen von D1MDI, Köln, oder dem Springer-Verlag, Berlin, zu beziehen. Eine zugehörige Datenbank ist für MS-DOS-Rechner konzipiert. Die Informationsfülle wird aus dem Lieferumfang ersichtlich: ein CD-ROM je Halbjahr.

Doch kommen wir zur Praxis. Im Kreiskrankenhaus Calw gibt es einen jungen Assistenzarzt (in chirurgischer Fachausbildung), der eines Tages die Aufgabe gestellt bekam, aus der Medline-Informationsfülle den für die Chirurgie interessanten Teil herauszufiltern. Diese Medline-Teildatenbank soll in einem Rechner auf dem Schreibtisch des Chefs (und hoffentlich auch auf einem der Abteilungsrechner) verfügbar sein. Die Total-Medline-Datenbank befindet sich in der Krankenhausapotheke.

Am Anfang stand natürlich die Frage nach dem sinnvollsten Datenbankprogramm. Sie wurde mit Phönix beantwortet, weil unser Doktor einen Atari besitzt, Phönix schnell ist und in Kürze auch für MS-DOS-Rechner verfügbar sein wird. Außerdem sind Benutzerhilfen programmierbar.

Die nächsten Gedanken widmeten sich der Gestaltung einer Benutzerführung, die auch Nicht-Experten sicher durch ihre Arbeit führt. Und hier liegt der eigentliche Clou des entstandenen Werkes. Die Datenbank kennt nämlich neben Arbeits- auch Steuermasken. Nach dem Start erhalten Sie z.B. eine Steuermaske (vgl. Bild 1). Sie füllt den ganzen Bildschirm aus, Tabellenbox und Funktionstastenleiste bleiben unsichtbar. In der Maske befinden sich vier Verzweigungsknöpfe, je nachdem, wie es weiter gehen soll, sowie ein Hilfe- und ein Ende-Knopf. Die Knöpfe rufen Batch-Dateien mit vordefinierten Arbeitsgängen auf. Etwa: Rufe Steuer/Arbeitsmaske auf, importiere Med line-Datei, Daten eingeben/ändern/auswählen/ exportieren, Hilfe ansehen, zurück zur Aufrufmaske oder zum Phönix-Desktop. Die Batches könnten z.B. folgenden Inhalt haben:

AutoExec
Edit Name=Benutzer
Maximize
Import
Import File="c:\output.asc"
Imp="f:\db\asc.imp" Exclusive=true
Ändern
Edit Index=TI Name„"DS Ändern"
Maximize

Im Titel heißt es auch »Gewußt wie!« und das soll uns jetzt interessieren. Stellen Sie sich vor, Sie sollten eine Arbeit über ein bestimmtes Thema schreiben. Dann können Sie sich per Recherche, bezogen auf eine Titel- oder Schlagwortabfrage, die zugehörigen Datensätze suchen. Im Abfragemenü (Bild 2) wählen Sie »Titel-Bildschirm« und sehen sich diese Datensätze in der Selektionsmaske (Bild 3) an. Jetzt stellen Sie fest, daß Sie für Ihre Arbeit nur bestimmte Datensätze brauchen. Diese markieren Sie per »Datensätze selektieren« und geben sie z.B. als »Lit Liste« in eine Datei aus. Jede Textverarbeitung schluckt diese Datei zur weiteren Verwendung.

Merken Sie etwas? Eine Selektion aus der Selektion ist auch möglich. Reichen Ihnen die Informationen aus den Datensätzen nicht, sondern wollen Sie noch einzelne Aufsätze durchlesen, dann wählen Sie die Ausgabe »Bibliothek«. Auf einem angeschlossenen Drucker erhalten Sie eine Liste der selektierten Datensätze, geordnet nach Zeitschriften, mit dem Inhalt der Felder Zeitschrift, Autor und Titel. Schlagworte sind in solchen Komplettausgaben nicht notwendig, bleiben also unberücksichtigt.

Wie entwirft man nun eine solche Datenbank? Zunächst müssen Sie sich über die Feldgrößen klar werden. Im Bereich der Inhaltsangabe (hier AB: für Abstrakt) ist das nicht ganz einfach und muß Ihrem Einfallsreichtum überlassen bleiben. Dann entwerfen Sie die vorkommenden Arbeitsabläufe für die Steuermasken. Notieren Sie sich die vorzusehenden Knöpfe und zugehörigen Batchbezeichnungen.

Im Designer legen Sie nun zunächst die Tabelle(n) an. Denken Sie hier an ein Kennzeichenfeld für die Selektion der Selektion. Die Steuermasken bauen Sie nur unter Verwendung des Kennzeichenfeldes auf. Sie können z.B. eine Tabelle mit nur einem (Leer-)Feld anlegen und auf ihr die Steuermasken anlegen. Bei einem Batch in eine Tabelle darf dann aber der Verzweigungsbefehl »Tabelle=Tabellenname« nicht vergessen werden. Das Ausfüllen des ganzen Fensters erreicht man mit dem Batchbefehl »Maximize«. Das Anlegen der Aktionsknöpfe ist im Handbuch bzw. der Designer-Hilfe ausführlich beschrieben, so daß wir hier nicht weiter darauf eingehen. Knopfkästchen, wie in Bild 2 oder 3 benutzt, entstehen durch Anlegen eines weißen Feldes, eines Textes (Überschrift), der halb über die obere Feldgrenze gezogen wird, und Einsetzen der zugehörigen Aktionsknöpfe.

Bild 2. Über das Abfragemenü zu den Datensätzen

Tabellenmasken legen Sie wie gewohnt an. Die Größendefinition von Mehrzeilenfeldern für lange Texte hängt davon ab, ob Sie mit einem 12-Zoll-, 14-Zoll-oder Großbildschirm arbeiten. Der auf dem Bildschirm erscheinende Datensatz sollte nach Möglichkeit vollständig im Blickfeld sein. Leider gibt es im Designer noch nicht die Maskenattribute »Horizontaler Schieber« und »Vertikaler Schieber«. Trotzdem können Sie ein Feld auch kleiner als den zu erwartende Inhalt anlegen. Bei der Arbeit im Manager setzen Sie dann, falls der Text nicht vollständig sichtbar ist, den Cursor in die letzte Zeile und scrollen mit dem Abwärtspfeil.

Doch nun zur Selektion der Selektion. In Bild 3 dient dazu das Feld »Datensätze selektieren«. Es ist eine Checkbox-rechts. Bei Selektion wird in das Kennzeichenfeld (KeZi) ein Stern eingetragen, der noch zu sichern ist. Wollen Sie diese nachselektierten Datensätze ausgeben, muß der zugehörige Batch folgende Befehlssequenz enthalten:

...Query=KeZi...
Calculate...Query=KeZi Name=Löschen
Exclusive=true
Minimize

In der Rechendatei »Löschen« steht:

IF KeZi<>Null THEN
KeZi = Null;
END;

Die Punkte stehen für weitere Befehle. Query sorgt dafür, daß nur die nachselektierten Datensätze berücksichtigt werden, die Calculate-Routine löscht die gesetzten Markierungen (Sterne) nach der Ausgabe. Damit sind alle wichtigen Fakten zu dieser Medline-Datenbank, die gleichzeitig repräsentativ für die Verwirklichung von Literaturdatenbanken steht, vorgestellt. Sollten Sie an der Datenbank selbst oder weiteren Einzelheiten dazu interessiert sein, wenden Sie sich bitte an die nachstehend aufgeführte Adresse. (wk)

Dr. Kai Roy, Kreiskrankenhaus Calw - Chirurgie. Eduard Conz Straße 6, 7260 Calw

Bild 3. Eine Selektion in der Selektion ist möglich

Hans Körner
Aus: TOS 01 / 1993, Seite 64

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