Hilf, Samiel: Über Programm-Hilfen und wie man sie nutzt

Viele Programme bieten Anwender-Hilfen an, die die praktische Arbeit erleichtern sollen» Teils sind diese per Menüleiste aufzurufen, komfortabler über die Help-Taste und perfekt mit einem Hilfe-Knopf.

Hans Körner Solche Hilfen sollen es dem Anwender erlauben, nach den ersten Gehversuchen ohne bereit-liegendes Handbuch zu arbeiten. Wie ein schlechter Witz muß es dann anmuten, wenn auf dem Bildschirm eine Meldung erscheint wie: »Bitte lesen Sie im Handbuch, Seite xxx nach«. Und auch der Text: »Löscht die ausgewählte Datei« als Erläuterung zum »Löschen« im Dateimenü ist wenig hilfreich. Die beste Hilfe ist für mich ein gelungener Handbuch-Übungsteil (Tutorial), gepaart mit einem klaren Referenzteil und übersichtlichem Stichwortverzeichnis sowie eine klare Benutzerführung. Bezüglich Tutorial und Handbuch könnte sich mancher Autor ein Beispiel an »Phönix« nehmen. Ein Musterbeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, bietet das »Combase«-Handbuch.

Bei der Benutzerführung ist zwischenzeitlich einiges besser geworden, aber wirklich gute Hilfen sind noch immer sehr selten. Eine der ersten bot »Turbo-C«. Hier ist es möglich, aus einem Hilfetext (per Stichwort) in einen anderen zu verzweigen und so Einzeltexte übersichtlich zu halten. Diese Technik findet sich inzwischen in manch anderem Programm wieder.

An der Hilfe vorhandener Programme können wir Anwender nichts ändern. Hier ist man auf die Einsicht der Hersteller angewiesen. Anders sieht es bei Applikationen zu Datenbankprogrammen aus. Hier muß man als Entwickler selbst für Benutzerführung und Hilfestellungen sorgen.

Phönix bietet die derzeit wohl perfektesten Hilfe. Jederzeit ruft man über das Menu eine Stichworttabelle auf und verzweigt von dort zu den einzelnen Erläuterungen. Außerdem ist zu jeder aktiven Bearbeitung eine kontextsensitive Erläuterung abfragbar, per Menü beziehungsweise über die Help- oder Fl -Taste. Kontextsensitiv heißt dabei, daß sich die Hilfe auf die gerade benutzte Managerfunktion bezieht. Es ist sogar erlaubt, in einer Maske Hilfe-Knöpfe anzulegen, um dazugehörige eigene Hilfstexte aufzurufen.

Ein Hilfeknopf wird (per Designer) wie ein Aktionsknopf angelegt. In der Definitionsbox ist in »Text« die Knopfbeschriftung, in »Parameter« das zugehörige Stichwort einzutragen. In der Hilfedatenbank darf es nur einmal Vorkommen. Als Funktion ist »Benutzerhilfe« auszuwählen. Die Hilfetexte trägt man dann entweder in die geöffnete Hilfedatenbank als Datensätze ein oder importiert einfach ASCII-Text. Hilfezeilen sollten, ohne Attribute, maximal 45 Zeichen breit sein, und der Text eines Stichwortes darf 8 KByte nicht überschreiten. Als Attribute sind zugelassen:

@0 fett @1
@2 kursiv @3
@4 unterstrichen @5
@C outlined @D
@E hell @F
@u blau @v

Der vordere Ausdruck schaltet ein, der hintere aus. Attribute lassen sich auch kombinieren. Bei @0@4 Stichwort @5@1 erscheint »Stichwort« auf einem Schwarzweiß-Monitor fett unterstrichen und auf einem Farbbildschirm grün statt fett. @4@U Überschrift @V@5 sorgt bei »Überschrift« in Schwarzweiß für unterstrichene, in Farbe für blaue Darstellung. Überschriften sollten immer unterstrichen, Stichworte im Text, zu denen verzweigt werden darf, müssen fett unterstrichen sein. Hilfedateien müssen als ASCII gespeichert sein, also keinesfalls im Wordprozessor-Modus. Der Text wird sinnvollerweise zunächst ohne alle Attribut- und Trennzeichen geschrieben, denn sie bleiben beim Anzeigen unsichtbar. Hierauf sind die Attributzeichen einzusetzen, dann die Feldtrenner (nach der Überschrift) und zuletzt die Satztrenner (vor den Überschriften, nach der letzten Zeile, aber nicht vor der ersten Überschrift).

Bild 1. Eigene Hilfen lassen sich leicht in Combase integrieren

Phönix hat als Standard-Importparameter 13,10 für Datensatz Feld-Trennung sowie den Binär-Modus eingestellt. Diese Trenner passen nicht für Hilfedateien. Im Handbuch wird {} als Feld- und {{}} als Datensatztrenner vorgesehen. Als Modus muß ASCII gewählt sein.

Zum Importieren muß man die Manhelp-Datenbank offnen. Anschließend importieren Sie die selbstgeschriebene Hilfedatei. Als vorsichtiger Anwender werden Sie einen sichereren Weg wählen. Rufen Sie im Designer »Manhelp« auf, um es sogleich zu sichern. Dabei entsteht »Manhelp DBS«. Dies sollten Sie jetzt in »Meinhelp.DBS« umbenennen, mit dem Designer aufrufen und sichern. Dabei wird eine neue Datenbank angelegt. Jetzt starten Sieden Manager, stellen die richtigen Importparameter ein, öffnen die Meinhelp-Datenbank, importieren die Hilfedatei und lesen die Datensätze Korrektur. Stimmt alles, sollten Sie exportieren, die Datenbank schließen, Manhelp öffnen, die Exportdatei importieren, Manhelp schließen, Ihre eigene Applikation öffnen und die Hilfe-Knöpfe testen. Auch Combase läßt die Definition eigener Hilfeknöpfe und zugehöriger Texte zu. Sie sind während der Arbeit in einer Maske aufzurufen. Ein Hilfeknopf wird per Imt im Anlegen-Menü unter »Titel/Felder« festgelegt. Hier dürfen Sie außer den Funktionstasten auch <Alt>+<Taste> Kombinationen für eigene Knöpfe vergeben. Wählen wir etwa <Alt>+<H>, öffnet sich eine Dialogbox, in der Knopf-Name und Typ zu definieren sind. Nach Init-Ende per<Ctrl> plus Klick auf den Knopf in das sich öffnende Edit-Fenster geben Sie den Aufruf-Befehl ein: »SEND "Manual Open \ mein hei ptxt" SEND "Manual Research \tos-disk"« Dabei ist hinter »Manual Open« die Hilfedatei mit dem kompletten Pfad einzugeben. Der zweite Befehl bewirkt die Verzweigung in das zugehörige Stichwort. Diese Sache hat aber einen Haken. Wird nämlich das HiIfe-Fenster, wie üblich, mit der Close-Box (links oben) geschlossen, führt ein erneuter Klick in diesen oder einen anderen Hilfeknopf zu keinem Erfolg. Im Desktop erscheint vielmehr eine Hilfezeile, unter dem Namen des zuletzt angesehenen Stichworts, über die (mit Klick) dieses aufrufbar ist. Per Leertaste kommt man zu einer Stichworttabelle und kann dort ein anderes holen. Um Hilfe-Knöpfe auch mehrfach zu benutzen, müßte das Hilfe-Fenster mit <Ctr>+<Q> geschlossen werden und damit auch die Hilfedatei. Eigene Hilfedateien lassen sich ebenfalls schreiben. Stichworte müssen mit einem <$> beginnen. Combase legt automatisch einen alphabetisch sortierten Such-Index an. Sollen dort bestimmte Stichworte (ungleich der Sortierfolge) vorn stehen, muß ihnen ein oder mehrere ASCII-Zeichen kleiner <A> vorangestellt werden, zum Beispiel!, *, - oder ähnliche. Textattribute sind nicht erlaubt. Der Text darf Stichworte enthalten, zu denen verzweigt werden soll. Diese müssen mit einem beginnen und enden. Im Text sind sie invers dargestellt. Die selbstgeschriebene Hilfe muß man nicht in die Combase-Hilfe integrieren, sie läßt sich nachträglich hinzuladen.

Bild 2. Fast perfekt Hilfe per Stichwortliste und weiterer Verzweigung in Phönix

Wie schön wäre es doch, wenn man auch in »Adi-mens« oder einem ähnlichen Programm eine solche Hilfe aufrufen könnte. Die große Gemeinde der Nur-Anwender wurde sich mit Sicherheit freuen. Dazu ist nur ein externes Hilfe-PRG/ACC notwendig, das aus einer Dialogbox ein Ansprechen der Menüleiste oder Helptaste erlaubt. Extern-Accessories, mit denen man selbstgeschriebene Hilfen realisieren kann, sind beispielsweise: »1 st_Guide« von G. Vollbeding, »Hypertext« von -Soft und »TC_Help« von Borland. Alle drei versagen aber, wenn eine Dialogbox offen ist. Das liegt an einer Routine im GEM, die alle Fremdaktivitäten sperrt. Es mußte zwar möglich sein, dieses Flindernis zu umgehen, bisher habe ich aber noch niemanden gefunden, der bereit wäre, ein entsprechendes Hilfs-Tool zu schreiben. Vielleicht ist dieser Artikel eine Anregung dazu. (wk)



Aus: TOS 11 / 1992, Seite 76

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