Verwandlungskünstler: Dataformer, Datenkonvertierer von DMC

Seit der Ankündigung des Dataformer-Moduls für Calamus SL hoffen tausende von Anwendern auf das Ende der letzten DTP-Sorgen. Für unseren Test standen drei Versionen des Moduls zur Verfügung, die aktuellste war vom 26.6.92. In über 170 Stunden Praxistest wollten wir nun klaren, was der Dataformer wirklich kann, was er nicht kann und was man noch erwarten darf.

Bild 1. Ergebnis nach der Konvertierung ins BMP-Format

Der Lieferumfang des Testexemplars bestand aus einer Diskette und einer kopierten Loseblatt-Mini-Anleitung. Zwar gibt es bei dem Produkt für einen geübten Calamus SL-Anwender keinen Erklärungs-Bedarf, aber irgendwie fühlt sich der Käufer bei dieser kargen Präsentation einer fast 700 Mark teuren Software etwas enttäuscht. Der Wert liegt für den Anwender in der neuen Möglichkeit systemübergreifender Arbeit. Doch ganz so viel wie der Anwender hofft, ist leider nicht vorgesehen. Dataformer ist in der vorliegenden Version vom 26.6.92 eine Einbahnstraße. Lediglich Calamus SL-Dateien lassen sich für die Weiterverarbeitung in fremden Systemen konvertieren. Die Konvertierung fremder Text- und Bilddaten (oder gar ganzer Layouts) für die Weiterverarbeitung in Calamus ist entgegen immer wieder kursierender Gerüchte bis zu dieser Version nicht möglich. Auf der Diskette befinden sich die zwei Module »Dataformer Raster« und »Dataformer Vektor«, eine Readme-Datei und eine Setup-Datei, insgesamt knapp 125 KByte. In Calamus SL gestartet, präsentieren sich die Module als zweispaltiges Formular. Links selektiert man das gewünschte Zielformat, rechts stehen die formatspezifischen Einstellungen. Die Wahl des Formats bewirkt dementsprechend eine Veränderung der rechten Formular-Hälfte. Grundsätzlich können sowohl im Dataformer-Raster als auch im Dataformer-Vektor entweder komplette Seiten oder einzelne Rahmen konvertiert werden. Die vorgesehenen Formate entnehmen Sie bitte den Tabellen. Welchem Calamus SL-Anwender gehen bei solchen Exportmöglichkeiten nicht die Augen über! Aber leider erwies sich das Modul noch nicht als so praxistauglich, wie es die Angaben versprechen. Jedenfalls dann nicht, wenn man praxisnahe Bedingungen für den Test wählt. Hierunter ist der Datenaustausch zwischen Anwender und Kunden per Diskette zu verstehen. Insgesamt 173 Teststunden wurden für diesen Bericht mit dem Dataformer verbracht. Eine Testseite mit allen wichtigen Gestaltungs-Elementen (Text, GIF-Bild, IMG-Bild, CVG-Grafik, Linien mit unterschiedlichen Attributen, Rasterflächen etc.) wurde in zahlreiche Formate konvertiert. Dabei stellte sich heraus, daß qualitativ hochwertige Konvertierungen in großer Auflösung nicht nur sehr zeitintensiv sind, sondern auch große freie Festplatten-Partitionen erfordern. Es ist schon nervenaufreibend, nach zehnminütiger Wartezeit festzustellen, daß 20 MByte freie Festplatte nicht ausreichen. Doch selbst wenn der Platz reicht, wie sollen die Daten in den IBM-Rech-ner des Geschäftspartners gelangen, wenn er nicht mit dem Calamus-Anwender vernetzt ist? Per Modem oder ISDN? Welcher Geschäftspartner legt seinen Rechner für eine solche Übertragung lahm? Zeit ist Geld. Also müssen die Einstellungen so gewählt sein, daß man die Daten per Diskette transportieren kann. Solche portablen Dateien wurden in unzähligen geduldszehrenden Konvertierungs-(Nacht-)Stunden in unterschiedlichsten Formaten erzeugt und entweder auf Atari-Ebene durch Reimport in Calamus oder Arabesque oder auf einem 486er IBM-Kompatiblen in Pagemaker, Corel Draw oder Photostyler überprüft. Nach schlechten Ergebnissen der ersten Versionen wiederholten sich die Konvertierungen mit der jeweils neuesten Version. Die wichtigsten Dateien wurden auf Laser- oder Postscript-Thermotransferdrucker ausgegeben. Das Ergebnis dieses verzweifelten Einsatzes via Diskette kann man nur als verheerend bezeichnen. Die auf dem IBM-System getesteten Dateien wurden von Photostyler und Corel Draw fast nie akzeptiert. Pagemaker akzeptierte die gleichen Dateien in der Regel, brachte aber lediglich halbwegs brauchbare Einzelrahmen auf den Drucker. Texte waren durchweg qualitativ unbrauchbar. Auf Atari-Ebene brachten ebenfalls hauptsächlich Einzelrahmen gute Ergebnisse. Aber selbst hier gibt es schwere Fehler. Der Re-Import einer GEM-Metafile-Seite fördert Tests mit Super-Outlines zutage. Ganze Seiten werden lediglich ins CVG-Format fehlerfrei übersetzt, allerdings ohne Rastergrafiken. Zwar lassen sich so endlich ganze (Anzeigen-)Seiten wunderbar im Format variieren, aber das konnte nach etlichen Nachtschichten auch nicht mehr begeistern. Am Ende der Testreihen stand also große Enttäuschung.

Bild 2. Die Original Calamus-Seite vor der Konvertierung
Bild 3. Nach Konvertierung in GEM-Metafile

Da die Konvertierungen fast ausschließlich unbrauchbare Seitenexporte lieferten, ist es unmöglich, hier jeden einzelnen Fehler aufzuführen. Grundsätzlich bleibt festzustellen, daß man diskettenportable Rasterdateien nur dann gebrauchen kann, wenn man einzelne Rasterrahmen konvertiert oder eine Ausgabe-Auflösung wählt. Letzteres führt zu gigantischen, nur über Netz, ISDN oder Modem übertragbaren Dateien. Diskettengroße Dateien reduzieren Grafiken zu BTX-Bildchen und Texte zu abstrakten Pixelwüsten. Formate für andere Rechnersysteme lassen sich unter Umständen gar nicht oder nur von bestimmter Software lesen oder sind fehlerhaft. Ganzseitige Vektordateien sind fast immer fehlerhaft. Die Übertragung einzelner Rahmen führt hingegen bei einigen Formaten zu guten Ergebnissen. Die Einbindung der Rasterbilder ist noch nicht ausgereift.

Sehr gute Ergebnisse sind im CVG-Format zu erzielen. Rastergrafik-Elemente werden dabei allerdings nicht übertragen. Sehr schön ist die Möglichkeit, ganze Seiten als CVG zu exportieren und später in ein Layout einzubinden. Das erzeugte CVG-Format ist allerdings nicht lupenrein. Warum läßt sich beispielsweise eine im Dataformer erzeugte, recht kleine CVG-Datei nicht einmal in das hauseigene Programm TypeArt laden? Wie einzelne Ergebnisse der Testreihe aussehen, zeigt die Auswahl einiger Laser- bzw. Thermotransfer-Drucke, das jeweilige Format entnehmen Sie bitte den Bildunterschriften. Wem dient nun der Dataformer in der derzeitigen Version? Allen, die verschiedene Rechnersysteme im Netz betreiben und über ausreichende Festplattenkapazität verfügen. Allen, die die Zeit und Voraussetzung für größere Datenübertragung haben. Allen, die sich nur innerhalb der Atari-Welt bewegen und lediglich Teilrahmen konvertieren wollen oder Anzeigenseiten in CVGs wandeln möchten.

Bild 4. Nach Konvertierung ins TIFF-Format (1:1)
Bild 5. Das Dataformer Raster Formular
Bild 6. Das Dataformer Vektor Formular

Tabelle 1: Formate und Einstellungen im Dataformer Raster:

         
Calamus CRG Originalgröße 1:1 300dpi freie Konfiguration 1 oder 8 Planes
GEM IMAGE Originalgröße 1:1 300dpi freie Konfiguration
Enhanced Simplex Originalgröße 1:1 300dpi freie Konfig. 1, 8 oder 24 Planes Trennung R/G/B oder C/Y/M
GIF 87a Originalgröße 1:1 300dpi freie Konfiguration 8 oder 8-grau Planes
TIFF Originalgröße 1:1 300dpi freie Konfiguration 1, 8, 8-grau, 24 oder 32 Planes Intel (an/aus) Packen (an/aus)
PAINTBRUSH PCX Originalgröße 1:1 300dpi freie Konfig. 1, 8 oder 8-grau Planes
TARGA Originalgröße 1:1 300dpi freie Konfiguration 1, 8, 8-grau oder 24 Planes
IFF (ILBM) Originalgröße 1:1 300dpi freie Konfiguration 1, 4, 8 oder 8-grau Planes Packen (an/aus)
WINDOWS BITMAP Originalgröße 1:1 300dpi freie Konfig. 1, 8, 8-grau oder 24 Planes
STAD Originalgröße oder Anpassen
NEOCHROME Originalgröße oder Anpassen 4 oder 4-grau Planes
DEGAS Originalgröße oder Anpassen 1, 4 oder 4-grau Planes
DOODLE Originalgröße oder Anpassen
GFA BLOCKFORMAT Originalgröße oder Anpassen

Wem dient der Dataformer nicht? Allen, die ihren Kunden brauchbare Daten per Diskette überreichen möchten. Allen die Postscript-Printdateien erzeugen möchten, um den billigen Belichtungs-Service nebenan zu nutzen. Allen, die moderne Postscript-Hardware nutzen möchten. Und am allerwenigsten dem Image eines der besten DTP-Programme. Schnelles Handeln des Entwicklers ist jetzt gefragt. Es bleibt zu hoffen, daß der Dataformer in sehr naher Zukunft hält, was seine Funktionsauswahl verspricht. Daß endlich die Möglichkeit der Ansteuerung hochwertiger Postscript-Peripherie möglich wird und daß man endlich auch dem Datenimport mehr Aufmerksamkeit widmet. Nur so kann hervorragende Software die Marktposition erobern, die ihr gebührt. Und falls das Modul einmal das alles kann - es gibt auch noch andere Standard-Bildformate wie: CDR, WFN, PCC, CGM, PCI (wk)

DMC, Nelkenstr. 2, Postfach 89. 6229 Walluf

TOS-INFO

Name: Dataformer
Preis: 700 Mark
Hersteller: DMC

Tabelle 2: Formate und Einstellungen im Dataformer Vektor:

   
CALAMUS CVG A5, A4, A3, B5, Originalgröße, freie Konfiguration Flächen füllen (an/aus) Umriß (an/aus) Version (1.0/1.1)
GEM METAFILE A5, A4, A3, B5, Originalgröße, freie Konfiguration Füllen/Umriß Farbe (Alle/Standard) Beziers (an/aus)
AUTOCAD-DXF A5, A4, A3, B5, Originalgröße, freie Konfiguration Bezierapproximation (grob/fein) Header (an/aus)
HPGL-PLOTFILE A5, A4, A3, B5, Originalgröße, freie Konfiguration Bezierapproximation (grob/fein) Anzahl Stifte (momentan nur 1 zugelassen) Packen (an/aus) Ursprungsfestlegung
ENCAPSULATED POSTSCRIPT A5, A4, A3, B5, Original, freie Konfig. Füllen/Umriß mit TIFF (an/aus) Bilder (an/aus)
POSTSCRIPT A5, A4, A3, B5, Originalgröße, freie Konfiguration Füllen/Umriß Bilder (an/aus) Auflösung für Rastergrafiken (frei definierbar, Standard=72dpi)

Rüdiger Morgenweck
Aus: TOS 10 / 1992, Seite 110

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