Manager, Hochleistungssportler und Kreative bringen sich mit Mindmachines bereits seit einiger Zeit in mentale Topform. Der Megabrain Illuminator verwandelt den ST/TT in eine Mindmachine. Wir wollten wissen, ob das Gerdt hält, was der Hersteller verspricht.
In ihrem Prospekt verspricht die Firma Karus und Nießen, daß der »Megabrain Illuminator« den Anwender schnell und sicher in tiefe Entspannungszustände versetzt, die Streß abbauen und die Kreativität steigern.
Doch wie soll ein Computer den Menschen in diese tiefen Entspannungszustände versetzen? Dazu muß man sich kurz vergegenwärtigen, wie das menschliche Gehirn arbeitet. Bekanntlich besteht das Hirn aus einer großen Anzahl von Nervenzellen, die untereinander über elektrochemische Impulse kommunizieren. Jeder dieser Impulse erzeugt ein elektromagnetisches Feld, das mit einer Frequenz zwischen 1 und 30 Hz schwingt. Die Summe dieser Schwingungen ergeben die sogenannten Gehirnwellen, die sich mittels Elektro-Enzephalogramm (EEG) messen lassen. Diese EEG-Messungen haben gezeigt, daß bestimmte Gehirnwellenfrequenzen bei psychischen Zuständen wie Meditation, Entspannung oder Streß vermehrt auftreten.
Genau hier setzen die Mindmachines an. Der Computer steuert Lämpchen an der Innenseite einer dunklen Brille und erzeugt Töne, die er über einen Kopfhörer ausgibt. Geschieht dies beispielsweise in dem Frequenzbereich, den auch das Gehirn bei einer tiefen Entspannung aussendet, so tritt gewissermaßen eine Rückkopplung zwischen Mindmachine und dem Gehirn des Anwenders auf. Diese hat zur Folge, daß sich der Anwender entspannt.
Soweit die graue Theorie. Der Illuminator erreichte uns in einem stabilen Aluminiumkoffer. Das System besteht aus einem Adapter, einer dunklen Schweißerbrille mit acht LEDs an der Innenseite, einem Sony Stereo-Kopfhörer, einem Kabel zum Verlängern der Maus, einem Mousepad, der Programmdiskette und dem deutschsprachigen Handbuch. An den Adapter, der über den Drucker-Port mit dem Atari verbunden wird, lassen sich bis zu drei Brillen und Kopfhörer anschließen.
Nach dem Start der Software prüft diese zunächst, ob der Adapter angeschlossen ist und gibt einen Hinweis, daß photosensible Menschen, Epileptiker, Psychotiker, Menschen mit Hirnschäden und Schwangere eine Mindmachine nicht verwenden sollten. Danach erscheint der Desktop des Programms. Hier laden Sie nun eine der zahlreich mitgelieferten Beispielsitzungen, die Sessions genannt werden und mit vorbereiteten Licht- und Klangmustern arbeiten.
Nach einem Klick auf den Start-Button beginnen die LEDs rhythmisch zu flackern, und ein Computersound setzt ein. Mit einem Regler am Adapter stellen Sie nun die Lichtintensität nach Ihren Vorstellungen ein. Die Lautstärke regeln Sie mit einem Schalter am Kopfhörer. Obwohl die Augen während der Sitzung geschlossen sind, erzeugen die unterschiedlichen Frequenzen wahre Licht-und Farbenspiele auf der Netzhaut. Der besonderere Vorteil des Illuminators gegenüber anderen Mindmachines liegt nun darin, daß Sie nicht nur auf die mitgelieferten Sessions angewiesen sind. Während einer sogenannten Freiwahl-Session beschleunigen oder verlangsamen Sie die Frequenz durch Vor- und Zurückschieben der Maus. Per Mausklick wählen Sie die Licht- und Klangmuster frei aus. Die Sitzung läßt sich anschließend speichern. So stellen Sie sich mit etwas Übung Sessions zusammen, auf die Sie am besten ansprechen.
Sollte Ihnen die Töne aus dem Kopfhörer nicht Zusagen, so steht es Ihnen offen, sofern Sie ein MIDI-fähiges Keyboard besitzen, mit diesem die Klänge zu erzeugen. Dabei lassen sich die MIDI-Kanäle und die Sounds im Programm für jeden Sessionteil einzeln einstellen.
Trotz einer anfänglichen Skepsis des Testers gegenüber Mind-machines im Allgemeinen ist dem Illuminator eine beruhigende und entspannende Wirkung nicht abzusprechen. Dabei hängt die Wirkung aber von der jeweiligen Gefühlsverfassung des Anwenders ab. Ist man sehr erregt oder beschäftigt man sich intensiv mit einem Problem, erreicht man auch mit einer Mindmachine keine tiefe Entspannung. Im Normalfall trat die beabsichtigte Wirkung aber regelmäßig auf.
Mehr Objektivität bei der Frage nach der Wirkung einer Mindmachine darf man aber der Universität Hamburg unterstellen. Am Psychologischen Institut III erprobt man seit über einem Jahr den Illuminator. Dabei konnte in Untersuchungsreihen nachgewiesen werden, daß eine Mindmachine Effekte erzielt, die mit denen des autogenen Trainings vergleichbar sind. Der Vorteil der Mindmachine: Die Technik des autogenen Trainings muß nicht erst mühsam erlernt werden, Erfolge stellen sich somit schnellerein. Negative Auswirkungen konnten in dieser Untersuchung, mit Ausnahme der auch durch den Hersteller genannten Gruppen wie Epileptiker, nicht festgestellt werden.
Bleibt die Frage, wer sollte sich einen Illuminator zulegen. Mit Sicherheit ist eine Mindmachine für Ärzte und Therapeuten interessant, die damit die Patienten und Klienten behandeln, bei denen autogenes Training außerordentlich schwierig ist. Auch ist der Illuminator allen zu empfehlen, die schon immer autogenes Training betreiben wollten, sich aber nicht durchringen konnten, diese Entspannungstechnik zu erlernen.
Jedoch sollten Sie vor einem Kauf des mit 1698 Mark nicht gerade billigen Megabrain Illuminators das Gerät zuerst in aller Ruhe ausgiebig testen. Sollte Ihnen der Preis für das Dreiplatz-System zu teuer erscheinen, dann empfiehlt es sich, bis zur Atari-Messe zu warten. Dort stellt Karus & Nießen unter dem Namen »Illuminator Uno« ein Einplatzgerät vor, das in den Leistungsdaten und der Steuersoftware dem großen System entspricht. Da die gesamte Steuerelektronik in die Brille integriert wurde, läßt sich der Illuminator Uno nur jeweils von einer Person nutzen. Die reduzierte Hardware kostet dafür aber auch mit 448 Mark nur noch knapp ein Drittel des Vollsystems.
Karus & Nießen, Thielstr. 35, 5030 Hürth-Hermülheim
Name: Megabrain Illuminator
Hersteller: Karus & Nießen
Preis: 1698 Mark
Stärken: frei programmierbare Sitzungen □ Unterstützung MIDI-fähiger Keyboards □ viele Sessions im Lieferumfang □ läuft auf allen STs und TTs
Schwächen: relativ hoher Preis
Fazit: Ein Gerät, das alle, die sich dafür interessieren, in Ruhe ausprobieren sollten.