Bei seiner Vorstellung wurde der ST wegen seiner hochauflösenden Monochrom-Darstellung nur gelobt. Doch heute genügt die hohe ST-Auflösung vielfach nicht mehr den Ansprüchen. Hier helfen nur Grafikkarten weiter.
Als 1985 der ST das Licht der Verkaufsregale erblickte, war seine hervorragende monochrome Bilddarstellung ein wahrer Hit. Vergleichbares im MS-DOS-Bereich war um ein Vielfaches teuerer. Das dank der Wiederholfrequenz von 71 Hz absolut flimmerfreie Bild ermöglicht auch heute noch ein langes und ermüdungsfreies Arbeiten mit dem Computer.
Doch mit den Jahren und vor allem mit den verfügbaren Programmen stiegen auch die Erwartungen der Anwender. Vor fünf oder sechs Jahren war man bei der Textverarbeitung mit dem SM124 sehr zufrieden. Etwas später beim DTP stellte man aber schnell fest, daß der Atari-Bildschirm zum Arbeiten schlicht zu klein ist. Der Ruf nach einem Großbildschirm wurde laut. Es dauerte auch nicht lange, bis Grafikkarten angeboten wurden, mit denen sich ein Großbildschirm mit einer Auflösung von 1280 x 960 Bildpunkten betreiben ließ. Da den DTP-Programmen damals Farbe noch weitgehend unbekannt war, begnügten sich die Anwender mit einem Schwarzweißmonitor. Atari selbst verpaßte dem ST serienmäßig keine höhere Auflösungen, auch nicht als sich im DOS-Bereich VGA als Standard etablierte. Bei den neueren Modellen wie dem Mega STE vergrößerte der Hersteller lediglich die verfügbare Farbpalette. Erst mit dem TT zog Atari mit der mittleren TT-Auflösung mit VGA gleich. Dies bedeutet, daß der TT eine Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten bei 16 Farben beherrscht.
Atari vergaß beim TT aber nicht die CAD- und DTP-Anwender. In der hohen TT-Auflösung lassen sich auf einem speziellen Großbildschirm 1280 x 960 monochrome Bildpunkte darstellen. Doch in diesen Anwendungsbereichen genügt eine Schwarzweißdarstellung meist nicht mehr den Ansprüchen der Anwender. Beim CAD dienen Farben der besseren Übersicht und moderne DTP-Programme kommen heute vorzüglich mit Farben zurecht.
Auch ist der TT leistungsstark genug, um mit diesem Computer in die EBV, also die elektronische Bildverarbeitung, einzusteigen. Hier ist Farbe ein absolutes Muß. Damit ist man sowohl als ST- wie auch als TT-Anwender weiter auf Grafikkarten von Drittherstellern angewiesen.
Diese Entwicklung führte dazu, daß heute zahlreiche Hersteller Grafikerweiterungen für die Ataris anbieten, mit dem Effekt, daß die Kaufentscheidung immer schwieriger wird. Achten Sie beim Kauf einer Grafikkarte besonders darauf, daß die Bildwiederholfrequenz, die angibt, wie oft ein Bild pro Sekunde aufgebaut wird, nicht zu niedrig ist. Sie sollte nach Möglichkeit nicht unter 70 Hz liegen, denn je höher dieser Wert ist, desto weniger flimmert das Bild.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kompatibilität der Software. Scheuen Sie sich also nicht, sich die von Ihnen benutzten Programme auf der Grafikkarte vorführen zu lassen. Bei monochromen Karten treten im Gegensatz zu Farbgrafikerweiterungen hier meist weniger Probleme auf. Haben Sie keine Möglichkeit, die Software-Kompatibilität zu überprüfen, dann lassen Sie sich wenigstens vom Hersteller der Karte schriftlich bestätigen, daß Ihre Anwendungen korrekt mit der Grafikerweiterung Zusammenarbeiten. Dies erspart Ärger und schützt vor Fehlinvestitionen. Denn was nützt die beste Grafikkarte, wenn das wichtigste Programm damit nicht läuft.
Bei der Arbeit erweist sich die Geschwindigkeit der Grafikkarte als sehr wichtig. Da die meisten Karten mit handelsüblichen VGA-Chipsätzen aufgebaut sind, entscheidet hier in der Regel die Güte der mitgelieferten Treibersoftware. Auch hier gilt es, die verschiedenen Produkte mit bekannter Software zu testen und zu vergleichen. Schließlich ist beim Kauf einer Grafikkarte zu bedenken, daß die beste Erweiterung wenig nützt, wenn kein ebenbürtiger Monitor zur Verfügung steht. Zwar läßt sich an den meisten Farbkarten vom gewöhnlichen VGA-Monitor bis hin zum Multisync-Großbildschirm fast alles betreiben, doch gilt hier die Faustregel, je besser die Monitorqualität, desto besser ist auch die Bildqualität.
Den letzten »Quantensprung« bei den Grafikkarten brachte die »Mat-Graph TC1208« von Matrix. Diese erste, voll in das Betriebssystem des TT eingebundene 24-Bit-Farbgrafikkarte gestattet endlich die langersehnte True-Color-Darstellung mit 16,7 Millionen Farbnuancen. Diese Erweiterung ist nicht mit einem VGA-Chipsatz ausgerüstet, sondern arbeitet mit einem »echten« Grafikprozessor. Dies führt dazu, daß diese 24-Bit-Karte mitunter schneller ist als ihre 8-Bit-Brüder. Eine True-Color-Karte benötigen alle, die professionell DTP und EBV mit Ihrem TT betreiben wollen. Denn erst mit diesem Zusatz läßt es sich vermeiden, farbige Lithographien auf wenige Farben reduzieren zu müssen. Einen ausführlichen Praxistest der TC1208 bringen wir in der nächsten Ausgabe.
Alle die vor der Kaufentscheidung einer Grafikkarte stehen, finden in unserer Marktübersicht die wichtigsten Karten mit ihren technischen Daten aufgeführt. Damit grenzen Sie die möglichen Kandidaten schnell ein.