Bildlich gesprochen: MM-Graph, Präsentationsgrafik von Overscan

Für die Computeranwendung geradezu prädestiniert ist die Darstellung und Bearbeitung von Zahlen. Das neue Programm »MM-Graph« von Overscan versucht hier, dem Marktführer »SciGraph« den Rang streitig zu machen.

MM-Graph ist ein neues Präsentationsprogramm, das gleich mit der Versionsnummer 2.0 auf die Welt kommt. Das Programm unterstützt GEM und auch das Clipboard. Es sind zwei MByte RAM nötig, bei Verwendung eines Atari-Laserdruckers sogar vier MByte. Eine Festplatte ist sehr empfehlenswert.

Das Installationsprogramm erzeugt einen Auto-Ordner für GDOS und den Ordner GEMSYS für die Druckertreiber. Danach meldet sich MM-Graph mit vielen Icons auf dem Desktop. Rechts oben finden Sie jeweils eine Statusmeldung mit Hilfstexten eingeblendet. Zunächst legen Sie eine Datei an und vergeben Namen und Kommentar. Darauf erzeugt das Programm ein Tabellen-Icon auf dem Desktop. Beim Speichern und Laden einer Datei ist der Kommentar in der programmeigenen Fileselektorbox aufgelistet und läßt sich auch ändern. Dazu erscheint das letzte Bearbeitungsdatum in der Box.

3D-Balkengrafik mit Anzeige der Ausgabemöglichkeiten
Komfortable Eingaben zur Spaltenberechnung

Mit Doppelklick öffnen Sie das Tabellen-Icon und es erscheint die Editortabelle mit mehreren Spalten. Jede Spalte erhält einen eigenen Titel. Beim Laden und Speichern einer Datei entscheiden Sie über die Namen, welche Spalten das Programm übernimmt. Hilf reich bei der Eingabe ist der definierbare Zeilengang der Returntaste. So können Sie z.B. eine zweispaltige Tabelle ohne Hilfe der Cursortasten eingeben. Mit einem der zahlreichen Icons im Editorfenster rufen Sie eine Dialogbox zur Grafikzuordnung auf. In 12 Einträgen bestimmen Sie unterschiedliche Zuordnungen zur x-, y-, und z-Achse sowie die jeweiligen Abweichungen. Dazu ziehen Sie einfach den Spaltennamen auf das entsprechende Feld.

Weitere über Icons im Fenster erreichbare Funktionen sind die üblichen Blockoperationen, X/Y-Vertauschen, Daten deaktivieren und Rechnen im Block, Speichern, Laden, Drucken und der Aufruf eines Editor-Moduls. Die Blockoperationen unterstützen das Clipboard. Rechnen im Block erfolgt über das komfortable Zusammenstellen einer Formel in einer umfangreichen Dialogbox. Die fertige Formelzeile können Sie zur Verwendung in anderen Tabellen speichern und laden.

Wesentlich bei einem solchen Programm sind natürlich die Grafikfunktionen. Hier stehen Ihnen XY-, XYZ-, Balken-, 3D-, Torten-, Linien-, Stapel- und Flächendiagramme zur Auswahl. Die verschiedenen Diagrammarten sind über Icons auf dem Desktop anzusprechen. In jeder Grafikseite finden Sie links oben die Auswahl der Tabelle und der zu zeichnenden Dateien. Das Programm verwaltet zwei Achsen in einer Grafik, entweder mit unterschiedlicher manueller oder automatischer Skalierung. Die logarithmische Einteilung der Achsen ist auf unterschiedlicher Basis (10, 2, e) möglich. Zahlen lassen sich auch in exponentieller Schreibweise darstellen.

In der 3D-Balkengrafik bestimmen Sie den Betrachtungswinkel durch Variation der drei Achswinkel. Auch der Balkenabstand und die Balkenbreite sowie die Perspektive und die Ränderbreite sind einstellbar. Gleiches gilt für die XYZ-Darstellung. Zusätzlich erhalten Sie hier das Menü 3D-Splines, mit dem sich neben den Spline- und Polynom-Funktionen auch Surfacesplines zeichnen lassen. Auf Wunsch erzeugt das Programm auch Raster und Farbverläufe. Tortendiagramme stellt MM-Graph zwei- und dreidimensional dar, wobei Sie den Abstand der Tortenteile vom Mittelpunkt, sowie die Beschriftung (x-, y-, numeriert oder prozentual) wählen können. Einzelne Elemente einer Grafik oder natürlich auch die gesamte Grafik sind mit der Maus zu verschieben oder per Koordinaten einer absoluten Position zuzuordnen.

Über das Icon »Ausgleichsverfahren« wendet MM-Graph lineare oder exponentielle Regression, Splineverfahren, Polynome n.ter Ordnung sowie Newton- und Lagrangefunktionen auf die Daten an. Die Ergebnisse können Sie ausgeben und natürlich unter beliebiger Linien- und Farbendarstellung in die Grafik eintragen. Da MM-Graph mit eigenen Zeichensätzen oder denen des FSM-GDOS arbeitet, sind Texte beliebig zu vergrößern und zu drehen. Legende, Texte und auch Linien oder Rechtecke lassen sich in eine bestehende Grafik einfügen. Die optimale Grafikanpassung an Ihren Drucker nimmt das Programm selbständig vor. Für die Grafikausgabe sind GDOS-Treiber vorgesehen, aber MM-Graph unterstützt auch das IMG-, Degas-, STAD- und IFF-Format.

Unter dem Menüpunkt »Optionen« bestimmen Sie die Schraffurzuordnung zu verschiedenen Meßreihen sowie die Füllmusterfarbe. Um insbesondere bei Flächen- und Balkendiagrammen einige Meßreihen nicht zu verdecken, legen Sie die Zeichenreihenfolge fest. Auch das Hintergrundraster ist zwischen punktiert und liniert in der x,y und z-Richtung zu variieren. Vorhandene Statistikoperationen sind die Ermittlung der Mittelwerte, Standardabweichung, mittlerer Fehler der Mittelwerte, lineare Regression und Kovarianz. Zum Datenaustausch dienen das DIF- und das ASCII-Format mit unterschiedlichen Trennzeichen.

In mehreren Fenstern und auch vom Desktop können Sie Module anwenden. Das sind externe Programmteile, die MM-Graph bei Bedarf installiert. Diese Module lassen sich in GFA-Basic selbst erzeugen. Die Beschreibung ist allerdings etwas dürftig, so daß man dazu neigt diese Funktion unterzubewerten. In fast jeder Dialogbox steht Ihnen ein Hilfetext zur Verfügung. Zudem gehört zum Programm ein 170 Seiten starkes ausführliches Handbuch.

Eine abschließende Bewertung von MM-Graph gestaltet sich zwiespältig. Wie Sie anhand des Berichtes feststellen, verfügt das Programm über reichlich Funktionen. Die Bedienung bedarf aber einiger Eingewöhnung. Den vielen Menüs, die in den einzelnen Fenstern über Icons zu erreichen sind, würde ich persönlich eine Menüzeile vorziehen. Diese Anmerkungen beziehen sich aber nur auf die Benutzerführung, nicht auf den Funktionsumfang. Hier trifft jeder seine eigene Entscheidung. Wichtiger ist das Resultat auf dem Papier und das konnte durchaus überzeugen. Ab der Version 2 lassen sich auch IMG-Bilder und -grafiken einbinden, um z.B. ein eigenes Logo auf der Grafik abzubilden. Außerdem hat sich die Geschwindigkeit des Grafikaufbaus erheblich erhöht. (wk)

Overscan GbR, Säntisstr. 166, 1000 Berlin 47

WERTUNG

Name: MM-Graph
Preis: 398 Mark
Hersteller: Overscan

Stärken: Funktionsvielfalt □ unterschiedliche Grafikformate □ Modulschnittstelle

Schwächen: hoher Speicherbedarf

Fazit: Umfangreiches Präsentationsprogramm mit vielen Features.


Dietmar Lorenz
Aus: TOS 07 / 1992, Seite 24

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