Zum Betrieb einer Festplatte gehört bekanntlich die passende Treibersoftware. Atari selbst setzt den Maßstab mit seinem AHDI-Treiber. Aber wie so oft ist das nur das untere Ende der Leistungsskala. Komfortabler geht es mit dem »SCSI-Tool«.
Dietmar Lorenz und Wolfgang Klemme
Eine Festplatte ist, vereinfacht gesagt, nichts anderes als eine überdimensionale Diskette mit entsprechend mehr Speicherkapazität. Wer also nicht ständig Disketten schieben möchte, der legt sich über kurz oder lang eine Festplatte zu. Soweit so gut, aber genau wie man eine gekaufte Leerdiskette zunächst zur Benutzung vorbereiten, sprich formatieren muß, ist diese Arbeit auch bei einer Festplatte nötig. Man formatiert die Platte und teilt sie in einzelne Abschnitte, die Partitionen, ein. Erst dann ist das Gerät zu verwenden. Die meisten Platten sind bereits bei der Auslieferung fertig formatiert und partitioniert. Wer allerdings eine andere Einteilung haben möchte, muß die entsprechenden Änderungen selbst ausführen.
Dank entsprechender Treibersoftware ist das normalerweise keine Schwierigkeit. Die entsprechenden Programme gehören zum Lieferumfang jeder Festplatte. Die Leistung dieser Software ist jedoch sehr unterschiedlich. Sie reicht von den einfachen Grundfunktionen bis zur komfortablen Luxusausstattung. Atari hat durch ständige Weiterentwicklung seines AHDI-(Atari Hard Disk)-Treibers dafür gesorgt, daß der Anwender mit allen verfügbaren Festplatten arbeiten kann. Der AHDI-Treiber bildet so etwas wie den kleinsten gemeinsamen Nenner. Wer allerdings alles aus seinem Massenspeicher herausholen möchte, was in ihm steckt, der greift besser zu einer anderen Treibersoftware, beispielsweise zu »SCSI-Tool 2.0« mit seinem »Hushi«-Treiber.
Mit SCSI-Tool formatieren Sie ihre Platte, richten Partitionen ein, wobei auch BGM-Partionen (Partitionen über 16 MByte Größe) zulässig sind, und installieren den Treiber auf der Platte. Damit wird Ihre Festplatte »bootfähig«, das heißt, der Rechner führt nach dem Einschalten die Programme aus, die sich im Auto-Ordner auf der Boot-Partition befinden und lädt auch die dort vorhandenen Accessories. Sie benötigen dadurch also keine Startdiskette mehr und der gesamte Einschaltvorgang verkürzt sich deutlich, da die Programme von der Festplatte wesentlich schneller geladen sind als von der Diskette.
Darüber hinaus behebt SCSI-Tool einige Probleme, die ansonsten zusätzliche Programme im Auto-Ordner erfordern. Dazu gehört das »100 Ordner Problem«. Normalerweise verwaltet das TOS lediglich 100 Ordner. Das ist bereits beim Einsatz einer Festplatte mit geringer Kapazität zu wenig. Abhilfe schafft ein Programm für den Auto-Ordner mit dem Namen »Folder100.Prg«. Es erweitert die Kapazität der Ordner um die Zahl, im im Namen enthalten ist. Bei »Folder200.Prg« gibt es also 200 zusätzliche Ordner. Man ändert den Namen einfach über die »Zeige Info«-Funktion auf dem Desktop.
Mit SCSI-Tool ist das Problem beseitigt. Bei der Konfiguration des Treibers stellen Sie einfach einen erweiterten GEMDOS-Bereich ein. Damit verwaltet der Rechner entsprechend mehr als 100 Ordner und das Folder-Programm ist überflüssig. Die eingerichteten Partitionen versehen Sie auf Wunsch mit einem Schreibschutz, um nur noch Lesezugriffe zu erlauben. Damit bleiben beispielsweise Programme vor Viren und unberechtigten Schreibzugriffen auf jeden Fall geschützt.
SCSI-Tool legt am Ende der Platte eine Sicherheitskopie des Bootsektors an. Bei Mißgeschicken lassen sich damit die ursprünglichen Partitionen einfach über den entsprechenden Menüeintrag wieder herstellen. In der Treiberkonfiguration ist auch die Reihenfolge festgelegt, in der der Computer angeschlossene Geräte ansprechen soll. Haben Sie zwei oder mehr eingebaute oder externe Festplatten, dann brauchen Sie nicht mehr die Jumper in den Platten verändern, sondern der Treiber kontrolliert die richtige Auswahl der Geräte selbst.
Der eigentliche Treiber mit Namen »HUSHI« (Hard und Soft Harddisk Interface) erhält bei der Installation die Attribute »Versteckt« und »Nur lesen«, so daß er normalerweise im Inhaltsverzeichnis nicht zu sehen ist. Beim Booten meldet sich Hushi dann mit der Versionsnummer auf dem Bildschirm. Ein entscheidender Vorteil von Hushi ist sein Tempo. Besonders gegenüber älteren AHDI-Versionen arbeitet Hushi deutlich schneller. Mit dem in SCSI-Tool eingebauten Geschwindigkeitstest ermitteln Sie auf Wunsch die aktuellen Performancewerte.
Die Software unterstützt auch Wechselplatten. Dies ist nicht selbstverständlich, da das Programm auf einen Medienwechsel reagieren muß. Erkennt der Treiber den Wechsel nicht, bekommen Sie schnell Datensalat. Falls doch einmal ein Fehler bei einem Plattenzugriff auftritt, meldet Hushi dies in der oberen rechten Bildschirmecke. Starten Sie danach SCSI-Tool, dann erhalten Sie unter dem Menüpunkt »Treiber - letzter Fehler im Klartext« eine genaue Benennung des Fehlers.
Die gesamte Bedienung des Programms ist auch für Festplatten-Einsteiger leicht zu begreifen. Alle notwendigen Menüpunkte erscheinen automatisch in der erforderlichen Reihenfolge und sind einfach nacheinander anzuwählen. So erfolgt nach dem Formatieren automatisch eine Überprüfung der Sektoren, dann erscheint die Dialogbox zum Einrichten der Partitionen. Dies klingt zwar selbstverständlich, ist es aber leider nicht, wie andere Treiber zeigen. Die Dialoge sind auf dem Bildschirm frei zu verschieben und auch über Tasten zu bedienen.
Über das Zusatzprogramm SCSI-Control, das als Applikation oder Accessory zu starten ist, parken Sie (je nach Typ) Ihre Festplatte und stellen den Schreibschutz für beliebige Partitionen ein oder aus. Das Programm hebt auch die Einschränkung auf, immer von Partition C booten zu müssen. Durch Drücken der Taste <E> beispielsweise bootet der Rechner von dieser Partition. Entsprechend richten Sie für unterschiedliche Aufgaben einfach verschiedene Bootpartitionen mit Accessories oder »MultiGem« ein, natürlich mit zugehöriger »Desktop.inf«-Datei zum Konfigurieren des Desktop. Besonders MIDI-Anwender freuen sich, booten Sie doch nun mit der Cubase-Version 3.0 auf dem TT die Betriebssystemerweiterung M-Ros von einer bestimmten Partition. Nützlich ist dieses Feature auch, wenn Sie im Auto-Ordner ein nicht korrekt funktionsfähiges Programm haben und der Rechner beim Booten immer abstürzt. Sie booten dann einfach von einer anderen Partition und entfernen das defekte Programm aus dem Auto-Ordner der entsprechenden Partition. Einige Platten wie z.B. Quantum-Festplatten sind über den Treiber auch so zu konfigurieren, daß sich die Platte nach einer einstellbaren Arbeitspause automatisch abschaltet.
Ein eigener Menüeintrag speichert oder druckt die aktuell eingestellte Konfiguration der Festplatte bzw. des Treibers. Atari-Festplatten erhalten beim Betrieb mit SCSI-Tool die Bezeichnung »nicht formatierbar«, da sie das SCSI-Protokoll nicht vollständig unterstützen. Alle anderen Funktionen lassen sich aber mit SCSI-Tool ausführen. Neben der automatischen Kontrolle nach dem Formatieren sind Partitionen auch nachträglich auf defekte Sektoren zu untersuchen oder zu verändern, z.B. um diese zum Betrieb mit einem AT- oder Mac-Emulator anzumelden.
Zum Programm gehört eine ausführliche und mit vielen Hintergrundinformationen gespickte Bedienungsanleitung. Hier sind alle Begriffe, die sich mit der Festplatte und zugehöriger Software befassen, ausführlich erklärt. Die Anleitung geht auch auf die unterschiedlichen Funktionsweisen der Software und der Hardware ein. Leider bleiben die Freuden über SCSI-Tool für Vortex-Platten-Besitzer unerreichbar, denn mit dieser Hardware will SCSI-Tool nach eigenen Angaben nicht zusammenarbeiten.
SCSI-Tool gehört als Treiber-Software zu allen Massenspeichern von Hard&Soft. Aber das Programm ist auch einzeln erhältlich. Und wer sich von unseren Anregungen angesprochen fühlt, der sollte sich schleunigst ein SCSI-Tool auf die Platte holen. Denn viel mehr Komfort gibt es beim Festplatteln nicht. (wk)
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