Präsentieren à la Carte: Wie Sie mit SciGraph Ihre Zahlen richtig ins Bild setzen, Teil 2

Willkommen zum zweiten Teil unseres SciGraph-Kurses« Heute wollen wir uns etwas näher mit den verschiedenen noch verbleibenden Diagrammtypen vertraut machen«*

Beginnen wir zunächst mit den Balkendiagrammen. Ihr Zweck ähnelt dem der Liniendiagramme, sie sind jedoch in der Regel etwas anschaulicher, dafür aber nicht für allzu große Datenmengen geeignet: Je mehr Werte Sie nämlich in einen solchen Chart packen wollen, desto mehr Balken brauchen Sie und desto schmaler werden diese. Das dient natürlich nicht der Übersicht, da sollte man dann doch lieber gleich zum Liniendiagramm greifen.

Für unser erstes Beispiel laden Sie bitte die Zahlen aus der Datei »Schulden.SGE«. Selektieren Sie beide Zahlenreihen und wählen Sie aus »Graph/Balken« den Typ »Reihen«. In der Abbildung, die aus den Voreinstellungen resultiert, sieht man das Verhältnis nicht allzu gut, besonders bei den kleinen Werten. Das läßt sich ändern, indem wir die Y-Achse auf 75 mm verlängern, den Endwert auf 120 setzen und 12 Unterteilungen mit zwei Subunterteilungen einführen. Dazu muß natürlich wieder die Automatik im gleichen Dialog ausgeschaltet sein. Die Muster dürfen Sie nach eigenem Gusto setzen. Wer bei der wilden Klickerei einen Fehler macht und aus Versehen einen Teil seiner Grafik verschiebt, bringt diese, solange sie noch nicht abgesetzt ist, durch Drücken der rechten Maustaste wieder an ihren Stammplatz zurück.

Möchten Sie die Balken breiter haben, müssen Sie die X-Achse vergrößern. Dies ist unter Umständen auch nötig, wenn Sie unter »Optionen« die Werte gleich noch in die Balken eintragen möchten - andernfalls reicht der Platz eventuell nicht und es passiert gar nichts.

Das Ergebnis ist jetzt schon recht ansprechend. Wenn Sie ein Balkenchart so in die Höhe verlängern müssen, daß es nicht mehr auf eine Seite paßt, empfiehlt es sich, das Diagramm um 90 Grad zu drehen. Dafür zuständig ist der Knopf »Horizontal« im Menü »Balkentyp«. Der gleiche Trick hilft übrigens auch, wenn auf der X-Achse zuwenig Platz für die Beschriftung ist, etwa, weil zuviel Werte vorhanden sind. Die Anwendung dieser Methode sollte allerdings auf solche Notfälle beschränkt bleiben. Das menschliche Auge nimmt die Information bei senkrechten Balken nämlich besser wahr.

Der zweite Balkentyp »Vom Mittel« zeichnet die Balken als Abweichung der Werte vom Gesamtdurchschnitt. Diese Abweichung errechnet das Programm. Bei Wahlanalysen sehen Sie dieses Diagramm häufig, wenn gezeigt wird, welche Partei wieviel Sitze gewonnen bzw. verloren hat. Gegebenenfalls müssen Sie hier den Mittelwert künstlich auf 0 setzen. Das geschieht wieder unter »Optionen«.

Das Stapeldiagramm ist eine ganz besondere Spezies. Hier werden die Daten nämlich in Relation zu Ihrer Prozentverteilung am Gesamtwert dargestellt. Das wollen wir uns gleich an einem Beispiel näher anschauen. Dazu brauchen wir die Tabelle »Sitze.SGE«, ebenfalls von der Diskette.

Das Ganze funktioniert übrigens auch gut, wenn Sie nur Prozentwerte haben, denn diese geben zusammenaddiert ja wieder hundert. Für etwas anderes als relative Verteilungen (etwa eine Umsatzentwicklung) ist dieser Typus hingegen vollkommen ungeeignet. Zwei Besonderheiten gibt es beim Stapeldiagramm: Die Werte, die übereinandergeschichtet sein sollen, müssen nebeneinander (!) angeordnet sein. Außerdem müssen immer mindestens zwei Datenreihen vorhanden sein.

Dem Stapeldiagramm sehr ähnlich ist das Tortendiagramm. Hier erwartet das Programm die Daten aber wieder richtig herum, d.h. untereinander. Die Funktion »Zahlen tauschen« leistet hier gute Dienste. Beachten Sie bitte, daß in Version 2.1 noch ein übler Bug schlummert: Wenn Sie bei einer fertigen Torte das Menü »Optionen« aufrufen, sind danach die Beschriftungen vertauscht und falsch zugewiesen. In der neuen Version ist dies aber geregelt.

Mehr als fünf bis sechs Tortensegmente sollten Sie nicht in einem Diagramm haben, sonst wird es zu unübersichtlich. Die Beschriftung dürfen Sie wahlweise wieder in die Kuchenstücke packen. Wollen Sie einen bestimmten Wert herausheben, empfiehlt es sich, das entsprechende Segment mit der Maus aus dem Kuchen herauszuziehen - aber wohlgemerkt bitte nur eines, denn zuviel Effekte heben sich gegenseitig auf. Aber das wissen wir ja spätestens seit DTP. Der Übersicht dient es, die Kreissegmente der Größe nach zu ordnen, wenn nicht sachliche Kriterien dagegensprechen - in unserem Beispiel die Nähe der Parteien zueinander. Dabei beginnt man in der Regel oben (um 12 Uhr) mit dem Abtragen und fährt dann in Richtung Uhrzeigersinn fort. SciGraph verhält sich hier eigenwillig und beginnt links (um 9 Uhr). Da es leider auch kein nachträgliches Ordnen der Elemente zuläßt, muß man also bereits bei der Datenerfassung auf die richtige Reihenfolge achten - aber auch hier können wieder sachliche Gründe dagegensprechen. Also belassen wir es bei 9 Uhr.

Jetzt warten Sie sicher schon ganz ungeduldig auf die hübschen dreidimensionalen Diagramme, die man häufig in Zusammenhang mit SciGraph sieht. Nur Geduld, hier kommen sie schon. Lassen Sie aus der ersten Tabelle (Auslandsdefizite) noch einmal ein Chart berechnen, diesmal als 3D-Reihe. Dann führen Sie die gleichen Änderungen durch wie bereits vorher. Die zweite Y-Achse verpaßt Ihnen SciGraph in der dritten Dimension übrigens immer, ob Sie wollen oder nicht. Etwas problematisch sind die Farbtöne bzw. Muster, die das Programm den einzelnen Elementen zuweist. Die sind nicht nur auf dem Monitor gelegentlich schwer unterscheidbar; auch auf dem Papier kommen sie nicht immer gut heraus. Besonders wer einen Nadeldrucker sein eigen nennt, darf deshalb häufig ein bißchen herumprobieren und Probedrucken, bis ein befriedigendes Ergebnis erreicht ist. Dann ist allerdings so ein 3D-Diagramm ein beeindruckender Blickfang.

Wählen sie statt eines Balkendiagramms ein Säulendiagramm, bekommen Sie die Datenreihen hintereinander statt nebeneinander plaziert. Das hat den großen Vorteil, daß Sie mehrere Datenreihen auf einmal in ein Diagramm packen können. Darin liegt allerdings auch eine große Gefahr: Wenn kleine Werte hinten liegen, werden Sie von den vorderen verdeckt und sind somit nicht sichtbar. Es macht also keinen Sinn, die sieben Zwerge hinter den sieben Bergen zu belassen, Sie müssen dafür sorgen, daß kleine Werte vorne stehen. Dies erledigen Sie, indem Sie im Editor die Spalte mit den kleinsten Werten als erste anklicken - in diesem Fall die Devisenguthaben.

Bei dreidimensionalen Balken spielen uns zusätzlich die Augen einen Streich: Da die Raumachse schräg nach oben verläuft, wirken weiter hinten stehende Balken immer etwas größer, als sie eigentlich sind - man ahnt es bereits an unserem Beispiel. Dagegen läßt sich nichts machen (außer, die Höhe der Balken entsprechend gegenzumanipulieren, aber dann hätten Sie ein Übel durch ein noch schlimmeres ersetzt!). Die Höhe des Sockels läßt sich ändern, wenn Sie die Diagrammgruppe solange in ihre Einzelteile zerlegen, bis Sie an den Sockel als einzelnes Rechteck gelangen. Danach läßt sich die Grafik aber nicht mehr neu skalieren, also Vorsicht.

Wenn wir schon dabei sind, werfen wir auch gleich einen Blick auf den letzten verbleibenden Diagrammtyp: das Flächendiagramm. Es ist, grob gesagt, ein dreidimensionales Liniendiagramm. SciGraph berechnet die zu Ihren Werten gehörigen Punkte im dreidimensionalen Raum und legt ein Netz darüber - das ganze sieht etwa aus wie ein Gebirge. Die Anzahl der Netzpunkte, nach denen SciGraph vorher fragt, bestimmt, wie fein das Gebilde wird. Da dann häufig nicht mehr jedem Gitterpunkt ein Meßpunkt zugeordnet ist, interpoliert SciGraph die fehlenden Werte. Dadurch steigt aber die Rechenzeit sehr schnell an. Um anzugeben, auf welche Achse (x, y oder z) eine Datenreihe geplottet werden soll, klicken Sie im Editor bei gedrückter Control-Taste auf den Spaltenkopf, bis die gewünschte Zuordnung erscheint. Die Berechnung dauert dann je nach Anzahl der Daten und Genauigkeit eine ganze Weile. Sie können natürlich auch nur zwei Spalten selektieren und daraus eine Quasi-3D-Fläche berechnen lassen - dann sollten Sie allerdings gleich einen besser geeigneten Diagrammtyp nehmen.

Wählen Sie nun bitte das Menü »Graph/3D-Darstellung«. Durch Klicken auf die gebogenen Pfeile verändern Sie hier die Ansicht, d.h. die Grafik rotiert. Dabei stellt SciGraph sicher, daß Sie das Diagramm immer nur von vorne und oben sehen.

Manchmal kommt es dabei vor, daß die Legende Teile des Kunstwerks verdeckt. In diesem Fall müssen Sie die Beschriftung herausfischen. Durch Drehung des Diagrammes erreicht man manchmal auch eine Sicht auf verdeckte Werte, wenn sie sich relativ weit vorne befinden. Grundsätzlich sollte Sie allerdings dem Betrachter weder eine Froschperspektive noch eine Vogelschau zumuten.

Neben der standardmäßig eingestellten Zentralperspektive stehen drei Alternativen zur Verfügung. Bei diesen werden exakt senkrechte Y-Achsen erzeugt -das ist zwar unrealistisch, wirkt aber für das Auge zuweilen ruhiger. Grundsätzlich sollten Sie jedoch bei der Zentralperspektive bleiben. Das kleine schwarze Kreuz markiert den Fluchtpunkt, der sich ebenfalls verschieben läßt. Seien Sie hier vorsichtig mit Veränderungen, es gilt: kleine Ursache, große Wirkung. (wk)

Übersicht

Teil 1: Eingabe und Import von Daten □ Punkte- und Liniendiagramme □ Achsenmanipulationen □ Nachbearbeitung mit dem Grafikeditor □ Attributfunktionen

Teil 2: Balken-, Säulen und Tortendiagramme □ Flächendiagramme □ Skalierungen □ 3D-Effekte

Teil 3: Tabellen □ Verwendung von Farben □ Grafikexport □ Diashows


Marc Kowalsky
Aus: TOS 04 / 1992, Seite 78

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