Alles im Griff: Datenbanken in der Kurzvorstellung

... aber nicht auf dem sinkenden Schiff, sondern im Computer. Der beste Platz für den schnellen Griff auf Ihre Daten ist immer noch die passende Datenbank. In unseren Kurzvorstellungen finden Sie deshalb acht empfehlenswerte Datenbanken mit unserer Einschätzung für den jeweils besten Einsatzbereich.

Von Wolfgang Klemme

Datenbanken sind eine der Hauptanwendungen im Computerbereich. Sie gehören neben Textverarbeitung und Grafiksoftware zum Triumvirat der Anwendungssoftware. Entsprechend vielfältig ist das Angebot. Es reicht von der einfachen Adressammlung bis zur komplexen Lagerverwaltung, von der hochspezialisierten Einzellösung bis zum unversellen, frei programmierbaren System. Deshalb können wir unmöglich jedes Programm dieser Kategorie vorstellen und haben uns zu der vorliegenden Auswahl entschlossen, die allerdings ein breites Spektrum an Lösungen abdeckt. Anhand der aufgeführten Merkmale sind Sie auch selbst leicht in der Lage, die Eignung einer anderen, hier nicht genannten Datenbank für Ihre Bedürfnisse zu überprüfen.

1st Address

Lange Zeit galt »1st Address« als die schnellste Datenbank für den ST.

Die Software ist ursprünglich für die Verwaltung von Adressen konzipiert und läuft als Accessory. Über die sechs Accessory-Slots des Desktop lassen sich dabei maximal sechs Datenbanken gleichzeitig ansprechen. Die Software hält einen Großteil der Daten direkt im Speicher und erreicht damit natürlich ungeheuer gute Such- und Sortierzeiten. Mit einem einfachen ASCII-Editor oder durch separate Designer-Programme wie beispielsweise »Ist Mask« von Drittanbietern lassen sich die Masken auf vielfältige Weise gestalten. Dabei bietet 1st Address einige schöne Zusatzfunktionen wie das Wählen der Telefonnummer aus dem Datensatz per Modem oder trickreiche Listenausgaben auf diversen Druckern. Die gesamte Handhabung der Software ist sehr einfach, das Programm selber extrem betriebssicher. Komplexe Datenbankaufgaben lassen sich damit zwar nicht realisieren, aber für einfache Datenverwaltungen von Adressen oder Artikel-Beständen ist das Programm sehr empfehlenswert. Den Nachfolger »1st Base« mit deutlich erweitertem Funktionsumfang stellen wir Ihnen an anderer Stelle im Heft in einem Test genauer vor. Wer nur wenig Geld ausgeben möchte und eine erprobte Adressverwaltung sucht, der liegt mit 1st Address sicher nicht falsch.

Adimens

Von der Datenverwaltung zur Datenbank. »Adimens« heißt der Altmeister unter den professionellen Datenbanken auf dem ST. Viele Jahre unangefochtener Alleinherrscher, ist es inzwischen recht ruhig geworden um den Altstar. Als relationale Datenbank mit echten Verbunden zwischen verschiedenen Daten beständen eignet sich das System vor allem für komplexe Aufgaben. Umfangreiche Such-und Sortierfunktionen bietet schon das normale Adimens. In Verbindung mit der Datenbank-Programmiersprache »Aditalk« wächst die Macht von Adimens noch einmalk gewaltig an. Denn diese beiden Werkzeuge bieten praktisch alle Funktionen, um sich eine eigene Speziallösung aufzubauen. Darunter fallen Rechenanforderungen ebenso wie automatische Übernahmen von Daten aus verschiedenen Datenbeständen. Für den professionellen Einsatz unverzichtbar ist natürlich auch die Netzwerkfähigkeit auf den verbreitet-sten Atari-Netzen. Ein besonderer Pluspunkt ist die Datenkompatibilität mit der MS-DOS-Version, auch, wenn die Übernahme der Daten gelegentlich nicht ohne Schwierigkeiten abläuft. Leider ist die Weiterentwicklung von Adimens auf dem ST eingestellt, doch zahlreiche Spezialanpassungen und Tausende von Anwendern sorgen dafür, daß man mit dieser Datenbank nicht im Regen steht.

Combase

Auf die neue Datenbank von Compo, »Combase«, gehen wir ja in unserem Test ausführlich ein. So genügt es, hier nur kurz einige wichtige Merkmale zusammenzufassen. Das Programm ist der Nachfolger von »IDA«, einer Datenbank, die vor einiger Zeit mit furiosen Ankündigungen glänzte, aber dann nie richtig fertig wurde. Mit Combase ist diese Diskussion beendet. Das Programm basiertauf dem bekannten »Flash Access«-Datenbankkern und ist vor allem für große Daten bestände sehr gut geeignet. Und der Riese läßt die Muskeln spielen: 40 Datenbanken in der Single-User-Version lassen sich beliebig verknüpfen und das Maximum von 2 Milliarden Datensätzen pro Datei ist wohl nur ein theoretischer Wert. Im Betrieb auf allen gängigen Netzen erhöht sich die Leistung noch einmal. Combase ist auch programmierbar, und zwar entweder in einer dBase-ähnlichen Sprache oder über externe Modula-2-Programme, die das gesamte Combase-System ansprechen können. Auch in den Standardfunktionen glänzt das System und einige Testinstallationen, beispielsweise in einem Krankenhaus, beweisen die Zuverlässigkeit und Verwendbarkeit besonders für große Anwendungen. Verwunderlich bei so viel Leistung ist allerdings der Preis. Der liegt nämlich bei nur 398 Mark. Eigentlich fehlt hier eine »1« vor der »3«.

Easybase

Die meisten Datenbanken, groß oder klein, schränken den Anwender durch mehr oder minder starre Maskenvorgaben ein. Zwar läßt sich durch Reorganisieren einer Datenbank der Aufbau der Maske auch nachträglich ander, wenn ein neues Feld hinzukommen soll, doch der Aufwand ist jedesmal immens. Ganz anders löst »Easybase« dieses Problem. Als direkte Umsetzung einer Karteikarte tragen Sie im jeweiligen Datensatz einfach alle Informationen ein, die Sie benötigen. Dabei darf die Felderzahl pro Datensatz durchaus differieren. Nachträgliches Ändern, Löschen und Ergänzen folgt auf der »Karte« und fertig. Neben diesem einfachen Umgang mit Daten glänzt das Programm auch durch einige sehr nützliche Funktionen. Dazu gehört sicher die Ähnlichkeitssuche, die in verschiedenen Stufen ähnlich klingende Eintragungen erkennt. Auch der schnelle Zugriff auf eine Reihe selbst zu definierender Such- und Anzeigeverknüpfungen ist nicht in jeder Datenbank zu finden. Easybase unterstützt das Rechnen in einer Datenbank, bietet diverse Listen- und Druckausgaben und kommuniziert recht freudig mit anderen Programmen. Daß es auch noch wahlweise als Programm oder Accessory läuft, macht Easybase noch flexibler. Für ca. 248 Mark eine sehr gute Empfehlung für viele kleine und mittlere Anwendungen.

Maxidat

Seit mehr als vier Jahren gibt es bereits das Programm »Maxidat«, und es blieb in all dieser Zeit weitgehend unbeachtet. Eigentlich völlig zu unrecht, denn diese Datenbank ist für eine Reihe von Aufgaben im kleinen und mittleren Anwendungsbereich sehr gut geeignet. Jetzt kommt ganz aktuelle die Version 3.0 zur Auslieferung. Maxidat verfügt über eine weitgehend fest gestaltete Oberfläche und bietet neben diversen Sortier-Filter und Anzeigefunktionen einige interessante Features. Dazu gehört vor allem der Zugriff auf externe Text- und Grafikdateien und die Darstellung von einfachen Grafik-Diagrammen. Maxidat greift bei den Bildern auf Doodle, Stad, De-gas und Neochrome zurück, eine Konvertierung von Farbe nach Schwarzweiß erfolgt automatisch.

Bemerkenswert ist die Relation von jeweils zwei Datenbanken. Auch nicht immer selbstverständlich, aber bei Maxidat vorhanden, sind Rechenfunktionen in den Datenfeldern, variable Speicherung der Datensätze, umfangreiche Druckeransteuerung, auch für HP-Laser- und Atari-Laser-Drucker sowie der Aufruf eines externen Programms. Wer sich mit wenigen Funktionen zufrieden gibt, der verwendet den eingebauten Texteditor auch zum Schreiben. Vor allem für Serienbriefe, die keine hohen optischen Ansprüche erfüllen brauchen, ist das eine gute Lösung. Ansonsten arbeitet die Serienbrieffunktion natürlich auch mit anderen Programmen zusammen. Erwähnenswert sind auch die Floskeltasten für besonders häufig benötigte Formulierungen wie Anreden oder Grußformen. Wenn auch die Arbeitsgeschwindigkeit und vor allem der Bildschirmaufbau nicht immer rekordverdächtig sind, so bekommt man doch für den sehr günstigen Preis von 87 Mark ein wirklich brauchbares Programm. Für viele kleine Datenbankprobleme auf Einzelrechnern braucht man nicht mehr Geld auszugeben.

Phoenix

Als der Wundervogel »Phönix« sich das letzte mal aus der Asche erhob, um als Datenbank in der ST-Welt zum Leben zu erwachen, da wurde er mit Freude und Enthusiasmus begrüßt. Und in der Tat kamen mit dem Wundervogel einige wunderbare Dinge ans Licht der Bildschirme. Vor allem die sehr gut durchdachte Funktionalität der Datenbank setzte Zeichen in der Programmentwicklung. Dazu gehören beispielsweise Eingabedialoge, die Fehlbedienungen weitgehend ausschließen. Doch auch die reine Leistungsfähigkeit von Phönix ist nicht zu verachten. Der gleichzeitige Ablauf mehrerer Prozesse simuliert bereits ein gewisses Multi-Tasking-Gefühl. Besonders bei umfangreichen Anwendungen ist es sehr vorteilhaft, wenn die Datenbank einen Report zusammenstellt und man trotzdem gleichzeitig weiterhin Zugriff auf den Datenbestand hat. Herausragend ist auch das neue Datenformat »Blob« von Phönix, das praktisch beliebige Daten, Texte, Bilder, sogar Programmcode aufnehmen kann. Über die Verknüpfung mit einem entsprechenden Programm spielt eine Demo-Datenbank beispielsweise Samples von Vogelstimmen passend zum jeweiligen Dateneintrag ab.

Was derzeit für wirklich große Anwendungen noch fehlt ist die Programmierbarkeit. Doch die angekündigte Version 2.0 wird dieses Problem wohl beseitigen. Leider wurde eine Testversion für diese Ausgabe nicht mehr rechtzeitig fertig, so daß wir Ihnen erst im nächsten Monat über die Neuerungen ausführlich berichten können. Bisher ist Phönix etwas für Leute, die auch für komplexe Datenbanken Wert auf eine sehr gut durchgestylte und benutzerfreundliche Oberfläche legen und dabei auf Programmierbarkeit verzichten können.

That's Address

Ursprünglich entstand »That's Address« als kleines Accessory für Adressen- und andere Verwaltungen im Zusammenspiel mit That's Write. Allerdigns hat sich, wie auch bei eingien anderen Zubehör-Programme die Entwicklung doch sehr stark verselbständigt. Ganz frisch in den Diskettenschacht kommt auch in diesem Fall die Version 2.0 mit einer Reihe von Neuerungen. That's Address läuft als Programm und mit einigen klei-enn Einschränkungen im Funktionsumfang auch als Accessory. Diese Einschränkungen betreffen allerdings nur selten gebrauchte Funktionen wie z.B. das Reorganisieren. Auch dieses Programm setzt das Karteikarten-Prinzip um, wobei pro »Karte« ca. 70 KByte Datentext einzutragen ist. Gespeichert werden aber nur die tatsächlich geschriebenen Daten.

Auf der Karte sind die Angaben für das Adressfeld weitgehend fest vorgegeben, kombiniert mit frei gesetzten Feldmarken für beliebige Eintragungen. Die Einträge lassen sich kategorisieren. Dadurch bleiben auch unterschiedliche Adresssammlungen alle in einer Datei und lassen sich trotzdem schnell, beispielsweise nach Lieferanten und Kunden, selektieren. Ein zeitaufwendiger Wechsel der Datenbank ist nicht mehr nötig. Eine Reihe von Funktionen in That's Address haben sogar eine gewisse »Eigenintelligenz«. Dazu gehört beispielsweise das automatischen Erkennen der Stellung von Postleitzahlen, je nach Land und das Einfügen der Länderbuchstaben bei internationalen Adressen. Sehr nützlich ist in diesem Zusammenhang auch die Postleitzahl-»Expansion«, die z.B. aus »1 32« automatisch »1000 Berlin 31« macht. Besonders bei der Eingabe von Daten ist das eine deutliche Zeitersparnis. Da wirkt es fast selbstverständlich, wenn That's Address auch die gespeicherten Telefonnummern per Modem wählt. Ein Konverter für die Daten der alten Version ist auch vorhanden. That's Address empfiehlt sich mit einem Preis von 198 Mark allen Büro- und engagierten Privatanwendern. Das Programm ist kein Hobbyteil für zwanzig Telefonnummern, sondern ein Werkzeug für ernsthaftes Arbeiten.

Themadat

Im Gegensatz zu allen anderen bisher genannten Datenbanken handelt es sich bei »Themadat« um eine assoziative Datenbank. Das bedeutet, sie suchen die Einträge später nicht nach einem festen Stichwort, sondern über die Auswahl einer Reihe von Begriffen, die bei der Eingabe mit dem Datensatz verknüpft wurden. Über diese »Beschreibung« kommen Sie zum gesuchten Eintrag. Haben Sie beispielsweise ein Motiv aus einer diasammlung, das einen Sonnenuntergang am Meer zeigt, dann verknüpfen Sie die Begriffe Sonne, Meer und Abend mit dem eigentlichen Datensatz und finden später über diese Beschreibung alle Motive, die einen Sonnenuntergang am Meer zeigen. Themadat verwaltet

insgesamt 31 Hauptstichpunkte für so eine Zuordnung. Jeder Hauptstichpunkt ist noch einmal in 31 Unterpunkte zu unterteilen. Damit bekommt man sicher eine ausreichende Zahl von Beschreibungen für jedes Motiv zusammen. Die üblichen Datenbankfunktione wie sortieren und Suchen gestalten sich nicht weiter außergewöhnlich. Interessanter sind da noch der eingebaute Texteditor »Tedi« und der Grafikeditor. Der Texteditor wartet mit einer Reihe von Funktionen auf, die auch beim normalen Briefverkehr üblich sind, z.B. Floskeln und Serienbriefe. Dazu kommen aber einige nützliche Besonderheiten wie Rechnen und Spaltensatz, Schriftattribute und Formularverarbeitung. Mit dem Grafikeditor zeichnen Sie einfache Grundfunktionen, laden Bilder und fügen die Grafiken in die Datensätze ein, beispielsweise als Motiverinnerung zum Datensatz. Mit seinem assoziativen Grundkonzept steht Themadat allen auf weiter ST-Flur. Wer also diese Art Datenbank benötigt, der hat keine Alternative. Angesichts des Preises von nur 248 Mark kein Grund zur Trauer. Hier passen Preis und Leistung zusammen.

Datenbanken Übersicht

Name Vertrieb Preis
1st Address VictorSoft, Halbmond 8, 2058 Lauenburg 99 Mark
Adimens ADI, Hardeckstr. 5, 7500 Karlsruhe 348 Mark
Combase Compo, Postfach 1051, 5540 Prüm 398 Mark
Easybase Omikron, Sponheimer Str. 12a, 7530 Pforzheim 248 Mark
Maxidat Softwarehaus A.Heinrich, Postfach 1411, 6750 Kaiserslautern 87 Mark
Phönix H3 Systems, Häusserstr. 44, 6900 Heidelberg 448 Mark
That's Address Compo, Postfach 1051, 5540 Prüm 198 Mark
Themadat Shift, Kompagniestr. 13, 2390 Flensburg 248 Mark

Wolfgang Klemme
Aus: TOS 04 / 1992, Seite 117

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