Editorial: Prizi und Capone - Friede im DTP-Markt

Schon fast sprichwörtlich sind Fehden zwischen großen sizilianischen Familienclans. Über Jahre hinweg bekämpft man sich bis aufs äußerste. Maschinengewehrsalven mähen nicht nur die Mitglieder der gegnerischen Familie um, sondern streifen auch ab und zu einen Sympathisanten, im schlimmsten Fall auch Unbeteiligte. Aber wie aus heiterem Himmel sinken sich auf einmal die Paten der Clans mit Tränen in den Augenwinkeln gegenseitig in die Arme und versichern sich wortreich gegenseitiger Anteilnahme.

Ganz so theatralisch geht es zwar im Atari-Bereich nicht zu, aber die Fehde zwischen DMC und 3K-Computerbild zeigt viele Parallelen. Der Desktop-Publishing-Markt war durch die Winkelzüge beider Parteien verunsichert. Man denke nur an die leidige Diskussion um die Calamus-Schriften von DMC, die man mit einem Programm von 3K-Computerbild in ein anderes Format wandeln konnte. Oder die verbitterten Calamus-Anwender, die bisher Formate von 3K-Computerbild-Produkten nicht laden können. Leidtragende dieser Spielchen waren oftmals die Anwender. Damit ist jetzt Schluß. Beide Firmen schließen einen umfassenden Vertrag, der Daten- und Formataustausch regelt, sowie das Schriftenproblem behebt und eine Zusammenarbeit im weitesten - oder weisesten -Sinne anstrebt. Damit schaffen sie eine wesentlich sicherere Plattform als bisher für die Investition der DTP-Anwender im Atari-Bereich. Wir gratulieren Prizi und Capone zum Sinneswandel und wünschen viel Erfolg.

Herzlichst, Ihr Horst Brandl, Chefredakteur


Horst Brandl
Aus: TOS 02 / 1992, Seite 3

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