Datenreisen leicht gemacht: Von Modems, BTX und anderen telefonierenden Computern

Datenfernübertragung durch das Netz der deutschen Bundespost wird für den interessierten Computeranwender immer interesanter. Die weit verbreitete Meinung, daß diese Domäne den Computer-Hackern Vorbehalten bleibt, trifft schon lange nicht mehr zu, denn DFÜ hat herzlich wenig mit dem »knacken« von Codes in Geld- und Verteidigungsinstituten zu tun.

Geld-Geschäfte von zu Hause: BTX
Schön gestaltete Faxe aus Calamus

Heute kommt selbst ein Anfänger mit den Menü-gesteuerten Mailboxen hervorragend klar, so daß jede Scheu vor diesem Neuland unbegründet bleibt. Leider verfügen die diversen STs, Mega STs und TTs von Atari nicht über ein eingebautes Interface zur Ankoppelung des Computers an das Telefonnetz. Diese Arbeit übernimmt ein externes Modem, das die seriellen Computerdaten auf die Telefonleitung überträgt. Die Telefonleitung erlaubt leider nur die serielle Datenübertragung, also eine relativ geringe Geschwindigkeit, aber es geht, besonders mit der aktuellen Generation der Technologie, schon recht flott voran.

Die jeweilige Übertragungsgeschwindigkeit läßt sich an verschiedene Geräte leicht anpassen. Die einfachsten Geräte arbeiten mit 1200 Baud, moderne Geräte mit speziellen Beschleunigungsverfahren schaffen sogar bis zu 19200 Baud.

Und was sagt die Post dazu? Nun, eigentlich ist das gleiche zu beachten, wie beim Kauf eines Telefons. Das Modem muß eine ZZF-Nummer besitzen. Diese zeigt, daß die Endeinrichtung von der deutschen Bundespost geprüft und zum Anschluß freigegeben ist. Allerdings darf der Käufer bei Geräten mit ZZF-Zulassung tiefer in die Tasche greifen, als bei Modems, die keine ZZF-Zulassung besitzen, obwohl in der Regel kein technischer Unterschied vorhanden ist. Außerdem ist ein Terminalprogramm nötig, das die Kommunikation mit dem Modem übernimmt und damit erst die »DatenFernÜbertragung« ermöglicht. Auf der Diskette zu dieser Ausgabe finden Sie deshalb gleich das Shareware-Programm »Rufus« in seiner aktuellen Version. Damit sind Sie sicher für alle DFÜ-Probleme gerüstet.

Und was stellt man nun mit der Datenfernübertragung alles an? Die häufigste Anwendung ist wohl die Kommunikation mit Mailbox-Rechnern. Man wählt die Nummer eines gewünschten Rechners an, und nach einer Identifikationsprozedur landet man in einer oft menügeführten Umgebung. Dabei zeigt die Mailbox-Software dem Gast viele Erklärungen und Hilfen, so daß man sich in fast jeder Mailbox schnell zurechtfindet. Manche Mailboxen sind in Deutschland oder auch international vernetzt, das heißt, es findet ein regelmäßiger Datenaustausch aller angeschlossenen Mailboxen statt. Ein wichtiges DFÜ-Netz in Deutschland ist das Maus-Netz. Fast alle engagierten Programmierer und DFÜ'ler sind hier zu finden. Das Maus-Netz bietet einen regen Meinungsaustausch und die Benutzer informieren sich immer über neueste Erkenntnisse oder verbreiten öffentlich ihre eigene Meinung.

Mailboxen bieten aber noch mehr. Hier gibt es einen riesigen Pool von PD- oder Sharewaresoftware. Und die Anwender holen sich beliebige Software aus diesem Pool auf ihren eigenen Computer oder verbreiten selbstgeschriebene Programme auf diesem Weg. Die Sysops (System Operator, Betreuer der jeweiligen Mailbox) kontrollieren diesen Pool natürlich sehr genau, damit keine Raubkopien verbreitet werden. Neben diesen öffentlichen Verbreitungswegen gibt es noch ganz private Bereiche in einer Mailbox, die nur dem jeweiligen Benutzer zugänglich sind. Dorthin kann er sich Post oder Programme schicken lassen.

Den zweiten, riesengroßen Anwendungsbereich für DFÜ beaufsichtigt die Bundespost selbst. Die Rede ist von BTX, dem elektronischen Bildschirmtext. Bei vielen großen Firmen können Sie sogar per BTX eine verbindliche Bestellung aufgeben, die Waren kommen dann per Post zu Ihnen nach Hause. Banken und Sparkassen erlauben über BTX die Kontoführung. Überweisungen vom Wohnzimmersessel sind damit kein Problem mehr. Und das beste: Dieser Service kostet bei den meisten Kreditinstituten keinen Pfennig. Informieren Sie sich einmal bei ihrer Geschäftsstelle. BTX ist heute für den geschäftlichen, kommerziellen Bereich ein absolutes Muß, und Sie sollten es sich einmal näher betrachten - es lohnt sich. Einige Modems mit entsprechender Software sind sogar in der Lage, Telefaxe zu senden und zu empfangen. Sie verschicken damit Ihr Fax direkt aus der Textverarbeitung und holen sich den Inhalt eines ankommenden Faxes auch direkt auf den Bildschirm. Neben den einfachen Versionen gibt es mit dem Programm »CalFax« sogar eine direkte Fax-Form für das Verschicken von »Calamus«-Dokumenten. Ohne den Umweg über Scanner oder Drucker, und die Ergebnisse sind sehr überzeugend. Und was kostet der ganze Spaß? Modems liegen zwischen 300 und 1.000 Mark, je nach Leistungsklasse, ZZF-Zulassung etc. Die Software für DFÜ und BTX bekommen Sie mit Rufus auf der Diskette zu dieser Ausgabe schon frei Haus. Und sonst fallen nur normale Telefongebühren an. Allerdings sollten Sie, zumindest in der Anfangsphase möglichst im Nahbereich DFÜen, denn diese faszinierenden Sitzungen dauern leicht eine Stunde und länger. (wk)



Aus: TOS 02 / 1992, Seite 108

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