Wer mit dem Luchs tanzt: Die besten Spiele für Lynx II

Lynx II

Eineinhalb Jahre nach der Markteinführung von Lynx steht der Nachfolger in den Regalen der Kaufhäuser: Lynx II - die neue Spielkonsole von Atari. Ob er Oscar-verdächtig ist, lesen Sie auf den nächsten Seiten.

Der Tragetest beweist es: Der Luchs ist kleiner geworden und läßt sich bequemer in Jackentaschen verstauen. Eine kleine Diät hat er auch hinter sich. Sein Lebendgewicht mit Batterien beträgt jetzt 520 Gramm - etwas mehr als sein Vorgänger ohne die Energiespender. Der Schacht für die Spiel-module ist nicht mehr hinter einer Klappe versteckt, sondern an der Rückseite des Gerätes leicht zugänglich. Überhaupt ist Lynx ein ganzes Stück handlicher geworden.

High-Tech im Kleinformat: Die Hardware von Lynx II ist vom Feinsten

Doch nicht nur das Design hat sich verändert, auch von technischer Seite gibt's Neuerungen. Optisch am auffälligsten ist ein weiterer Knopf, mit dem Sie das Display bei längeren Spielpausen abschalten und so die Batterie schonen. Nur ein LED informiert Sie weiterhin darüber, daß Lynx noch angeschaltet ist.

Ein besonderes Manko des »alten« Lynx war seine unersättliche Gier nach Batterien. Beim Vergleich der technischen Daten darf man sich zunächst freuen: Der Nachfolger gibt sich bei der Leistungsaufname mit 0.6 Watt weniger zufrieden. Die Lebenserwartung beim Betrieb mit Batterien mittlerer Preisklasse liegt jetzt bei etwa dreieinhalb Stunden. Erst »die mit dem Kupferkopf« erreichen die versprochene Leistung von etwas mehr als vier Stunden. Das kurz bevorstehende Ende kündigt die Leuchtdiode durch regelmäßiges Blinken an: Bis zum nächsten Batteriewechsel bleiben 20 bis 30 Minuten.

Der Blick auf die technischen Daten von Lynx II ist ein Genuß für jeden Spiele-Freak. Der 15 MHz schnelle Prozessor M6502 (übrigens bestens bekannt aus dem 64er und dem Atari XL) sorgt für die nötige Geschwindigkeit. Ein Meisterstück haben die Entwickler mit einem weiteren Spezialchip abgeliefert: Er ist für Zoom-Effekte aller Art verantwortlich, eine Aufgabe, die bislang viel Rechenzeit schluckte. Für Abwechslung in puncto Grafik sorgen bis zu 128 Sprites und die Farbpalette mit 4096 Elementen. Kurzum - was die technische Seite anbelangt, hat Ataris Lynx im Vergleich mit anderen Konsolen eindeutig die besseren Karten. Natürlich ist eine Spielkonsole aber nur so viel wert, wie die für sie erhältlichen Spiele. Zur Zeit sind etwa 25 Module erhältlich, weitere stehen kurz vor der Veröffentlichung. Pro Monat sind derzeit vier Neuvorstellungen geplant. Mit steigenden Absatzzahlen wird die Zahl rasch ansteigen.

Auf den nächsten Seiten haben wir eine Auswahl der Module für Sie getestet.

Technische Daten

   
Prozessor: 65c02 (16 MHz)
Auflösung 160 x 102 Pixel
Speicher 64 KByte
Palette: 4096 Farben, davon 16 gleichzeitig
Spiele: 30
Größe 23 x 10 5 x 5 cm
Verbrauch: 3,0 Watt
Gewicht: 420 gr (ohne Batt.)
Preis: 199 Mark
Besonderheiten Hardware-Zoom

Block Out

Bild 1. Tetris in 3D »Block Out«

Als Denk- und Tüftelspiel der Extraklasse ist »Block Out« auf dem PC und ST bereits weit verbreitet. Diese Variante des Klassikers »Tet-ris« wurde um eine Dimension, konkret um die dritte, erweitert. Bei Tetris schweben unterschiedlich geformte Figuren dem Boden eines Bechers entgegen, die Sie während des Flugs so drehen müssen, daß am Grund eine geschlossene Reihe mit den restlichen Spielsteinen entsteht. Eine lückenlose Reihe verschwindet und macht so neuen Spielsteinen Platz. Wenn sich die Steine bis zum Becherrand stapeln, endet das Spiel.

Zeigt Tetris das Geschehen von der Seite, so blicken Sie bei bei Block Out von oben auf den Becherboden. Die räumliche Komponente macht das Spiel um einiges kniffliger. Die Umsetzung auf den Lynx ist gut gelungen, lediglich Spieler, die Block Out häufig auf dem Computer spielen, haben am Anfang leichte Schwierigkeiten mit der etwas anderen Steuerung der Spielsteine. Doch bereits nach kurzem dreht und wendet man die Steine auch auf dem Lynx so routiniert wie auf dem ST oder PC. Block Out für den Lynx kostet 79 Mark.

Chip's Challenge

Bild 2. 144 Level warten in »Chip's Challenge«

Der Programmier-Veteran Chuck Sommerville erdachte speziell für den Lynx das 144 Level lange Tüftel- und Geschicklichkeitspiel »Chip's Challenge«. Das listige Spielprinzip überzeugt jeden, der eine Vorliebe für diese Art von Games hat, sofort.

Das mit zahlreichen Anleihen von anderen Grübelklassikern wie »Boulder Dash« gespickte Spiel erfordert einiges an Kombinationsgabe und Geschick.

Ihre Spielfigur muß pro Stufe eine bestimmte Anzahl von Chips einsammeln. Erst mit den passenden Schlüsseln lassen sich Türen öffnen, tödliche Sprites sind zu meiden und durch das Herumschubsen von Blöcken bauen Sie sich den richtigen Weg.

Erschwerend kommt hinzu, daß Ihnen pro Level nur eine gewisse Zeit zur Verfügung steht. Zum Glück erhalten Sie nach dem Lösen eines Levels ein Passwort, mit dem Sie bei späteren Versuchen die zuletzt bewältigte Stufe direkt erreichen. Die Qualität von Grafik und Sound hält sich zwar in Grenzen - trotzdem:

Wer einen Geschicklichkeitstest sucht, bei dem das Nachdenken nicht zu kurz kommt, ist bei dem 69 Mark teueren Chip's Challenge bestens aufgehoben.

Klax

Wer schon bei den Suchtspielen »Tetris« und »Block Out« begeistert Klötzchen stapelt, freut sich über »Klax« sicher wie ein Schneekönig. Auf einem Fließband kommen bunte Spielsteine auf Sie zu. Mit einer Schippe müssen Sie die Brocken auffangen und auf einem von fünf Feldern ablegen. Mit der Zeit wird der Platz eng, denn es passen nur fünf Steine, die es in acht Farben gibt, aufeinander. Liegen mindestens drei gleichfarbige Steine neben- oder übereinander, »klaxen« diese weg. So entsteht Platz für weitere Stapelaktionen. Klax ist in mehrere Levels unterteilt, in denen Sie jeweils eine bestimmte Klax-Norm schaffen müssen, um weiter zu kommen. Zu Spielbeginn wählen Sie einen von drei Schwierigkeitsgraden. Klax ist ein exzellentes Schnelldenker-Spiel mit allen Qualitäten eines Dauerbrenners. Dieses 79 Mark teuere Spielmodul begeistert selbst Gelegenheits-Spieler.

Bild 3. Sucht ist im Preis inbegriffen: »Klax«

Ms. Pac-Man

Eines der ersten Spiele auf Heimcomputern und in den Automaten der Spielhallen war »Pac-Man«. Sie steuern bei diesem Spiel eine kleine Kugel durch verschiedene Labyrinthe und müssen dabei Pillen oder Früchte aufsammeln. Dabei versuchen jedoch vier schlimme Geister, Sie zu fressen.

Bild 4. »Ms. Pac-Man« als Spielhallenklassiker

Fährt Pac-Man über eines der vier Plus-Zeichen, die sich im Labyrinth befinden, dann wird er für eine bestimmte Zeit unverwundbar und ist seinerseits in der Lage, die Geister zu vernichten. Dabei gibt es für jeden Geist obendrein noch satt Extrapunkte. Sind alle Pillen aufgesammelt, beginnt das Spiel im selben Irrgarten von vorne, jedoch bewegen sich die Figuren um einiges schneller. Haben Sie auch den zweiten Durchlauf heil überstanden, dann kommen Sie in den nächsten Level, der aus einem anderen Labyrinth besteht. Atari bietet diesen Spielhallenklassiker unter dem Namen »Ms. Pac-Man« für 79 Mark als Spielmodul an. Die Umsetzung auf den Lynx ist durchaus als gelungen zu bezeichnen. Somit steht allen, die Pac-Man schon immer einmal in der S-Bahn spielen wollten, nichts mehr im Wege.

Shanghai

Die Umsetzung des alten chinesischen Spiels »Mah-Jongg« ist vielen Computeranwendern unter dem Namen »Shanghai« bestens bekannt.

Aufgabe des Spielers ist, aus einem aus 144 Teilen bestehenden »Memory-Spiel« freie gleiche Spielsteine abzubauen. Ein Stein ist frei, wenn kein anderer Stein auf ihm und links oder rechts von ihm liegt. Das Spiel endet, wenn alle Spielsteine abgebaut wurden oder keine freien Steine mehr im Puzzle vorhanden sind. Für die Abwechslung sorgen verschiedene Puzzles. Die Musikstücke - drei stehen zur Auswahl - untermalen die fernöstliche Atmosphäre.

Bild 5. Chinesische Knobeleien mit »Shanghai«

Verglichen mit der Windows-Version diese Spiels ist das Lynx-Shanghai um einiges schwerer zu spielen, da die Spielsteine wesentlich kleiner als auf einem Monitor erscheinen. Lediglich der Stein, über dem sich der Cursor befindet, erscheint vergrößert in der rechten oberen Ecke des Displays.

Spieler können beim 79 Mark teuren Lynx-Shanghai unter sieben verschiedenen Puzzel wählen, die alle eine etwas andere Strategie erfordern.

Doch Vorsicht: Wen das Shanghai-Fieber erst einmal befällt, den läßt dieses fesselnde Spiel für einen oder zwei Spieler so schnell nicht mehr los.

A.P.B.

Auch beim Spielmodul »A.P.B.«, ausgeschrieben »All Points Bulletin«, kommt es in erster Linie auf die Geschicklichkeit des Spielers an. Sie schlüpfen bei diesem 79 Mark teueren Game in die Rolle eines braven Polizisten.

Bild 6. In »All Points Bulletin« jagen Sie Diebe und Räuber

Ihre Aufgabe besteht darin, mit einem Streifenwagen Bösewichte in ihren Autos einzufangen. Dabei dürfen Sie keine Unfälle verursachen und Ihnen steht auch nur eine begrenzte Zeitspanne pro Level zur Verfügung. Wenn Sie Geldsäcke auf Ihrer Tour aufsammeln, können Sie in Shops nützliche Dinge wie einen ein Gewehr oder ein Radar erwerben. Andere Annehmlichkeiten, die Sie in Ihrer Stadt finden können, verleihen Ihrem Wagen eine höhere Endgeschwindigkeit oder eine bessere Beschleunigung. Haben Sie die gestellte Aufgabe erledigt, erhalten Sie von Ihrem Chef eine Belobigung und die Jagd geht im nächsten Level weiter. Gelingt es Ihnen nicht, die Verbrecher hinter Gitter zu bringen, feuert Sie Ihr Vorgesetzter kurzerhand nach einer gehörigen Standpauke und das Spiel beginnt von vorne.

Ninja Gaiden

Bild 7. Mittelprächtiges Prügelspiel »Ninja Gaiden«

Bei »Ninja Gaiden« schlüpfen Sie in die Rolle eines Ninja. Unter der Anleitung eines Meisters trainieren Sie, um nach dem Bestehen verschiedener Prüfungen in den Rang eines Ninja Gaiden erhoben zu werden.

Auf Ihrem Weg durch die verschiedenen Level, für die Sie pro Level lediglich 99 Sekunden Zeit haben, stehen Sie immer zahlreicheren Gegner, deren Stärke zu nimmt, gegenüber. Sie stärken die Spielfigur durch diverse Extras wie »Power Pillen«, mehr Zeit, Geld oder gar Extraleben, die Sie auf Ihrem Weg finden.

Ihre letzte Prüfung, um den begehrten Titel Ninja Gaiden zu erlangen, besteht darin, die Stadt »Noxious Lear«, die von einer unheilvollen Macht beherrscht wird, zu befreien.

Bei diesem Prügelspiel wehren Sie sich mit nur einem einzigen Schlag, es bietet also im Vergleich zu anderen Vertretern dieses Genres wenig Abwechslung.

Die Grafik des 79 Mark teuren Ninja Gaiden ist überzeugend, jedoch schwindet der Unterhaltungswert relativ schnell. Ninja Gaiden ist nur von einer Person zu spielen und wird so relativ schnell langweilig.

Roadblasters

Bild 8. Gezieltes Ballern bringt Punkte

Am Spielprinzip von »Roadblasters« hat sich im Vergleich zu den bereits seit längerem verfügbaren Computer-Versionen nichts geändert. Immer noch fungieren Sie als Pilot eines waffenstarrenden Superautos und versuchen, heil ans Etappenziel zu kommen.

Während des Spiels müssen Sie auf gegnerische Autos und auf Ihren Tankinhalt achten. Neigt sich der Sprit dem Ende entgegen, füllen Sie ihn durch Aufsammeln von bunten Treibstoff blasen wieder auf. Wem die Bewaffnung seines Wagens nicht genügt, der rüstet sein Fahrzeug mit Zusatzwaffen wie größere Geschwindigkeit, eine Kanone oder gar mit Cruise Misseis aus. Diese Extrawaffen erhalten Sie von Zeit zu Zeit von einem Helikopter. Wer nicht blind drauflos ballert erntet mehr Punkte durch den sich erhöhenden Multiplikator. Am Etappenziel angelangt, kommt die Stunde der Abrechnung: Je mehr Punkte Sie erzielt haben, desto größere Reserven erhalten Sie.

Die Grafik des 50 Level langen Spiels ist eher als einfallslos zu bezeichnen. Einzig die Sprachausgabe könne überzeugen. Unsere Meinung: Wenn schon »Baller-Spiel«, dann lieber etwas Anspruchsvolleres. Roadblasters kostet 79 Mark.

Warbirds

Bei »Warbirds« handelt es sich um eine Flugsimulation, die im 1. Weltkrieg spielt. Sie sind Pilot eines Doppeldeckers und ihre Aufgabe besteht darin, feindliche Flugzeuge abzuschießen. Zu beginn legen Sie fest, wieviel Munition Sie an Bord nehmen, bei welchen Schäden Ihre Maschine abstürzt, wieviele Leben Ihnen zur Verfügung stehen und ob Sie es im Flugsimulator oder in einem »echten« Flugzeug sitzen. Als nächstes legen Sie fest, ob Sie gegen einen oder mehrere Feinde aufnehmen. Nach jedem erfolgreichen Abschuß ertönt eine Siegesfanfare und Ihr Rang erscheint im Display unter der digitalisierten Abbildung eines Piloten. Wurden Sie Opfer des Gegners, ertönt ein Trauermarsch und unter einem Totenschädel in Fliegermützer lesen Ihren Rang und die Anzahl der Abschüsse. Das 69 Mark teuere Warbirds konnte mich während des Tests nicht überzeugen. Spielen zwei bis vier Spieler gegeneinander, dürfte dieses Game an Unterhaltungswert gewinnen.

Bild 9. Mit »Warbirds« lassen Sie den »roten Baron« auferstehen


Aus: TOS 01 / 1992, Seite 112

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