Doppelter Nachschlag: »Live 1.1« mit Style-Page und Keytrack-Editor

Soft Arts neue Recording-Software »Live« haben wir Ihnen bereits in der September-Ausgabe ausführlich vorgestellt. Im aktuellen Update sind inzwischen auch die bisher noch fehlende Style-Page und der Keytrack-Editor enthalten.

Dem Keytrack-Editor kommen gleich zwei Aufgaben zu: Einerseits soll er als harmonische Gedächtnisstütze dienen, um in Studio- oder Live-Situationen das Zusammenspiel mit anderen Musikern zu erleichtern, andererseits übernimmt er die harmonische Steuerung der »Styles«.

Um in den Genuß der Keytrack-Fähigkeiten zu gelangen, müssen Sie zunächst das harmonische Gerüst Ihres Songs auf einem speziellen Keytrack einspielen. Dies erfolgt entweder in der Song-Page oder dem Keytrack-Editor selber. Sie teilen Live zunächst mit, welche Tonalität Ihrem Stück zugrunde liegt. Das Programm unterscheidet zwischen Dur, Moll, Blues, Pentatonik und Chromatik, wobei die Kreuztonarten bis sechs Kreuze und die B-Tonarten bis sechs Bs vertreten sind. Selbstverständlich dürfen Sie auch während eines Arrangements jederzeit die Tonart wechseln.

Live kennt drei Modi zur Darstellung der Harmonik: als Keyboard-Griffsymbole, als Gitarren-Tabulatur oder als Akkordsymbole. Die Ausgabe der entsprechenden Grafik erfolgt auf dem großen Mittelfenster, wobei sich über die Buttons »Actual« und »Ncxt« umschal ten läßt, ob die aktuelle oder die beim nächsten Wechsel gültige Harmonie erscheinen soll.

Die Idee des Keytrack-Editors ist sehr lobenswert, ihre Ausführung läßt momentan aber noch zu wünschen übrig. Die Analysefunktion versagt schon bei recht simplen vierstimmigen Akkorden und quittiert ihre Unwissenheit mit einem großen Fragezeichen. Versuchen Sie gar, fünfstimmige Akkorde einzuspielen, gibt sich der Keytrack-Editor ganz und gar geschlagen. Leider bleiben bei der Ausgabe der Gitarrentabulatur das vorgegebene »Voicing« und die Oktavlage völlig unberücksichtigt, so daß die Brauchbarkeit zumindest für fortgeschrittene Gitarristen sehr anzuzweifeln ist.

Die Style Page bietet im weiteren Sinne eine Art selbstprogrammierbare Begleitautomatik mit den vier Spuren: Drums, Baß, Chord und Ostinato. Jede dieser Spuren greift dabei auf Begleitpattern von maximal sechzehn Takten Länge zurück. Diese Pattern nehmen Sie entweder direkt in der Style Page auf oder kopieren sie per Clipboard von der Song Page. Für jedes Begleitpattern erzeugen Sie bei Bedarf noch zwei zusätzliche Variationen. Die Baßspur muß die Baßlinie des Stils in der angegebenen Grundtonart enthalten. Die genaue harmonische Steuerung erfolgt anschließend durch die im Keytrack eingespielten Akkorde. Auch die »Chords«-Spur greift auf den Keytrack zurück. Sie benötigt daher lediglich einen einstimmigen Rhythmus, nach dem anschließend die Keytrack-Harmonien erklingen. Die Ostinato-Melodielinien bleiben vom Keytrack-Editor weitgehend unbeeinflußt. Nur beim Wechsel der Grundtonart transponiert Live diese Spur entsprechend. Die Drums sind komplett einzuspielen. Zwischen den einzelnen Variationen schalten Sie entweder per Maus oder per Keyboard-Fernsteuerung hin und her. Weiterhin läßt sich innerhalb der sechzehn Takte eine Zählzeit bestimmen, zu der ein Umschalten zwischen den Variationen sinnvoll ist. Haben Sie einen Style fertig programmiert, speichern Sie ihn auf Diskette. Das Fenster am rechten Bildschirmrand erlaubt den schnellen Zugriff auf vierzehn Styles, so daß Sie mit Hilfe dieses Editors in Windeseile verschiedene Arrangements und Musikstile an Ihrem Song erproben. (wk)

Soft Arts, Postfach 127762, 1000 Berlin 12


Kai Schwirzke
Aus: TOS 11 / 1991, Seite 115

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