Über dem Mittelwert: STAN Plus, Statistik- und Analyseprogramm

Statistische Analysen sind Aufgaben, die sich ohne Computer kaum bewerkstelligen lassen. So etwas mit einem Taschenrechner auszuführen, bedarf neben einem großen Zeitaufwand und viel Papier auch guter Nerven. Besser geht es mit STAN Plus.

Bild 1 und 2. Die Menüs zeigen den Funktionsumfang von »STAN Plus«
Bild 3. Die grafische Aufbereitung kann sich schon sehen lassen
Bild 4. Der Skalierungs-Dialog zur Vorbereitung einer Zeichnung
Bild 5. STAN Plus liest verschiedene Dateiformate, unter anderem »DIF«

Die Software & EDV - Beratung Weber vertreibt das Programm »STAN Plus«, das zahlreiche statistische Berechnungen übernimmt und die Ergebnisse in vielfältiger Weise grafisch darstellt. Das Programm arbeitet auf jedem ST mit 1 MByte RAM und auf dem TT in der hohen ST-Auflösung.

Beim Laden Ihrer Daten haben Sie die Wahl, diese einzeln oder auch als Paket, bestehend aus maximal 88 Dateien mit je 100 Werten, zu importieren. Alle diese Werte befinden sich dann resident im Computer, so daß Sie aus der Liste beliebige Dateien durch Umfahren mit der Maus oder mit gedrückter Shift-Taste bestimmen. Adimens-, VIP- oder dBase-ASCII-Tabellen konvertiert das Programm in das STAN-eigene Format und unterstützt auch das DIF-Format.

Die Werte lassen sich auch von Hand eingeben. Dabei steht eine Eingabekontrolle zur Überprüfung des oberen und des unteren erlaubten Grenzwerts hilfreich zur Seite. An das komfortable Umbenennen und Löschen einer oder mehreren Dateien eines Paketes hat der Autor ebenfalls gedacht.

Im Daten-Editor bearbeiten Sie einen gesamten Datensatz, klassifizieren Werte oder hängen unterschiedliche Dateien aneinander. Weitere Funktionen gestatten es, unerwünschte Werte innerhalb oder außerhalb eines Bereiches herauszufiltern und Werte zu konvertieren. Hinter diesem Befehl verbirgt sich ein Formel-Interpreter, mit dem auch vorhandene Daten über eine Gleichung zu modifizieren sind. Diese Gleichung stammt auf Wunsch direkt aus dem »Analyse«-Menü.

Unter »Rechnen« findet man neben den einfachen mathematischen Operationen auch die Delta%- und die Relativ%-Funktionen, mit denen zwei Dateien mit einer Wichtung voneinander zu subtrahieren oder auch eine prozentuale Relation zu ermitteln ist. Außerdem bestimmt das Programm aus mehreren Dateien eine Mittelwertdatei. Die Ergebnisse der Auswerteprozeduren zeigt STAN Plus als Text und stellt sie im eingebauten Texteditor zur Bearbeitung bereit. Der Befehl »Analyse« liefert verschiedene Verfahren zur Bewertung eindimensionaler Datenreihen. Dazu kommen die Korrelation und die Regression von Daten. Zu den meisten Verfahren existieren korrespondierende Grafiken. Auch Kreuztabellen und Kontingenztafeln sind vorgesehen.

Der letzte Menüpunkt ist für die Grafik und ihre Ausgabe reserviert. Hier bestimmen Sie die Diagrammart und wechseln in das Menü »Bearbeiten«. Für die automatische Grafik sind Skalierung und Texte zur Achsenbeschriftung voreinstellbar. STAN Plus erlaubt die Nachbearbeitung der aus 21 verschiedenen Auswahltypen gezeichneten Grafik. Dann liegt das Bild allerdings nur noch als Pixel-und nicht mehr wie bei der automatischen Grafik als Vektorbild vor und läßt sich, auch ausschnittweise, als IMG-Datei speichern. Hilfreich bei der Bearbeitung sind die beiden Zwischenspeicher für Vektor- und Pixel-Grafik sowie der Radiergummi und die Lupe. Mit der Lupe betrachten Sie nicht nur die Grafik genauer, sondern verändern auch einzelne Pixel des Bildes. Art und Größe der Marker, Füllmuster und Füllart, Textgröße und Linienart sind frei zu bestimmen. Auch die Skalierung, die Größe und die Position einer Grafik läßt sich hier verändern. Die Größe bestimmen Sie dabei einfach durch Aufziehen eines Feldes mit der Maus. Ist der Metafile-Treiber »meta2« vor Programmstart installiert, läßt sich eine Grafik auch als GEM-File speichern und mit dem bekannten Output-Programm drucken oder mit anderen Vektorgrafikprogrammen weiterbearbeiten. Doch auch die direkte Ausgabe als Pixelgrafik liefert eine für viele Anwendungen ausreichende Qualität. Der zusätzlich erhältliche Hardcopy-Treiber »Harry« organisiert den Ausdruck für 24-Nadel-Drucker im Hintergrund.

Das wesentliche Manko bei diesem Programm ist die Benutzerführung. Ich wünsche mir beispielsweise kleine Pop Up-Menüs, welche die Übersicht erleichtern, und eine bessere Kennzeichnung der editierbaren Felder in den Auswahlboxen. Mit einer konsequenten GEM-Unterstützung wäre mehr Übersicht zu erreichen. Zudem ließen sich GDOS-Fonts zur Beschriftung einsetzen. Auch die Belegung der Tastaturkommandos entspricht keinem Standard. Die Benutzerführung ist auch innerhalb des Programms nicht konsequent durchgehalten. So sind beispielsweise einige Funktionen mit der rechten Maustaste und Esc zu verlassen, andere nur mit der Maustaste. Bei der Wahl eines Menüpunktes sind häufig immer wieder die gewünschten Dateien zu bestimmen, auf welche die Funktion wirken soll. Eine einmal getroffene Wahl bleibt nur in Ausnahmen erhalten. Eine Reihe dieser Anregungen sind allerdings bereits während der Testphase in die laufende Programm-Entwicklung eingegangen. Zur Atari-Messe wird sich STAN Plus daher wohl in einem neuen Outfit präsentieren. Positiv ist das auf Recyclingpapier gedruckte und in einem ebensolchen Ordner untergebrachte Handbuch. Es geht auf alle Programmpunkte ein und gibt auch weiterführende Literatur zum Thema an. Im Anhang finden sich sogar Beispiele zu den verschiedenen Analyse-Verfahren.

Ob die statistischen Verfahren ausreichen oder die notwendigen Verfahren vorhanden sind, mag jeder anhand der im Bild gezeigten Menüeinträge für sich entscheiden. Die aufgezeigten Kritikpunkte beziehen sich im Wesentlichen auf die Benutzerführung, man sollte hier auf die neue Version warten. Die vielfältigen statistischen und grafischen Funktionen sind jedoch, vor allem im Hinblick auf den Preis, auf jeden Fall der Aufmerksamkeit wert. (wk)

Software & EDV Beratung Weber. Nelkenstr. 6, 8508 Wendelstein 2

WERTUNG

Name: STAN Plus
Preis: 69 Mark
Hersteller: Software & EDV-Beratung Weber

Stärken: Zahlreiche statistische Verfahren □ gute grafische Nachbearbeitung □ Metafile-Export □ gute Druckergebnisse □ Preis

Schwächen: Inkonsequente Benutzerführung

Fazit: Ein brauchbares Werkzeug zu einem sehr günstigen Preis


Dietmar Lorenz
Aus: TOS 08 / 1991, Seite 41

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