Lemmings

Mit Schirm, Charme und Melone: Die Lemminge kommen.

Die Zeiten, als die ST-Besitzer neidvoll auf die Bildschirme der Lemming-fanatischen Amiga-Besitzer starren mußten, sind vorbei. Das Softwarehaus Psygnosis läßt jetzt mit »Lemmings« auch die Herzen der Atarianer höher schlagen.

Das Spielprinzip klingt einfach: Durch eine Luke am oberen Bildschirmrand fallen in kurzen Abständen anmutig animierte Wesen, die ohne äußeres Einwirken blindlings in Reih' und Glied drauflos marschieren. Ziel in jedem Level ist es, einen Großteil der kleinen Kerle zum rettenden Ausgang zu lotsen. Um diese Aufgabe zu bewältigen, dürfen Sie jedem der bis zu 100 Lemminge eine Eigenschaft zuteilen.

So kämpfen sich »Buddler« in mühevoller Handarbeit durchs Erdreich, während »Gräber« sich diagonal vorwärtspickeln. Marschiert eine ganze Lemmingkompanie auf einen feurigen Abgrund zu, hilft nur noch ein »Brückenbauer«, während ein »Blocker« seinen Kameraden einstweilen den Weg versperrt. Nach dem Motto: »Das Wohl von vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von einzelnen« sprengen Sie schließlich den Blocker, um den Weg erneut freizugeben. Liegt die nächst tiefere Ebene für einen direkten Sprung zu weit unten, öffnen »Springer« ihren Regenschirm und gleiten sanft zum Boden. Auch eine Wand ist für einen »Kletterer« kein Problem, solange es sich nicht um einen Überhang handelt.

»Kletterer« und »Springer« vergessen im Gegensatz zu ihren Kollegen ihre erlernten Eigenschaften nicht und setzen diese bei Bedarf auch wieder selbständig ein.

Über Stock und Stein wandert die Lemming-Parade

Die ersten Level machen den angehenden Anhänger der »Rettet die Lemminge«-Kampagne mit dem Gebrauch der einzelnen Fähigkeiten vertraut. Der Schwierigkeitsgrad steigt stetig mit voranschreitendem Spielverlauf und ist zudem in vier Stufen verstellbar. Bedingt durch deren Anzahl (und natürlichen Größe) sind die Sprites der Lemminge klein ausgefallen, so daß sie auf den ersten Blick detaillos und grob wirken. Erst die Animation entfaltet den grafischen Genuß. Ein Brückenbauer, der zwölf Bauklötze verbraucht hat, beendet seine Arbeit mit einem kurzen Achselzucken, um dann munter in den vielleicht noch offenen Abgrund zu stürzen. Der Hintergrund ist sehr abwechslungsreich gestaltet. Das Ruckein beim horizontalen Scrolling (bei ausgedehnten Levels) wirkt sich nicht störend auf den Spielfluß aus. Auch der Sound ist größtenteils gelungen, die sich abwechselnde Hintergrundmusik sorgt mitunter für gute Atmosphäre frei nach: »Mir san' die lustigen Holzhackerbuam«. Die Atari-Version läßt jedoch die vom Amiga bekannten digitalen Effekte vermissen.

Lemmings ist ein beinahe makelloses Spiel, das nur knapp die Spitzenwertung verfehlt. Für den Preis von etwa 70 Mark ist es uneingeschränkt zu empfehlen. (ah)

TOS-WERTUNG: 9

TOS-INFO

Titel: Lemmings
Monitor-Typ: Farbe
Hersteller: Psygnosis
Spiele-Typ: Geschicklichkeit
Schwierigkeit: einstellbar
Ca.-Preis: 70 Mark
Atari TT: nein


Armin Hierstetter
Aus: TOS 08 / 1991, Seite 119

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