Ab geht die Post: Postscript-Emulation »Ultrascript«

Bild 1. Kleine Ursache - große Wirkung: der Effekt unseres Beispiellistings.

Postscript — das ist Musik in den Ohren aller DTP-Fans. Wer keinen postscript-fähigen Drucker besitzt, dem verhilft die Emulation »Ultrascript« auch mit Atari-Laser oder Nadel-Drucker zu exzellenten Druckergebnissen.

Hinter Postscript verbirgt sich der erfolgreiche Versuch, dem Wirrwarr um verschiedene Grafikstandards über Computer- und Druckergrenzen hinweg ein Ende zu machen. Postscript ist eigentlich eine Programmiersprache. Aber sie dient nicht der Programmentwicklung, sondern dem Beschreiben einer Druckseite. Dabei geht es nicht um eine Weiterentwicklung von Druckersteuerzeichen, sondern um eine richtige Sprache zur Druckseitengestaltung, im Fachjargon »Seitenbeschreibungssprache« genannt.

Dabei stehen Ihnen alle denkbaren grafischen Befehle zur Verfügung: das Ziehen von Linien, Kreisen, die Entwicklung geometrischer Figuren oder der Einsatz beliebiger Postscript-Zeichensätze. Diese Schriften lassen sich in allen Größen und Variationen benutzen. Das Rotieren von Objekten und Schriften ist ebenso vorgesehen, wie das Verkleinern oder Strecken. Postscript bietet bei der Entwicklung die Annehmlichkeiten höherer Programmiersprachen - die Verwaltung von Variablen (auch lokale), den Einsatz von Prozeduren und Rekursion.

Postscript hat zwei Vorteile und einen Nachteil. Vorteil eins: Die Programmiersprache ist genormt und auf allen Rechnern gleich. Was Sie auf einem Appel Macintosh schreiben, läßt sich später problemlos auf einem MS-DOS-Rechner oder einer UNIX-Workstation weiterbearbeiten und ausdrucken. Viele DTP- und zunehmend auch CAD-Programme speichern ihre Dokumente deshalb im Postscript-Format ab.

Vorteil zwei: Jedes grafische Element wird mit Hilfe mathematischer Funktionen ausgedrückt - eine Linie beispielsweise durch ihren Anfangs- und Endpunkt sowie ihre Breite. Durch diese mathematische Darstellung läßt sich jede Grafik leicht an unterschiedliche Auflösungen anpassen beziehungsweise umrechnen - ohne daß sich der Benutzer darum kümmert. Im Klartext: Was ich daheim für meinen Laserdrucker mit Postscript entworfen habe, kann ich genausogut auf einem Fotobelichtungsgerät ausgeben - aber dort in einer wesentlich besseren Qualität. Die Umrechnung erfolgt automatisch.

Der Nachteil dieses Prinzips liegt auf der Hand: Nur Geräte geben diese Grafiken aus, die speziell dafür konzipiert sind - also Postscript-Drucker, -Belichter und ähnliches. Diese Geräte sind mit einer eigenen Recheneinheit mit 2 oder mehr MByte RAM ausgestattet und daher relativ teuer (etwa ab 3500 Mark). Die teuren Postscript-Geräte bestechen allerdings durch die hohe Ausgabequalität und die niedrigen Berechnungszeiten beim Drucken.

Eine solche Abhängigkeit von spezieller Hardware beheben Postscript-Emulatoren wie »Ultrascript« für den ST. Sie bringen jedem normalen Drucker Postscript-Töne bei, indem sie die Seite im Computer zusammenbauen und dann ganz normal als Rastergrafik an den Drucker schicken.

Die Installation von Ultrascript erweist sich dank einiger Fehler und Auslassungen im deutschen Teil des Handbuchs als umständlich: Legen Sic auf Ihrer Platte zunächst einen Ordner »USCRIPT« an. Besitzen Sie einen Atari-Laserdrucker, kopieren Sie die Diskette 2 in diesen Ordner. Benutzen Sie einen anderen Drucker, nehmen Sie Diskette 1. Legen Sie im Verzeichnis USCRIPT einen weiteren Ordner mit der Bezeichnung »UFONTS« an. Hier hinein kopieren Sie Diskette 3. Disk 4 können Sie ganz zur Seite legen, sie ist unnötig. Auf Disk 5 ignorieren Sie den Ordner »NUFONTS« und kopieren nur die Inhalte von »UFONTS« und »UMETRICS« in ihre jeweiligen Pendants auf der Festplatte. Zu guter Letzt nennen Sie die Datei »USCRIPT.GER« in »USCRIPT.RSC« um. Wenn Sie jetzt noch »Turbo ST« installiert haben, schalten Sie es aus - es verträgt sich nämlich nicht mit Ultrascript.

Bild 2. Ultrascript richtet bei mehreren Dateien eine Warteschlange ein

Nach dem Start von Ultrascript wählen Sie zunächst Ihren Drucker aus. Dieser Schritt ist nicht nötig, wenn Sie den Atari-Laser verwenden. Besitzer eines 9-Nadlers wählen am sinnvollsten »Epson-FX«, Besitzer eines NEC 24-Nadlers selektieren »NEC/P5X00«. Jetzt noch die richtige Papiergröße einstellen, ein Postscript-Dokument laden, und der Druck beginnt. Etwas Geduld sollten Sie aber schon haben, denn das Aufbereiten einer Seite im Computer dauert bis zu einer Viertelstunde. Der Druck selbst braucht etwa so lange wie bei »Signum«. Gut Ding will eben Weile haben. Einen eventuell vorhandenen Bildschirmschoner sollten Sie ausschalten, denn sobald er aktiv wird, unterbricht Ultrascript den Druckvorgang.

Noch zwei Eigenheiten von Ultrascript, die nicht im Handbuch stehen, sind erwähnenswert: Meldet das Programm »Drucker nicht gefunden«, obwohl Ihr Drucker Nadel bei Fuß steht, haben Sie wahrscheinlich vergessen, die Papiergröße einzustellen. Und wenn ein Dokument nach einer Viertelstunde Berechnung mit der Fehlermeldung »Offending Command: xxxx« abbricht, obwohl danach ein ganz gewöhnlicher Postscript-Befehl folgt, reicht meistens schlicht und einfach der Speicher nicht. In diesem Fall entfernen Sie alle Hilfsprogramme und probieren es ein zweites Mal. Sonst hilft nur eine Speichererweiterung. Unter 2 MByte läuft sowieso nichts, für aufwendigere Seiten darf es dann ruhig etwas mehr sein.

Und wenn Sie noch keine Postscript-Dateien haben? Dann basteln Sie sich eine. Ultrascript sorgt nämlich nicht nur für den Druck, sondern ist auch ein vollständiger Postscript-Interpreter mit eingebautem Direktmodus. Control E öffnet diesen Programmteil, in dem Sie die Postscript-Befehle eintippen. Editierfunktionen gibt es dabei allerdings nicht. Control Z beendet den Direktmodus. Komfortabler geht die Sache mit einem Texteditor wie »Edison« und dem Import des fertigen Programms in Ultrascript. Eine Syntaxkontrolle erfolgt dann erst beim Seitenaufbau.

Soweit der Einstieg in den Postscript-Ausdruck auch für Nadeldrucker und Atari-Laser. In einer der nächsten Ausgaben befassen wir uns weiter mit der direkten Programmierung des Interpreters und lernen die wichtigsten Befehle kennen. Für die schnelle und trotzdem qualitativ hochwertige Gestaltung eines Plakates oder Handzettels ist so ein Postscript-Interpreter nämlich häufig die einfachste Lösung. (wk)

Info: Compo Software, Postfach 1051, D-5540 Prüm

Literatur:

Wolfgang Klemme: Den Punkt getroffen, TOS 10/90, S. 96f
Nicolai G. Kolloc: Postscript richtig eingesetzt, IWT-Verlag, Vaterstetten b.M. 1989

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Listing. Dieses kleine Programm zeigt bereits die einfache Struktur von Postscript-Ausgaben


Marc Kowalsky
Aus: TOS 06 / 1991, Seite 82

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