Die Atari-Festplatten der Megafile-Serie bieten genug Platz für den Einbau einer Zweitplatte. Wie’s geht, wie Sie ein extrastarkes Netzteil einbauen und welche Software Sie zum Betrieb benötigen, erfahren Sie hier.
Diese Bauanleitung gibt Ihnen bei der Um- oder Aufrüstung Ihrer Megafile-Festplatte wertvolle Hilfen. Zunächst erläutern wir den Einbau eines Zweitlaufwerks in die Megafile 30, dann zeigen wir Ihnen, wie Sie das Netzteil ausreichend verstärken und schließlich stellen wir Ihnen einen passenden Festplattentreiber vor. Was Sie gegen die nicht gerade unerhebliche Lärmbelästigung durch Ihr Festplattenlaufwerk unternehmen können, erläutern wir in dem Artikel »Schnurren statt Knurren«.
Für die oben beschriebenen Aufrüstungen brauchen Sie keine Spezialwerkzeuge. Ein kleiner Elektronik-Lötkolben, Lötzinn, Hand-Entlötpumpe oder Entlötsauglitze, Schraubstock, Feile, Blechschere, diverse Schraubenzieher, Flachzange und ein Seitenschneider finden sich in jedem Bastelkeller.
Zuerst müssen Sie sich für die nachzurüstende Festplatte im 3,5-Zoll-Format entscheiden. Die Platte muß RLL-fähig sein und über eine »ST 506/412«-Schnittstelle verfügen.
Wir wählten das Modell »ST 157 R-1« von Seagate. Sie bietet eine mittlere Zugriffszeit von 28 ms und eine Kapazität von 48 MByte. Dieses Modell ist für etwa 450 Mark im Handel erhältlich.
Zusätzlich brauchen Sie noch 1 Kabelsatz zum Festplattenanschluß (wird für die PC-Weit fertig konfektioniert und paßt auch für unsere Zwecke)
1 Leiterplattenstecker 36polig in Schneid-Klemm-Ausführung
1 Pfostenfeldstecker 20polig zum Einlöten in die Controllerplatine
1 Schaltnetzteil mit 5V/5A und 12V/3A (zum Beispiel »Lacom PSA 523 BU« oder ähnliches).
Bitte beachten Sie, daß die nun folgenden Modifikationen alle Garantieansprüche zunichte machen.
Ziehen Sie jetzt den Netzstecker(!) und lösen Sie alle Kabelverbindungen von der Megafile-Station ab. Drehen Sie das Gerät auf den Kopf und schrauben Sie die neun in den eckigen Löchern versenkten Kreuzschlitzschrauben heraus. Die vier Schrauben in den runden Senklöchern halten das Festplattenlaufwerk. Entfernen Sie diese Schrauben also zunächst nicht. Das Garantiesiegel verdeckt eine der Gehäusedeckelschrauben. Stellen Sie das Gerät wieder auf die Gummifüße und nehmen Sie den Gehäusedeckel ab. Sie sehen die Blechabschirmung vor sich und müssen nun den oberen Blechdeckel entfernen. Er ist mit etwa zehn Blechlaschen befestigt, die Sie nun mit der Flachzange gerade biegen (Vorsicht, nicht abbrechen!). Heben Sie den Blechdeckel ab. Klemmt dieser, dann richten Sie nochmals die Blechlaschen und helfen mit dem Schraubenzieher etwas nach.
Schrauben Sie den Lüfter und das Schaltnetzteil ab. Ziehen Sie den 4poligen Stromversorgungsstecker, den 36poligen Busstecker (zuerst von der Controllerplatine abziehen) und den 20poligen Datenstecker von dem eingebauten Festplattenlaufwerk ab. Ziehen Sie jetzt die Stromversorgungsstecker der Festplatte, des Lüfters und der Festplatte von der rechten unteren Ecke der Controllerplatine ab. Schrauben Sie die LED-Anzeige-platine ab und lösen Sie ihr Kabel aus der Blechklemmlasche.
Hebeln Sie jetzt das Schaltnetzteil aus der Controllerplatine heraus. Das geht etwas schwer, weil das Netzteil mit der Kaltgerätesteckdose und dem Ein-/Ausschalter in die Gehäuserückseite eingelassen ist und die Blechfüßchen der Trägerplatte sich in kleine Schlitze auf der Controllerplatine einkrallen. Gehen Sie vorsichtig zu Werke und hebeln Sie mit einem Schraubenzieher unter den Blechfüßchen nach. Jetzt können Sie das komplette Netzteil beiseite legen und auch den Lüfter entfernen, dessen Versorgungskabel unter dem Schaltnetzteil entlang läuft.
Lösen Sie jetzt die vier Kreuzschlitzschrauben, mit denen das vorhandene Laufwerk befestigt ist. Halten Sie bitte dabei das Laufwerk fest, damit es nicht versehentlich herausfällt. Sie können nun die gesamte untere Abschirmblechschale mit der Controllerplatine aus dem unteren Plastikgehäuseteil herausnehmen.
Nehmen Sie die Controllerplatine aus der Blechschale und suchen Sie den Datenconnector J1. Er liegt etwas oberhalb des bereits ab Werk mit einem Pfostenstecker bestückten Connectors J0, von dem Sie die 20polige Datenleitung abgezogen haben. Seine Lötaugen sind durch das Lötbad mit Lötzinn verstopft. Diese Lötzinnreste müssen Sie vollständig entfernen. Benutzen Sie am besten eine Hand-Entlötpumpe oder Entlötsauglitze und arbeiten Sie sorgfältig alle Zinnreste heraus.
Löten Sie den hinzugekauften 20poligen Pfostenfeldstecker an den Connectorplatz J1. Achten Sie darauf, die Leiterbahnen auf der Bestückungsseite der Controllerplatine mitzulöten - entweder Sie lassen genügend Lötzinn fließen oder löten den Stecker auf beiden Seiten an.
Zwei wirklich winzige Platinenmodifikationen müssen Sie an der Controllerplatine vornehmen. Wenn Sie die Leiterbahnführung um den Connector J1 mit der des Connectors J0 vergleichen, werden Ihnen sofort zwei Unterschiede auffallen.
Mit unserer Skizze können Sie die betreffenden Bauteile leicht finden. Kneifen Sie den Widerstand R19 ab und durchtrennen Sie die Leiterbahn am Pin 18 des Steckers J1.
Das ist alles. Fehlen diese Modifikationen, so können Sie das zweite Laufwerk nicht ansprechen, weil bei Leseversuchen von Laufwerk 1 kein Signal übertragen wird.
Das Originalschaltnetzteil der Megafile ist mit zwei Laufwerken schnell überfordert. Besonders beim Einschalten der aufgerüsteten Station ziehen die beiden hochlaufenden Festplatten im 12 Volt-Zweig soviel Strom, daß die Überlastungseinrichtung anspricht und die Spannung mehrfach heruntergeregelt wird. Die Laufwerke kommen deshalb nur stotternd auf Touren - ist die Nenndrehzahl aber erst einmal erreicht, läuft alles ohne Probleme.
Sie sollten trotzdem das Netzteil verstärken. Gut geeignet ist zum Beispiel das Schaltnetzteil PSA 523 BU der Firma Lacom, das Sie wie folgt in die Station einbauen. Schrauben Sie die vier Kreuzschlitzschrauben los, mit denen die Netzteilplatine auf dem Blechträger befestigt ist, und kneifen Sie die 220 Volt-Zuleitungen vom Ein/ Ausschalter dicht an der Platine ab. Demontieren Sie das Lacom-Netzteil komplett und kneifen Sie die 220 Volt-Zuleitungen möglichst dicht an Schalter oder der Steckdose ab. Entfernen Sie alle Lochblechteile der Verkleidung und montieren Sie an die nackte Platine nur die dem Schalterteil gegenüberliegende Längswand. Sie dient den Regeltransistoren und -dio-den, die an ihr montiert sind, als Kühlkörper und darf nicht ganz entfernt werden. Kürzen Sie die Aluminium-Längswand oben und unten so, daß das Blech nicht über die Bauelemente herausragt.
Jetzt bohren Sie neue Befestigungslöcher in die Platine und in die Blechträger des alten Netzteils. Anschließend montieren Sie die neue Einheit. Verlöten Sie die 220 Volt-Zuleitungen und isolieren Sie die Lötstellen sorgfältig mit zwei kurzen Stücken Schrumpfschlauch oder Isolierband.
Je nach Einbaulage des Netzteils müssen Sie die beiden Stromversorgungsleitungen eventuell noch verlängern. Die Stromzuführung zur Controllerplatine zapfen Sie an Ausgängen des Lacom-Netzteils ab. Verwenden Sie den abgekniffenen Originalplatinenstecker und orientieren Sie sich bei der Belegung an dem auf der alten Netzteilplatine aufgebrachten Bestückungsaufdruck.
Die 12 Volt-Zuleitungen brauchen Sie nicht auf die Controllerplatine durchzuverbinden - schließen Sie die beiden Festplatten einfach direkt an die beiden am Lacom-Netzteil vorhandenen Laufwerks-Stromversorgungsstecker an.
Jetzt müssen Sie noch das 36polige Steuerbus-Flachbandkabel mit dem zusätzlichen 36poligen Kartenstecker versehen. Klemmen Sie ihn mit Hilfe des Schraubstocks rechtwinklig auf das Kabel auf.
Auf den Steckern ist an einer Seite ein kleiner Pfeil aufgedruckt, und Flachbandkabel haben an einer Seite eine Farbmarkierung. Die Steckerseite mit der Pfeilspitze sollten Sie auf die Pins 1 und 2 aufstecken. Das Flachbandkabel kommt mit der Farbmarkierung zur gleichen Steckerseite hin zu liegen. Beim Stecker-Einpressen ist es hingegen völlig unwichtig, ob ein Stecker »von oben« oder »von unten« auf das Kabel gepreßt wird. Ein Vertauschen der Kabeladern kann bei diesem Steckerkonzept nicht passieren.
Wichtig ist dabei nur die Orientierung der Pins 1 und 2 an Kabel und Stecker, da ein um 180 Grad falsch auf der Platine angebrachter Stecker die Zerstörung einiger Chips auf der Controllerplatine be wirkt.
Entfernen Sie zuerst das Widerstandsnetzwerk auf der Steuerplatine Ihres Originallaufwerks (ST 238R), mit dem der Steuerbus elektrisch abgeschlossen wird. Dort ist nur ein Widerstandsnetzwerk steckbar ausgeführt, Sie können nichts falsch machen.
Suchen Sie jetzt auf der Laufwerks-Controllerplatine Ihres Zweitlaufwerks den Jumper oder Miniaturschalter (meistens als DIP-Schalter ausgeführt) zum Einstellen der Laufwerksnummer. Er liegt in der Nähe der Anschlußstecker und steht ab Werk in der Stellung 0. Setzen Sie die Laufwerksnummer mit diesem Jumper oder Schalter auf die Position 1.
Nun montieren Sie die gesamte Station wie bei der Demontage angegeben - natürlich in umgekehrter Reihenfolge. Die Flachbandkabel sollten Sie vor der Montage der Laufwerke aufstecken. Das nachgerüstete Laufwerk schrauben Sie mit M3-Schrauben am Gehäuseunterteil fest. Zur Vibrationsdämpfung legten wir Stücke eines dünnen Gummischlauchs zwischen Laufwerk und Gehäuse.
Der obere Abschirmblech-Deckel muß im Bereich des Netzteils und des zweiten Laufwerks ausgedehnt ausgeschnitten werden.
Die LED-Anzeigeeinheit kleben Sie einfach mit doppelseitigem Klebeband in der richtigen Höhe auf die Frontblende des Zweitlaufwerks, die Blechwinkelhalterung kann entfallen.
Kaufen Sie sich den »Scheibenkleister II« von Claus Brod und Anton Stepper (siehe Literaturhinweis). Für 79 Mark finden Sie auf der dem Buch beiliegenden Diskette die nötige Software zur Formatierung der Zweitplatte (SED 400) sowie den die Zweitplatte einbindenden Plattentreiber CBHD.SYS. Nachdem nun hoffentlich alles läuft, wünschen wir Ihnen viel Spaß mit Ihrer neuen alten Megafile-Station. (ts)
Literaturhinweis: Scheibenkleister II; C. Brod, A. Stepper; Maxon-Verlag; ISBN 3-927065-00-5
Dr. Ulrich Schütt