Hilfe Zur Selbsthilfe: Tips zu Fest- und Wechselplatten

Datten-Defekte und Datei-Chaos trüben die Freude am Umgang mit den schnellen Massenspeichern. TOS verrät, wie Sie kleine Pannen leicht selbst beheben und Ihrem Speicherriesen zu noch mehr Tempo verhelfen.

Sorgfältige und regelmäßige Datenpflege empfiehlt sich für jeden Fest- und Wechselplatten-Besitzer. Schon ein einziger Headcrash (Kontakt des Schreib-/Lesekopfes mit der Magnetscheibe durch Erschütterung) bedeutet unter Umständen den Verlust monatelanger Arbeit, falls Sie keine Sicherheitskopien angefertigt haben. Glücklicherweise sind derartige »Super-GAUs« bei modernen Festplatten schon zur Seltenheit geworden. Öfter behindern kleine, leicht zu behebende Pannen die Arbeit mit den Speicherriesen.

Besitzer von Fest- und Wechselplatten booten ihre Autostart-Programme und Accessories in der Regel direkt von dem schnellen Massenspeicher. Der Geschwindigkeitsvorteil liegt auf der Hand. Weniger erfreulich ist dabei folgender Effekt: Der Computer beginnt zu booten, löst plötzlich einen Reset aus und startet den Bootvorgang von vorne. Der Auslöser für eine solche Endlosschleife ist ein defektes Autostart-Programm oder Accessory.

Für diesen Fall besitzt jede Treibersoftware eine Tastenkombination zum Abbrechen des Bootvorgangs oder zum Booten von der Diskette. Beim original Atari-Treiber »AHDI« beispielsweise drücken Sie die Taste Alternate. Die entsprechende Tastenkombination für Ihre Treibersoftware finden Sie im Handbuch Ihrer Fest- beziehungsweise Wechselplatte.

Mit »XBOOT« installieren Sie Autoboot-Programme und Accessories

Anschließend starten Sie den Treiber von Diskette. Melden Sie Ihre Bootpartition (in der Regel C:) mit der Desktop-Funktion »Laufwerk anmelden« an, öffnen Sie das Inhaltsverzeichnis und nennen Sie alle Autostart-Programme in ».PRX« und die Accessories in ».ACX« um. Jetzt können Sie wieder von der Festplatte booten. Im sogenannten »Try and error«-Verfahren ermitteln Sie nun das defekte Programm, das heißt, Sie benennen jeweils ein Autostart-Programm oder ein Accessory wieder in ».PRG« beziehungsweise ».ACC« um und führen einen Reset durch. Stürzt der ST beim Booten ab, haben Sie den Übeltäter gefunden, nämlich das zuletzt umbenannte Programm.

Nennen Sie eine gebrauchte Festplatte ohne Handbuch Ihr Eigen, schalten Sie den ST und die Festplatte aus. Danach nehmen Sie nur den Computer wieder in Betrieb. Wenn der GEM-Desktop erscheint, schalten Sie die Fest- oder Wechselplatte ein und gehen wie oben beschrieben vor.

Geschickter ist es, mit einem Bootwahl-Programm vorzubeugen. Da Sie dieses als erstes in den Auto-Ordner kopieren, startet es der ST beim Booten auch als erstes Programm. Nach dem Start bestimmen Sie, welche Autoboot-Programme und Accessories der Computer installieren beziehungsweise ignorieren soll. Auf der TOS-Diskette zu dieser Ausgabe finden Sie einen komfortablen Vertreter dieser Gattung.

Neben Vertretern aus dem Public-Domain-Bereich gibt es die Bootwähler auch im kommerziellen Sektor. Ein Beispiel ist »XBOOT«, das sogar mausunterstützt arbeitet, was bei Autostart-Programmen keine Selbstverständlichkeit ist, da das GEM zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht initialisiert ist. Verliert Ihre Fest- oder Wechselplatte mit zunehmender Datenlast und häufiger Benutzung auch an Geschwindigkeit? Die Ursache ist hier nicht bei der Hardware zu suchen, sondern vielmehr beim Betriebssystem des Atari ST. Bei intensiver Nutzung zerstückelt es den Inhalt der Partitionen mehr und mehr. Kopieren Sie eine Datei auf eine frisch formatierte Festplatte, so schreibt das Betriebssystem die Datei in einem Stück. Anders bei Partitionen, die bereits Daten enthalten. Hier sucht das Betriebssystem den ersten freien Cluster und beginnt, die Datei zu speichern. Ist die Datei aber größer als die in einem Stück zur Verfügung stehenden freien Cluster, so springt der Schreib-/Lesekopf zum nächsten freien Cluster. Dieser Vorgang wiederholt sich solange, bis die Datei komplett geschrieben wurde. Die Plattenzugriffe beanspruchen mehr Zeit, da der Schreib-/Lesekopf nicht einmal positioniert wird, sondern bei jedem Sprung aufs neue den gesuchten Sektor ansteuert.

Nicht umsonst ist die Zahl der Festplatten-Utilities groß. Ein Spezialist für zerstückelte Dateien ist der »Optimizer« von Projekt TPS. Optimieren bedeutet hier, daß das Programm benutzte Datencluster zusammenschiebt und damit Dateien so aneinanderreiht, daß sie hintereinander liegende Cluster belegen. Der Optimizer zeigt erweiterte Inhaltsverzeichnisse an, in denen außer den üblichen Werten auch Startcluster und Anzahl der belegten Cluster erscheinen. Da Sie alle benutzten Cluster einer Datei erhalten, ermitteln Sie schnell und zuverlässig den Zustand des Dateisystems.

Ein Optimizer kann noch mehr: Findet das Programm beim Optimieren einen defekten Cluster, markiert es diesen in der FAT (File Allocation Table). Manchmal entstehen auf Festplatte oder Diskette sogenannte »verlorene« Cluster. Diese gehören zwar zu keiner Datei, sind aber in der FAT als belegt deklariert. Diese Cluster gibt der Optimizer wieder frei. Dadurch wird die Platte nicht nur schneller, sondern bietet auch mehr freien Speicher.

Der »Optimizer« fügt zusammen, was zusammen gehört

Ulrich Hofner
Aus: TOS 05 / 1991, Seite 51

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