Alle Jahre wieder zur Frühlingszeit treffen sich in Frankfurt am Main Musiker, Instrumentenhersteller und Musikalienhändler, um Infos über Neuerungen vom Alphorn bis zum digitalen Aufnahmestudio auszutauschen. Auch dieses Jahr war der Andrang groß, und es gab interessante Entwicklungen zu beobachten.
Die Organisation der Musikmesse gibt immer wieder Raum für Experimente. Immerhin hatten die Veranstalter sich dieses Mal nicht genau die CeBIT-Zeit ausgesucht. Der Beginn der Messe mit den Publikumstagen am Wochenende brachte dann auch sofort einen kräftigen Zuschauerstrom in die erweiterte Ausstellungsfläche. Vor allem die Hallen mit den musikelektronischen Ausstellern waren gut besucht. Und die Verschiebung zur großen Computermesse ermöglichte es auch der TOS, mit einem Stand in Frankfurt präsent zu sein. TOS zeigte den 4fach ROM-Port-Umschalter, den wir im nächsten Heft zum Nachbau vorstellen.
Der Notator 3.1 von C-Lab besticht durch einen Arrange-Modus mit grafischer Darstellung und speichert Notenseiten als IMG-Datei. Dazu kommt der Universal-Editor Polyframe, der durch seine modulare Arbeitsweise für den Einsatz mit mehreren Instrumenten gut geeignet ist. Beeindruckend sind der schnelle Bildschirmaufbau und die parallelen Aktivitäten in mehreren gleichzeitig aktiven Fenstern. Außerdem zeigte C-Lab an Produkten der Firma Digidesign unter anderem Soundtools ST, das digitale Festplatten-Recording-System. DVPI zeigte auf der Messe die neue Version 1.2 des Session Partners. Der Preis erhöht sich auf 298 Mark. Außerdem wird es voraussichtlich im April einen Session Partner Plus für 398 Mark geben, der einen MIDI-Manager, Grid-Editor und einen Sequenzer mit zwölf editierbaren Spuren enthält. EMC stellte neben alten und neuen Soundlibraries für diverse Synthesizer und den schon bekannten Song Collections einen Universal Drum Converter vor, der in einfacher Weise die Drum-Sets verschiedener Instrumente ineinander konvertiert.
Der GC-Carstensen Verlag sorgte wieder dafür, daß dem informationshungrigen Musiker nicht die Bücher fehlen. Neben den bekannten Praxishandbüchern zu verschiedenen Synthesizern und den Factfinder-Büchern zu allgemeinen Musik-Themen gab es das große Creator/Notator-Handbuch und ein neues Anwenderbuch mit dem Titel »Atari ST nicht nur für Musiker« zu sehen.
Geerdes präsentierte in Frankfurt nicht nur die bekannte MIDI-Mu-sic-Collection, die mittlerweile auf fast 1000 Titel gewachsen ist, sondern neben weiteren Editoren auch einen neuen kleinen MIDI-Expander mit dem Namen MIDI-Box. Das Gerät zum Preis von knapp 550 Mark ist der Nachfolger des MIDI-Pack-Expanders und hat vor allem klanglich zugelegt.
GEM stellte auf der Messe die Modulversion der WS2 Keyboard Workstation vor. Das Gerät bietet in allen Bereichen viel Leistung und ist trotzdem so leicht zu bedienen wie ein Homekeyboard.
Hybrid Arts zeigte ein ADAP II-Update und endlich die Vierspur-Option für das Recording-System. Außerdem gibt es ein SMPTE-Track-Update.
Kawai präsentierte mit dem GBl und GB2 zwei kleine Zusatzgeräte, die auf einfache Weise Rhythmen und Begleitakkorde zur Verfügung stellen und sich sehr gut als Sparringspartner eignen, wenn die eigene Band nicht verfügbar ist.
Korg zeigte ein neues Digital-Audio-Produktionssystem mit Namen AudioLink. Herzstück ist ein 8-Kanal-Mischer mit integriertem Stereo-Effekt-Prozessor. Die Kapazität der Aufnahmeeinheit liegt bei 670 MByte, als Backupmedium dient ein 8-mm-Videoband. Dazu kommt ein neuer Drumcomputer mit dem Namen S3 Rhythm Workstation.
Peavey schickt den kleinen Bruder ihres DPM3 ins Rennen. Der DPM2 ist 15-stimmig und hat 200 Sounds. Stereo-Effektprozessor und programmierbare Drum-Kits gehören ebenfalls zur Ausstattung. Gegenüber dem DPM3 fehlt der Sample-Player. Er ist unter der Bezeichnung DPM SP in ein eigenes Gehäuse gewandert.
Roland hat eine ganze Reihe von Neuigkeiten an den Main gebracht. Neben dem JD-800 (4580 Mark) gibt es noch den JX-1 (1445 Mark). Mit 24 Stimmen und einer 61er Tastatur eignet er sich vor allem für den Synthy-Einsteiger. Außerdem fand in Frankfurt eine Konferenz für Entwickler statt, auf der Roland einen neuen Belegungsstandard für Soundnummern vorgeschlagen hat.
Der Schott-Verlag zeigte neue Module für den Computerkolleg Musik, die interaktive Musiklernsoftware. Die Module Melodie, Tanzrhythmen und Kadenzen waren in fast fertiger Version zu sehen. Das System ist inzwischen auch an den TT angepaßt.
Neben den schon bekannten Editoren und dem Notensatzprogramm Score Perfect gab es bei Soft Arts einen neuen Sequenzer mit Namen »Live« (598 Mark) zu sehen. Das Programm ist, wie schon die letzten Editoren, modular aufgebaut und mit einer beeindruckenden Oberfläche versehen.
Es erlaubt durch die Gestaltung mit traditionell bekannten Elementen wie beispielsweise einer Mischpultoberfläche und neuartigen Makros ein einfaches Arbeiten und Arrangieren. Notendruck ist schon in Vorbereitung.
Atarianer interessierten sich unter den Steinberg-Neuheiten vor allem für das neue Avalon 2.0 mit direkter Sample-Übergabe von DMA nach SCSI. Diese Übertragung von Samples ist etwa 200 mal schneller als über MIDI. Außerdem hat Avalon eine neue Sound Synthesis Page mit FM/AM/PD-Klangerzeugung, Filtern, Envelopes und Mixer bekommen. Die Version 2.01 von Cubase läuft auch auf dem Mega STE (16 MHz/Cache aus). Eine TT-Version soll im Herbst kommen.
Yamaha hatte ebenfalls eine schnuckelige Kleinigkeit im Gepäck, und zwar den QY-10, einen kleinen MIDI-Expander mit 8-Spur-Sequenzer und Drumcomputer. Interessant für den Heimbereich und für Alleinunterhalter ist das PSR 6700, das über 76 Normtasten, zwei Effekt-Prozessoren, Begleitautomatik und 40stimmige Polyphonie verfügt. Strengster Geheimhaltung unterlag der SY 99 (6990 Mark), der 76 Normtasten und 0,5 MByte-Sample-RAM besitzt. Dieses kann 260 Samples aufnehmen, ist auf 3 MByte erweiterbar und läßt sich direkt mit TX 16W-Samples füttern. Der ROM-Speicher wurde von 100 auf 200 Samples erweitert. Eine Expanderversion ist noch nicht in Sicht. Zadok stellte den Uniman-Univer-sal-Editor in der Version 2.2F vor. Der deutsche Vertrieb liegt jetzt bei Fearn&Musik, Stuttgart. Dazu gab's ein Arrangier-Programm als MIDI-Begleitautomatik für den ST zu sehen.