Konkurrenz für LDW Power-Calc: K-Spread 4, eine leistungsstarke Tabellenkalkulation

Nachdem bereits seit geraumer Zeit eine große Auswahl an guten Text- und Datenprogrammen für den ST zur Verfügung steht, bestechen jetzt auch immer mehr Tabellenkalkulationen durch eine hohe Leistungsfähigkeit bei sehr leichter Bedienung.

»K-Spread« gehörte zu den ersten Programmen für den Atari ST. Doch unhandliche Bedienung und schlechter Vertrieb bewirkten, daß es nur eine Außenseiterrolle spielte. Nach dem Erscheinen von »LDW Power-Calc« war der Standard gesetzt, an dem auch das verbesserte K-Spread 3 mit K_Graph 3 nichts ändern konnte. Die überarbeitete englische Version 2.0 von LDW Power-Calc ist bereits seit einem Jahr fertig, die deutsche Version seit November, das Programm aber noch nicht erhältlich. Omikron scheint die Gunst der Stunde erkannt zu haben, denn die renommierte Softwareschmiede übernimmt den Vertrieb von »K-Spread 4« in Deutschland. Die Vertragsverhandlungen mit Kuma sind beendet, am Handbuch wird auf Hochtouren gearbeitet, und die deutsche Version in England umgesetzt. Zum Test lag uns die englische Version 4.13 vor.

Die Lieferung erfolgt auf zwei Disketten. Die erste Diskette enthält das Kalkulationsprogramm, ein Konvertier-Utility alter K-Spread Dateien nach K-Spread 4, sowie ein Konfigurationsprogramm für die Druckeranpassung. Dieses externe Programm entlastet K-Spread 4, und die Benutzerführung gewinnt an Übersicht.

Die zweite Diskette enthält die GDOS-Treiber und Fonts, denn K-Spread 4 arbeitet bei der Ausgabe mit diesem Gerätetreiber zusammen. Das Laden von K-Spread 4 dauert selbst von Festplatte ungewöhnlich lange, was vermutlich auf GDOS zurückzuführen ist. Hierzu gleich eine Warnung: Besitzern von Computern mit »nur« 1 MByte RAM erlaubt GDOS kaum größere Tabellenanwendungen. Ohne GDOS ist zwar ein Arbeiten möglich, jedoch sind Funktionen, die auf GDOS zurückgreifen, wie z. B. die Grafikausgabe, gesperrt.

Das Erscheinungsbild von K-Spread 4 bestimmen Icons für Diskette, Drucker, Arbeitsblatt, Ablage und Mülleimer. Dies unterstützt zügiges Arbeiten, verkleinert aber die Fläche der Tabellenfenster. Die Menüs sind nicht verschachtelt wie bei LDW Power-Calc und viele sind mit der Tastatur aufrufbar. Ein Arbeitsblatt weist eine maximale Größe von 256 Spalten und 8192 Zeilen auf.

Doch nun zum Kern von K_ Spread 4. Das Programm kann nicht nur zu einer Tabelle acht Fenster öffnen, es ist auch erlaubt, gleichzeitig mehrere verschiedene Tabellen zu laden. Die jeweilige Statuszeile befindet sich im Fensterkopf. Endlich läßt sich in einer Tabelle eine Berechnung durchführen, deren Endbetrag sich dann einfach in das Fenster eines anderen Arbeitsblatts kopieren läßt.

Der Savage Test, bei dem Funktion und Gegenfunktion von Tangens, Logarithmus und Wurzel gebildet und das Ganze auf 1000 Zellen verteilt wird, ist ein Maß für die Geschwindigkeit und Genauigkeit einer Tabellenkalkulation. Für diesen Test benötigt K-Spread 36 Sekunden und liegt damit im gleichen Geschwindigkeitsbereich wie LDW Power-Calc. Doch wichtiger als dieser Wert ist, daß K_ Spread 4 nach dem Test doch quälend langsam weiterrechnet. Die Genauigkeit von ca. 10E-08 liegt durchaus im Rahmen anderer Kalkulationen, was bei der Rechengenauigkeit von 13 Stellen auch nicht verwundert. Beim Atari ST gehört zur Rechengeschwindigkeit auch die Scrollgeschwindigkeit. Hier geht K-Spread zwar durchaus flott an die Arbeit, kann aber nicht mit der Scrollgeschwindigkeit von LDW Power-Calc mithalten. Dies wird vor allem beim Markieren von Blöcken über den Fensterrand hinaus deutlich.

Sie finden in K-Spread 4 alles, was ein verwöhnter Kalkulationsanwender nicht missen möchte. Ein Klemmbrett speichert elegant verschiedene Datenbereiche, um sie später wieder auszugeben. Makros zeichnen Sie mit dem Makrorekorder auf. Titelbereiche lassen sich setzen und löschen. Tabellen dürfen beim Speichern mit einem Passwort versehen werden.

Das Laden und Speichern von Arbeitsblättern geschieht über eine eigene komfortable Dateiauswahlbox. Kontakt mit anderen Tabellenkalkulationen hält K-Spread 4 über das Lotus- und das Dif-Format. Der Versuch, eine LDW-Tabelle zu laden, führte bei dem sonst sicher laufenden Programm einmal zu einem Absturz.

In K-Spread 4 wurde der Grafikteil im Programm implementiert. Alle gängigen Grafikarten lassen sich zwei- und dreidimensional darstellen. Ein überaus mächtiger Grafikeditor erlaubt die nachträglichen Bearbeitung der Grafiken. Das Programm bietet auch Schmankerl wie freies Plazieren der Legende. Die Größe einer Grafik paßt sich der Fenstergröße an, Änderungen im Datenbereich des Arbeitsblattes erscheinen sofort im Grafikfenster. Das Speichern einer Grafik ist nur als Metafile mit GDOS möglich. Hier wären zusätzliche Formate wie DEGAS oder IMG wünschenswert.

Die Formeleingabe erfolgt entweder durch ein vorangestelltes »=« oder aber durch das von »Lotus 1 -2-3« bekannte Formelerkennungszeichen »@«. K-Spread 4 scheint es allen Anwendern leicht machen zu wollen, egal ob Sie von Lotus, »Multiplan« oder »Works« kommen. Selbst für die Bereichsangabe DI bis E4 erlaubt das Programm »(D1:E4)« und »(D1..E4)«. Eine Hilfsfunktion wie bei Lotus über die Taste F1 sucht man vergebens, jedoch stehen alle Funktionen in einer Zeile über dem Arbeitsblatt. Durch Anklicken geben Sie die Funktionen ein. Der Funktionsumfang entspricht dem von Lotus und LDW Power-Calc.

Mit K-Spread 4 schickt Omikron eine leistungsfähige Tabellenkalkulation in das Rennen gegen LDW Power-Calc 2.0. Auch der angestrebte Preis von 248 Mark macht es LDW nicht leicht. Dabei ist Omikron sehr an einer guten Produktpflege interessiert und versucht, die von TOS gefundenen Kritikpunkte noch vor der Veröffentlichung zu beseitigen. (uh)

Omikron, Sponheimstraße 12 b, 7530 Pforzheim

WERTUNG

Name: K-Spread 4
Preis: 248 Mark
Hersteller: Kuma

Stärken: Mehrere Tabellen lassen sich gleichzeitig bearbeiten □ übersichtliche Menütechnik □ starker Grafikteil □ lauffähig auf ST und TT

Schwächen: Langsames Weiterrechnen bei großen Tabellen □ Markieren von Blöcken über den Fensterrand hinaus langsam

Fazit: Eine ausgereifte Tabellenkalkulation mit vielen beeindruckenden Details, die eine echte Konkurrenz für LDW Power-Calc darstellt.

Ein Ausschnitt der wichtigsten Menüpunkte. Viele Menüpunkte sind per Tastatur aufrufbar.
Für die Makros gibt es ein eigenes Arbeitsblatt
Der Grafikteil besitzt umfangreiche Funktionen
Einfaches Anklicken einer Funktion übernimmt diese in die Eingabezeile

Christian Opel
Aus: TOS 03 / 1991, Seite 28

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