Sag’s mit einer Grafik: Präsentationssoftware SciGraph 2.0

Der Rechenknecht Computer produziert in kurzer Zeit riesige Ziffernkolonnen. Doch erst als Grafik aufbereitet, ist dieser Zahlensalat einfach zu erfassen und schnell zu Überblicken.

Die Firma SciLab bietet für den Atari ST/TT das Präsentations-Programm »Sci-Graph« an, das sich für diese Zwecke optimal eignet und mit dem Sie beliebiges Zahlenmaterial, z.B. aus einer Tabellenkalkulation, in aussagekräftige Grafiken umwandeln. Das Programm blickt bereits auf eine längere Entwicklung zurück, beginnend bei einem Vorläufer unter dem Namen »ST Statistik«, und liegt jetzt in der aktuellen Version 2.0 vor. Hier sind im Vergleich zur Version 1.0 erhebliche Erweiterungen verwirklicht. Dazu gehören viele Funktionen wie Sperren, Rotieren, Spiegeln, Skalierung usw., die Sie sich wahrscheinlich schon immer gewünscht haben. Dazu kommen gänzlich neue Funktionsbereiche wie die dreidimensionale Darstellung einer Grafik, die sich beliebig drehen und beleuchten läßt. Die Funktionsvielfalt ist so groß, daß dieser Bericht nur auf einige ausgewählte Beispiele eingeht.

SciGraph ist in allen Belangen GEM-konform programmiert, so daß Sie mit Großbildschirmen -auch in Farbe - sowie mit von GEM unterstützten Ausgabegeräten keinerlei Probleme haben. Das GEM-Klemmbrett wird mit verwaltet, ebenso unterstützt die Software einen Coprozessor, falls vorhanden. Das Programm läuft auch auf dem TT.

Der Aufbau von SciGraph ist einfach und eindeutig, so daß sich der Anwender auch ohne einen Blick in das Handbuch zurechtfindet. Die wichtigsten Menüeintrage sind über Tastenkombinationen zu erreichen.

Der Tabelleneditor ist im Vergleich zur ersten Programmversion wesentlich verändert und benötigt jetzt weniger Speicherplatz. Sie können nun die Spaltenbreite verändern, sie läßt sich aber auch automatisch dem längsten Eintrag anpassen. Die Anzahl Spalten und Zeilen sind einfach mit Hilfe der Cursortasten zu erweitern. Bei gedrückter Shift-Taste selektieren und deselektieren Sie den Bereich zwischen zwei Mausklicks. Markierte Zeilen und Spalten lassen sich über den Menüeintrag »Tauschen« auswechseln. SciGraph unterstützt die Ausgabe der Daten in unterschiedlichen Formaten, so z.B. mit und ohne Legende, im CSV-Format und mit weiteren Einstellungen im Latex-Format.

Bei der Umwandlung des vorhandenen Zahlenmaterials in eine Tabelle im Grafikformat überprüft das Programm die Werte in Abhängigkeit von bestimmten Einstellungen unter dem Menüpunkt »Einstellen«. So lassen sich z.B. »Ausreißer« sofort eliminieren. Die Tabellen haben verschiedene Formate, z.B. mit oder ohne Rahmen, zentriert usw.

Die über Control-Taste und Maus selektierten Zeilen und Spalten verwendet SciGraph für den Aufbau der Grafik, wobei je nach Grafiktyp zwischen der Markierung als »x,y oder z-Achse« oder »abw« für Abweichung unterschieden wird. Wollen Sie beispielsweise eine Liniengrafik anfertigen, dann müssen Sie eine oder auch mehrere Spalten als y-Werte selektieren. 1st zudem eine Spalte als x-Reihe definiert, dann sortiert das Programm auf Wunsch alle Wertepaare in der Grafik automatisch nach diesen x-Werten. Mit einem Doppelklick - oder für etwas langsamere Finger ein Mausklick bei gedrückter Control-Taste - öffnen Sie die Achsendialoge und wählen den Start- und Endwert, die Unterteilungsschritte, die Anzahl der Nachkommastellen sowie die Darstellung von Kommazahlen mit Punkt oder Komma aus. Möchten Sie eine Linie in der Grafik haben, so können Sie dazu die Werte glätten, eine Splinefunktion verwenden odereine Polynomregression bis maximal 9. Grades durchführen.

Die Achseneinteilung einer Grafik läßt sich wahlweise auf einer oder zwei Achsen einblenden. Dabei bestimmen Sie bei den Zahlenwerten die Anzahl der Nachkommastellen selbst. Auch eine logarithmische Darstellung ist vorgesehen. Ein Doppelklick in die Legende erlaubt die Auswahl der Marker. Erscheint Ihnen eine zweidimensionale Liniengrafik zu wenig aussagekräftig, empfiehlt sich die Darstellung der Grafik als Bänder, die dreidimensional im Raum liegen. Die Breite dieser Bänder ist genauso wie das Muster bzw. die Farbe frei wählbar.

In dem Musterfeld stehen neun vordefinierte Grauraster oder die beliebige prozentuale Eingabe des Rasters, 16 verschiedene Muster und zwölf Schraffuren zur Wahl. Die Linienstile sind veränderbar und auch in der Dicke bis zu 2 cm einzustellen. Die schnelle Korrektur der Linienstärke ist über einen Multiplikationsfaktor vorgesehen. Bei Farbbetrieb können Sie jeweils für die Linien, die Marker, die Flächen und den Text zwischen 32 zur Auswahl stehenden Farben wählen, wobei Sie selbst die Auswahl dieser 32 Farben aus allen zur Verfügung stehenden Farben treffen müssen.

Die Balkengrafik ist sowohl zwei-als auch dreidimensional darstellbar. Zudem sind mehrere Datenreihen in einem Balken zu vereinen, wobei diese dann unterschiedliche Graustufen (Farben) tragen. Jede Darstellungsart hat ein eigenes »Optionsmenü«, das Sie direkt durch Mausklick in die Grafik aufrufen. Bei der Balkengrafik ist hier z.B. der Balkenabstand zu verändern. Genauso wie bei den Bändern sind die Balken in ihrer Darstellung variierbar. Der Schlüssel hierzu ist der Menüeintrag »3D-Darstellung«. Hier lassen Sie mit Hilfe der Maus eine Grafik beliebig um die x- oder die y-Achse rotieren und bestimmen zudem den Einfallswinkel der Beleuchtungsquelle sowie den Fluchtpunkt.

Weitere Diagrammarten sind Boxplots, Tortengrafik sowie die Flächengrafik. Letztere ist wiederum beliebig zu drehen und zu beleuchten. Interessant ist die echte x-, y-, z-Darstellung, die allerdings in der mir vorliegenden Version noch nicht implementiert ist. Zum Auslieferungstermin soll die Funktionsfähigkeit gewährleistet sein. Dann läßt sich anhand einiger Stützpunkte eine Netzgrafik anfertigen.

Alle Grafiken lassen sich beliebig drehen und beleuchten
Die Balkengrafik läßt sich auch auch waagrecht aufbauen
Tortenvarianten -stehend, liegend oder dreidimensional
Die Dialogboxen sind größtenteils als Fly Dials ausgeführt
Die Flächen erscheinen wahlweise mit oder ohne Umrandung

Die Parameter einer fertigen Grafik sind unter dem Menüeintrag »Skalierung« zu speichern, so daß Sie jederzeit wieder die gleiche Größe, Beleuchtung usw. laden können. Beim Zeichnen einer neuen Grafik wählen Sie dann im erweiterten Pop-Up-Menü den entsprechenden Eintrag anstelle der Automatik. Leider zeigt SciGraph im Achsendialog nicht die Extremwerte der selektierten Daten an.

Für die Beschriftung der Grafiken sind im Lieferumfang die GDOS-Zeichensätze Swiss und Dutch enthalten. Sie lassen sich in der Größe und der Orientierung verändern, wobei in der Dialogbox immer eine entsprechende Textprobe sichtbar ist.

Richtig Freude bereitet die Arbeit mit SciGraph, wenn Farbe ins Spiel kommt und zudem die dargestellte Fläche auf einem entsprechendem Monitor vergrößert ist. Mit der entsprechenden Hardware sind alle Grafiken auch in Graustufen bzw. in Farbe zu sehen. Die Farbdarstel-lung unterstützt sogar Verläufe, wobei der Start- und Endwert sowie die Anzahl der Unterteilungen anzugeben sind. Diese Unterscheidung ist wichtig, wenn Sie die Grafik später auf einem Belichter ausgeben möchten. Der Verlauf ist als Linearverlauf oder als Winkelverlauf ausgeführt, so daß beispielsweise räumliche Effekte einfach darzustellen sind.

Wenn die Grafik erst einmal steht, birgt der Präsentationskünstler weitreichende Werkzeuge zur Nachbearbeitung. Die Vektorgrafik erlaubt das Zusammenfassen bzw. Auflösen von Gruppen, so daß z.B. jede Balkengrafik in einzelne Balken zerlegt wird, die dann beliebig auf dem Bildschirm zu plazieren sind. Alle Objekte sind über einen Menüeintrag rotierbar oder zu spiegeln. Diese Funktionen sind besonders bei der Nutzung der Verläufe interessant.

Bei der Arbeit mit einzelnen Objekten ist das Sperren von unschätzbarem Wert. Ein gesperrtes Objekt läßt sich in seiner Position nicht versehentlich verschieben. Als Hilfe zur Positionierung der Objekte steht auch ein magnetisches Gitter zur Verfügung, so daß die Objekte nur über ein bestimmtes Raster zu verschieben sind. Weitere Hilfestellungen sind das proportionale Vergrößern bzw. Verkleinern der Objekte sowie der Menüeintrag »Lage und Größe«, mit dem Sie die genaue Position des Objektes auf dem Bildschirm numerisch eingeben. Mit der Lupe selektieren Sie z.B. einen Bildausschnitt, der dann vergrößert dargestellt wird. So ist selbst die Darstellung nur eines - stark vergrößerten - Markers zu realisieren.

Bei der Gestaltung des Grafikfensters gibt es weitere Hilfestellungen. Es wird z.B. ein Hilfsrahmen eingeblendet, der den beschreibbaren Bereich des gewählten Papierformates zeigt. Diese Format ist wahlweise DIN A3, A4, A5, US-letter, -legal oder -double jeweils hoch oder quer. Dazu gib es ein Lineal, daß je nach Wunsch in einer bestimmten Maßeinheit (mm, cm, zoll, Pica Point, Didot Punkt) arbeitet. Auch das einzublendende Gitter läßt sich in seinem Raster beliebig definieren.

Ganz wichtig ist selbstverständlich der Druck der fertigen Bilder. Alle Grafiken lassen sich jetzt direkt vom Programm ausgeben, ein Umweg über das Output-Programm entfällt. SciGraph unterstützt folgende Drucker: HP-LaserJet, Deskjet, NEC P6/7 und STAR NB24-10. Die Grafiken lassen sich auch über eine umfangreiche Export-Funktion speichern, wobei neben der Ausgabe als Calamus- oder GEM-Datei auch die Postscript-Ausgabe implementiert wurde. Leider sind derzeit noch keine Druckertreiber für Farbdrucker verfügbar, aber mit dem Umweg über die IBM-Welt gelingt die Farbausgabe bereits jetzt.

Die Arbeit mit dem Programm gestaltet sich besonders mit einem Großbildschirm sehr angenehm. Natürlich ergeben sich immer wieder neue Wünsche wie beispielsweise Makros zum automatischen Programmablauf oder Extremwertverwaltung etc. Doch an solche Forderungen hat man bei der Version 1.0 noch nicht einmal zu denken gewagt. (wk)

SciLab GmbH, Isestr. 57,2000 Hamburg 13

WERTUNG

Name: SciGraph 2.0
Preis: 598 Mark
Hersteller: SciLab GmbH

Stärken: Direkter Druck aus dem Programm □ Farbdarstellumg mit Verläufen □ Diagramme beliebig drehbar und beleuchtbar □ komfortabler Tabelleneditor □ einfache Handhabung

Schwächen: Tastaturbedienung nicht konsequent □ keine Farbdruckertreiber

Fazit: Die optimale Lösung für jeden, der Präsentationsgrafiken benötigt.


Dietmar Lorenz
Aus: TOS 01 / 1991, Seite 24

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