James 3.0: Wall Street vor der Haustür

James 3.0 aus dem Hause IFA Börsensoftware heißt die neueste Version eines leistungsfähigen Börsenprogramms, das Computerfans Spekulationsprofite verspricht.

Atari-Besitzer hatten es bisher schwer, wollten sie mit Computerhilfe an der Börse spekulieren: Die meisten der rund 80 deutschsprachigen Börsen- und Depotverwaltungs-Programme sind für IBM-kompatible Computer geschrieben, nur einige wenige sind auch für den Atari verfügbar.

Eine Ausnahme macht hier jedoch »James«, das jetzt in der Version 3.0 speziell für den Atari angeboten wird - die MS DOS-Version erscheint erst später. Überraschend der Preis: 199 Mark kostet das Programm in der Komplett-Version. Zusammen mit dem Modem »Discovery 2400 A«, das auch Btx-fähig ist, wird es für 599 Mark angeboten.

Nachdem der Preis im Vergleich zu anderen Programmen auffallend niedrig ist, darf man umso gespannter auf das Leistungsspektrum von James sein. Um es vorweg zu nehmen: Der Anwender freundet sich schnell mit dem sauber konzipierten Programm an. Das mitgelieferte, auf Glanzpapier gedruckte Handbuch enthält die notwendigen Angaben, die relativ große Schrift erschwert allerdings etwas das Lesen. Lesen sollte man es freilich, offeriert doch erst die Beschreibung der einzelnen Funktionen die Fähigkeiten von James. Und diese bieten alles wichtige, was ein Börsianer braucht: Abhängig von der Speicherkapazität lassen sich maximal 100 (1 MByte), 200 oder 400 Aktien (4 MByte) je Datei speichern. Die Kursdaten, die James komplett in den Arbeitsspeicher holt, um ein schnelles Arbeiten zu gewährleisten, erstrecken sich über maximal fünf Jahre.

Die wichtigste Funktion von James ist seine Chartanalyse, wobei Sie die Werte aus einem übersichtlichen Tableau auswählen: Die Kurskurven stellt das Programm wahlweise als sauber gezeichnete Linie, als Balken- oder als Point & Figure-Chart dar, der Anwender wählt zwischen einem, zwei und drei Jahren. Es lassen sich bis zu vier Charts gleichzeitig am Bildschirm einblenden, ein Wechsel zwischen den Chartbildern ist dabei ebenso möglich wie die Darstellung verschiedener Indikatoren zu einer einzigen Aktie. Besonderheiten weist James im unteren Bereich der Chartdarstellung auf: Hier erscheinen automatisch wichtige Daten zum gewählten Papier, wie beispielsweise die Branche, die letzte Dividende, Höchst-und Tiefstkurs, sowie einige Indikatoren (etwa der Trendbestätigungsindikator) als Zahlenwerte. Dies erleichtert dem Anleger schnelle Entscheidungen. Im übrigen unterstützt James auch die Umrechnung der Chartkurve in eine Fremdwährung, was den Vergleich, etwa von deutschen und amerikanischen Chemie-Aktien, erst ermöglicht. James bietet alle wichtigen Indikatoren und Oszillatoren, etwa Momentum oder RSI. Auf Wunsch lassen sich auch die Umsatzzahlen darstellen. Damit wird James der immer größeren Nachfrage nach der Umsatzanalyse gerecht, die wertvolle Schlüsse auf die Kursentwicklung zuläßt.

Das einzelne Aufrufen der Kursdateien und die nachfolgende Chartanalyse ist etwas umständlich, will man möglichst schnell einen attraktiven Wert herausfinden. Als Alternative bietet James daher die sogenannte »Numerik« an: Basierend auf den Daten der Chartanalyse sowie den gespeicherten Kursdaten fragt der Anwender hier unter anderem Listen nach dem Kurs/ Gewinn-Verhältnis, der Dividenden-Rendite, dem aktuellen Momentum, Overbought/Oversold-Indikator und vielem mehr ab.

Auch eine Auswertung von Optionen, Optionsscheinen und Futures-Kontrakten ist möglich. Etwas übersichtlicher könnte an dieser Stelle das Handbuch gegliedert sein, müssen Sie doch sehr genau die einzelnen Kapitel durchlesen um zu verstehen, wie Sie die Analyseinstrumente wirksam nutzen. Konkrete Kauf- und Verkaufssignale bieten heute immer mehr Programme. Auch James macht hier keine Ausnahme. Und doch: Während Börsensoftware üblicherweise nach fest programmierten Signalen auswertet, gestaltet sich James hier sehr flexibel. Der Anwender wählt die Signale selbst und stellt die Indikatoren individuell ein. Zusätzlich läßt sich jedes Signal einzeln gewichten. Legt ein Anwender etwa besonderen Wert auf das Schneiden gleitender Durchschnitte als Kauf- oder Verkaufssignal, gibt er diesen Signalen eine Gewichtung von maximal 9 Punkten, während Werte wie etwa die aktuelle Stellung des OVB-Indikators ausgeklammert werden. Jedes Börsenprogramm benötigt aktuelle Kurse: James erlaubt zwar das manuelle Aktualisieren. Dies ist aber kompliziert, und der Anleger muß wissen, daß ein vorzeitiges Verlassen nur durch Eingabe eines »E« statt des im Handbuch genannten »A« möglich ist. Wesentlich bequemer ist die automatische Kursübernahme aus der Datenbank der Herstellerfirma, die nach eigenen Angaben rund 7000 Titel vornehmlich von der deutschen, amerikanischen und japanischen Börse parat hält. Darunter finden Sie auch Optionen, allerdings keine Kurse von der Deutschen Terminbörse DTB. Die Kommunikationssoftware ist bereits in James integriert. Die Zugangskosten sind mit 49 Mark pro Monat relativ niedrig. Es lassen sich auch Börsennachrichten abfragen, wobei entweder übertragungsabhängige Kosten oder eine Monatspauschale von 18,50 Mark zu zahlen sind. In Planung ist auch eine Kursaktualisierung via Bildschirmtext: Die Kursdateien liegen dann in Form komprimierter Telesoftware im Postformat vor und lassen sich mit jedem zum Lesen dieses Formats geeigneten Btx-Decoder abfragen. Damit öffnet sich James auch solchen Anwendern, die bisher noch eine gewisse Scheu vor einer automatischen Datenfernübertragung via Modem hegen. Schließlich bietet James auch eine Depotverwaltung, deren Benutzerfreundlichkeit noch nicht so überzeugt wie die der Chartanalyse. Dennoch ist der Umgang damit relativ einfach: Die gewünschten Werte übertragen Sie aus der Kursdatenbank in die Depotverwaltung, das Erfassen von Käufen, Verkäufen, Bezugsrechten und Dividenden erfolgt in einer übersichtlichen Eingabemaske. Aufgrund von Voreinstellungen errechnet das Programm selbständig die anfallenden Kosten, Gebühren und Steuern, auch die steuerlich wichtige Spekulationsfrist wird von der Software überwacht. Die Auswertungen bietet unter anderem Listen mit dem aktuellen Depotstand, in der Jahresauswertung sind auch alle steuerlich relevanten Daten aufgeführt.

Insgesamt stellte sich James im Test als durchaus leistungsfähige und überraschend preiswerte Börsensoftware dar. Verbesserungsmöglichkeiten ergeben sich nur in einigen wenigen Punkten - so muß der Anwender auf Hilfstexte praktisch völlig verzichten - auch das Handbuch erscheint in Gliederung, Schrift und manchmal auch der Schreibweise noch nicht optimal. Andererseits fällt gerade dieses Handbuch durch den sauberen Druck und den massiven Schuber angenehm auf. Vermißt wurden noch erweiterte Funktionen zur Fundamentalanalyse, die etwa aktuelle Firmendaten auswerten, (uh)

IFA Börsensoftware Gerard Morsch,. Gutenbergstraße 73, 5000 Köln 30, Btx *33773

WERTUNG

Name: James 3.0
Hersteller: IFA Börsensoftware
Preis: 199 Mark, inkl. Discovery 2400 A-Modem 599 Mark

Stärken: Günstiger Preis □ leistungsfähige Chartanalyse □ automatische Kursübernahme □ Depotverwaltung

Schwächen: Keine Online-Hiife □ Schrift des Handbuches

Fazit: Mit James 3.0 erhalten Sie ein leistungsstarkes und dabei preisgünstiges Börsenprogramm.

Bild 1. In diesem Tableau bietet Ihnen James die Werte
Bild 2. Bis zu vier dieser Charts stellt James gleichzeitig dar
Bild 3. In solchen Listen finden Sie schnell interessante Titel
Bild 4. Die Numerik gestattet einen schnellen Überblick
Bild 5. Hier gewichten Sie Kauf- und Verkaufsignale

Peter Jobst
Aus: TOS 01 / 1991, Seite 28

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