Den »integrierten Dokumentenprozessor«, seit nun schon mehreren Jahren erwartet, liefert das Entwicklerhaus Bluechip in Amerika seit Anfang des Jahres für 99,95 US$ aus. Die Programmierer versprechen ein Softwarepaket, das nicht nur DTP-Fähigkeiten bietet, sondern auch rechnet, Balkengrafiken erzeugt und Daten aus der integrierten Datenbank in den Text übernimmt. Jetzt kommt die deutsche Version.
Das Programm gelangt - in der amerikanischen Testversion - in einem aufwendigen Schuber zur Auslieferung. Dieser enthält ein 217-seitiges Handbuch im Ringhefter mit einer Programm- sowie zwei GDOS-Disketten mit eigenem Manual. Als besonderes »Bonbon« liegt eine Spezialversion von G+PLUS bei, welche die Bildschirm- und Druckerausgaben beschleunigt. Die einzige Einschränkung gegenüber der Originalversion von G+PLUS ist, daß sich für verschiedene Applikationen nicht unterschiedliche Treiber installieren lassen.
Wie funktioniert nun die Integration der einzelnen Elemente Text, Datenbank, Kalkulation und Grafik in ein Dokument? Das Handbuch gibt dazu folgende Erklärung: »Der Hintergrund ist wie eine Leinwand, auf der man Text eingibt, Linien zieht oder Schreib-, Kalkulationsoder Grafikbereiche einrichtet. Der Text fließt frei von Seite zu Seite um diese Bereiche. Stellen Sie sich diesen Hintergrund wie einen Fluß vor, der um diese fixierten Bereiche herumfließt wie um einen Fels«.
Der Hintergrund dient also nur der Texteingabe. Der Texteditor unterstützt Standardfunktionen wie Suchen und Ersetzen, Blockoperationen und das Clipboard. Die Formatierung erlaubt bis zu neun Spalten, automatische Seitennumerierung ist vorgesehen. Eine Seitenanzeige erleichtert die Übersicht, ASCII-Dateien lassen sich importieren und exportieren.
In diesen Hintergrund »integrieren« Sie die Bereiche Text, Kalkulation oder Grafik, indem Sie das entsprechende Icon in der Menüleiste anklicken und danach an beliebiger Stelle einen Rahmen mit der Maus aufziehen.
Jedem Bereich läßt sich ein Name zuordnen, der zu seiner Identifikation dient, denn verschiedene Bereiche können Sie über ihre Namen miteinander verbinden. Die objektorientierte Verwaltung der Bereiche erlaubt es, die Größe und Position jederzeit zu verändern. Das Programm formatiert den Text danach neu.
Im Textbereich geben Sie, wie der Name schon sagt, normalen Text ein, um z. B. Überschriften darzustellen oder Untertitel beliebig an Grafik-Bereichen zu positionieren. Jedem Textbereich ist eine eigene Formatanweisung (Mitte, Rechts, Links, Block, Zeilenabstand) zugeordnet. Der Text läßt sich fließend eingeben, die Formatierung erfolgt sofort mit Zeilenumbruch. Dies bedeutet, daß nicht mehr in die Zeile passende Worte automatisch in die nächste Zeile wandern. Gefällt die Größe des Bereiches nicht, klickt man mit der Maus eine Ecke des Bereiches an und verändert ihn nach Belieben.
Kalkulationsbereiche verwaltet Wordflair wie Zellen einer Tabellenkalkulation. Mit einem Doppelklick auf den Bereich öffnet sich ein Formelfenster, das entweder eine Zahl oder eine Berechnungsformel aufnimmt.
Folgende Funktionen können Sie durch Anklicken eine Formel eintragen: AVG, EXP, FV, IF, LN, NVP, PMT, PV, RND, SVD, SQR, SQRT. Ebenso ist es vorgesehen, den Namen anderer Kalkulationsbereiche einzugeben und damit zu rechnen:
»EINNAHMEN - AUSGABEN« ergibt die Differenz aus dem Bereich »EINNAHMEN« und dem Bereich mit Namen »AUSGABEN«. Das Formelfenster legt auch das Ausgabeformat fest: Dezimalstellen, Ausgabe auch mit Dollar- oder Prozentzeichen, Ausrichtung Links, Mitte, Rechts. Sobald das Fenster geschlossen ist, erscheint im Bereich das Ergebnis der Berechnung bzw. die eingegebene Zahl. Ändert man den Wert in einem Bereich, verändern sich automatisch die Werte in abhängigen Bereichen. Entspricht der Name des Kalkulationsbereiches dem Namen eines numerischen Feldes der Datenbank, übernimmt Wordflair den Wert des Feldes.
In Grafikbereiche lassen sich GEM- und IMG-Dateien importieren. Ein Bearbeiten der Grafiken in Wordflair ist nicht vorgesehen, das Bild paßt sich in der Größe dem definierten Bereich an. Der erstmalige Bildschirmaufbau dieser Grafiken ist allerdings sehr langsam. Sie sollten daher erst kurz vor dem Ausdruck in den leeren Rahmen importiert werden, der als Platzhalter bei der Formatierung dient. Ferner erzeugt das Programm Torten-, Balken- und Liniengrafik aus den Kalkulationsbereichen. Dabei geben Sie die Zahlenwerte entweder als Festwert ein oder übernehmen sie aus Kalkulationsbereichen bzw. Datenbankwerten.
Weitere Gestaltungsvarianten in Dokumenten sind objektorientierte Linien in verschiedenen Strichstärken sowie die Funktion, Bereiche mit Rahmen zu versehen.
Die Datenbank sprechen Sie über ein spezielles Bedienfeld und das Menü an. Felder sind frei definierbar und erlauben Text- oder Zahleneingaben. Datensätze lassen sich eingeben, editieren, löschen und sortiern. Einzelne Datensätze findet man allerdings nur über das Anklicken der Pfeilsymbole »vor« und »zurück«.
Definieren Sie einen Textbereich als fließend und entspricht der Name dieses Textbereiches einem Feldnamen der Datenbank, läßt sich der Inhalt des Datenfeldes manuell oder automatisch in den Text übernehmen.
Je nach Länge des Feldes verschiebt sich der nachfolgende Text im Dokument. Analog verändern sich die Torten- oder Balkengrafiken, wenn man Zahlen aus der Datenbank in Grafik-Bereiche kopiert. So verwirklichen Sie eine Serienbriefschreibung, die nicht nur variable Texteinfügungen verwendet, sondern auch Zahlen aus der Datenbank rechnerisch aufbereitet und diese individuell für jeden Brief in unterschiedliche Grafiken um setzt.
Mit zum Lieferumfang der vorliegenden amerikanischen GDOS-Version gehören die drei Druckertreiber für den Atari SMM-804, Epson FX 80 und Star NB15. An Schrifttypen bieten die beiden Disketten »Typewriter«, »Dutch« und »Swiss«. Optimale Ergebnisse sind nur mit dem Atari-Laser zu erzielen. Dazu sind mindestens 2 MByte Arbeitsspeicher sowie eine Festplatte notwendig. Computerware Gerd Sender will bis Ende September die eingedeutschte Version mit deutschsprachigem Handbuch liefern. Wordflair wird hier 249 Mark kosten. Der Lieferumfang entspricht dem oben beschriebenen, jedoch ist neben dem FX 80- und NB15-Treiber noch ein Gutschein für einen Druckertreiber dem Paket beigelegt. Für Wordflair sind auch die GDOS-Treiber von Migraph für den HP-Laserjet erhältlich.
Die Einleitung des Handbuches zu Wordflair beginnt mit dem Satz: »More than Words Can Say«. Die Funktionen des Programms sind zahlreich und man kann ihm eine praxisgerechte Integration von Text, Kalkulation und Datenbank bescheinigen. Wordflair ist ein Programm, das einen Vergleich mit zum Teil wesentlich teureren integrierten Paketen nicht zu scheuen braucht. (uh)
Computerware Gerd Sender, Weißer Str. 76, 5000 Köln 50