Drumcomputer sind beliebt: Sie bieten dem uferlos dahin Improvisierenden Halt und regen dank ihrer meist sturen Gleichheit den menschlichen Mitspieler zu abwechslungsreichen rhythmischen Experimenten an. Dem Problem der unübersichtlichen Bedienung und Programmierung solcher Drumcomputer begegnet der gewitzte Musiker mit einem passenden Editor.
Als ich vor einiger Zeit den neuen DDD1 -Editor von Soft Artsauf den Tisch bekam, erinnerte ich mich meiner alten Liebe, jenem schon leicht angegrauten DDD-1 Drumcomputer von Korg, der bereits vor einigen Jahren mein Instrumentenrack zierte. Er ist im Laufe der letzten zwei Jahre ein wenig aus der Mode gekommen. Die klanglichen Ansprüche sind inzwischen doch über das hinausgewachsen, was der betagte Oldtimer mit seinen 12 Bit Samples leistet. Ungeachtet dessen fand ich die Idee interessant, jetzt mit einem Editor für dieses Gerät auf den Markt zu kommen. Immerhin hatte der DDD-1 eine relativ hohe Verbreitung gefunden, und die Geräte tauchen sehr häufig auf dem Gebrauchtmarkt auf.
Ein Editor macht, wie jeder weiß, die Programmierung eines solchen Instruments zur reinen Freude. Erste (positive) Überraschung: Im gewohnten Soft Arts Ringbuch findet sich neben der Diskette und einer 35seitigen Anleitung ein Teebeutel als freundliche Beigabe. Zweite (negative) Überraschung: Nach einer Ladezeit, in der sich mühelos eine ganze Teeplantage vertrinken ließe, verabschiedet sich das Programm ohne weiteren Kommentar mit einem Reset. Oha, ein Problemkind? Die Rechner-Konfiguration (Mega 2, SH205, original TOS 1.4 im ROM und Mortimer im Auto-Ordner) hatte bisher noch keine Schwierigkeiten bereitet. Also Mortimer ade und siehe da, es läuft. Zu dumm, daß sich keiner an Programmierrichtlinien hält.
Nach dem Programmstart präsentiert sich der Editor mit einem aufgeräumten Bildschirm, welcher der Oberfläche des DDD-1 nachempfunden ist. Hier stehen die Taster, über die sich die einzelnen Instrumente direkt ansprechen lassen. Interessant wird es in den GEM-Menüs, deren Funktionen zumeist auch über die Tastatur erreichbar sind. Das »File«-Menü ist für alle Dateioperationen zuständig. Außerdem löschen Sie hier den aktiven oder alle Puffer des Editors. Maximal zehn unabhängige Puffer verwaltet das Programm. In jedem dieser Teile stehen alle Funktionen des Editors zur Verfügung, so daß Sie im Prinzip zehn verschiedene Drumcomputerbelegungen im Speicher halten. Stellt sich die Frage, wer das benötigt, aber z. B. unter MROS, das der Editor unterstützt, wechseln Sie mit den Puffern schnell die aktuelle Drumbelegung.
Im »Options«-Menü schalten Sie den aktuellen Puffer aus. Bei nur 512 KByte RAM sind übrigens nur fünf Puffer aktiv. Zu jedem Puffer verwaltet der Editor ein Notizblatt, in dem sich Bemerkungen zu der jeweiligen Belegung ablegen lassen. Die Notizen speichert das Programm zusammen mit den Puffern. Die letzte Funktion dieses Menüs nennt sich »Parameter List« und liefert einen Ausdruck der aktuellen Parameterwerte.
Das Creator-Menü gibt endlich den Weg zu den interessanten Programmteilen frei. Hier erreichen Sie über die Punkte »Instr. Setting«, »Pattern Song« und »Pattern Event« die drei wichtigen Editorseiten.
»Close« sorgt für die Rückkehr zur Hauptseite und übernimmt die bisherigen Einstellungen. »Undo« macht innerhalb einer Editorseite alle Änderungen rückgängig. Im »MIDI«-Menü finden sich die Befehle zum Senden und Empfangen von Daten zum und vom DDD-1 sowie allgemeine MIDI-Einstellungen.
Im Instrumenten-Setting bestimmen Sie die verschiedenen Parameter jedes Instruments wie z. B. MIDI-Kanal, zuständige MIDI-Note, Velocity-Wert etc. Der Editor verwaltet natürlich alle sechs Instrumenten-Settings, und zwar in jedem der zehn Puffer. Dabei ist das Kopieren zwischen Settings und auch zwischen Puffern vorgesehen. Die einzelnen Werte editieren Sie mit der Maus nach dem einfachen Prinzip. Linke Taste, Wert runter, rechte Taste, Wert rauf. Gleichzeitiges Drücken der Shift-Tasten bewirkt eine Änderung in 5er bzw. 10er Schritten. Für alle, die ein besonders gut ausgerüstetes DDD-1 besitzen, sei noch an-gemerkt, daß der Editor auch die Daten der zusätzlichen ROM-Cards und des Sampling-Boards anzeigt.
Die »Pattern-Song«-Seite zeigt alle 100 Pattern und zehn Songs des DDD-1. Hier schieben, kopieren, sortieren und arrangieren Sie beliebig hin und her. Das Zusammenstellen eines Songs ist sehr leicht. Sie wählen mit der rechten Maustaste das Pattern, verschieben ein kleines Icon auf die Songliste und setzen es per linkem Mausklick an der gewünschten Stelle wieder ab. Innerhalb eines Songs lassen sich Tempoänderungen und Wiederholungen einsetzen. Zur Arbeitserleichterung sind auf dieser Seite noch ein kleines Clipboard für jeweils ein Pattern oder einen Song, ein Mülleimer und ein Playback-Button vorhanden.
Die letzte wichtige Seite ist »Event-Ed it«. Hier geben Sie für die verschiedenen Instrumente eines Settings die zu spielenden Noten ein.
Die dichtbepackte Seite faßt kaum die Fülle an Funktionen. Hier findet sich auch eine Modeerscheinung der ST-Programme in der letzten Zeit: das Pop-Up-Menü.
Über die rechte Maustaste rufen Sie bei der Eingabe von Noten eine kleine Toolbox auf mit verschiedenen Werkzeugen zum Noten setzen, kopieren oder löschen. Außergewöhnlich und positiv zu vermerken ist die vielfältige Synchronisation des Programms. Die Zusammenarbeit über MIDI ist ebenso vorgesehen wie SMPTE-Steuerung.
Insgesamt überzeugt mich das Programm, obwohl einige Fragen offen bleiben. Warum gibt es keine einheitliche Bedienung auf den verschiedenen Seiten? Mußte die Hauptseite fast leer bleiben, während die Event-Edit-Seite aus den Nähten platzt? Warum gelingt es nicht, zu einem vernünftigen Programm ein vernünftiges Handbuch zu schreiben? Daß der Befehl »Flame« die Einstellung für die Flames vornimmt, darauf komme ich auch ohne »Handbuch«. Und warum kommt ein solches Programm erst auf den Markt, wenn es praktisch nur noch einen Gebrauchtmarkt für die Instrumente gibt, um die es geht? Fragen, auf die wir in diesem Bericht sicher keine Antwort mehr bekommen.
Name: DDD 1 Drumworks
Preis: 180 Mark
Hersteller: Soft Arts
Stärken: Verwaltet zehn unabhängige Puffer □ Maus und Tastatursteuerung □ kontrolliert alle Daten
Schwächen: Handbuch □ keine einheitlichen Bedienelemente □ zwei Jahre zu spät auf dem Markt
Fazit: Ein brauchbares Programm, das leider aufgrund seines Preises kaum noch in einem vernünftigen Anschaffungsverhältnis zum Gerät selbst steht.
Info: Soft Arts, Postfach 127762, 1000 Berlin 12