Tempo für den Monitor - Vergleichstest: Drei Bildschirm-Beschleuniger

Eine um mehrere hundert Prozent beschleunigte Bildschirmausgabe versprechen die drei neuen Programme Quick ST, Turbo ST, und Quick Screen. TOS nimmt sie in einem ausführlichen Vergleichstest unter die Lupe.

Zur Zeit gibt es drei interessante Ausgabebeschleuniger in neuen überarbeiteten Versionen: »Quick ST 2.1«, »Turbo ST 1.8« und »Quick Screen 1.5.«

Quick ST

Das Quick ST-Paket stammt von Branch Always Software und enthält neben dem Beschleuniger eine ganze Reihe nützlicher Hilfsprogramme: »Quick View« ersetzt die »Text ansehen oder drucken?«-Funktion des Desktops und dient zur komfortablen Anzeige beliebiger Textdateien. »Quick Index 1.8« ist ein Benchmarkprogramm, das die Prozessor-, System- und Bildschirmausgabegeschwindigkeit mißt. Der Großbildschirm-Emulator »MonSTer« vergrößert die Arbeitsfläche auf 1280x960 Pixel, wobei lediglich ein Ausschnitt sichtbar ist. Für künstlerisch ambitionierte Anwender ist »ART ST« gedacht: ein einfaches Malprogramm ä la »Degas«.

»Customizer«, das vierte Zusatzprogramm konfiguriert Quick ST. Darin legen Sie fest, welches Füllmuster als Desktop-Hintergrund dient. Mit dem eingebauten Editor realisieren Sie auf komfortable Weise eigene Vorstellungen. Neben Füllmustern können Sie auch ein Bild im Desktop erscheinen lassen.

Das eigentliche Quick ST liegt gleich viermal vor: für farbige und monochrome Auflösung je die speicherplatzsparende abgespeckte Version und die Vollversion. Um mit Quick ST zu arbeiten, kopieren Sie es in den Auto-Ordner. Nach dem nächsten Neustart ist es dann aktiv. Von nun an sind alle Text-, Grafik- und GEM-Ausgaben bedeutend schneller, denn Quick ST ersetzt im Betriebssystem alle entsprechenden durch eigene hoch optimierte Routinen.

Aus der Tabelle ersehen Sie die Beschleunigung in repräsentativen Benchmarks- und Praxistests gegenüber den anderen Beschleunigern und der ursprünglichen Konfiguration mit Blitter.

Quick ST macht sich bei allen Ausgaben bemerkbar. Ab der aktuellen Version beschleunigt es nun auch die GDOS- und v_gtext-Textausgabe und diverse Grafikroutinen. über die v_gtext-Funktion des VDI geben dank Quick ST nun viele Programme ihren Grafiktext um fünf bis sechs Mal schneller aus - nicht nur in normaler Schriftart, sondern auch kursiv, hell, verkleinert etc.

Quick ST belegt lediglich 24 KByte Speicher - falls Sie ein Bild als Desktop-Hintergrund verwenden, erhöht sich der belegte Speicher auf 56 KByte. Quick ST läuft mit Großbildschirmen, unterstützt Overscan und beide Farbauflösungen und hatte in unserem Test mit keinem Programm Probleme. Die auf der Diskette befindliche Anleitung und die Textmeldungen sind in englischer Sprache gehalten. Dies liegt wohl daran, daß es keinen deutschen Vertrieb gibt. Interessenten müssen sich an den Hersteller in Kanada oder den englischen Vertrieb wenden. Das komplette Paket kostet 19,95 US-Dollar zzgl. Versandkosten - das sind etwa 50 Mark.

WERTUNG

Name: Quick ST (2.1)
Hersteller: Branch Always Software
Preis: $ 19.95 zuzgl. Versandkosten (ca. 50 Mark)

Stärken: Belegt nur 24 KByte Speicher □ sehr kompatibel □ hohe Beschleunigung □ läuft auf Overscan und Großbildschirmen □ nützliche Zusatzprogramme

Schwächen: Kaum Beschleunigung in niedriger Auflösung

Fazit: Das schnellste und preiswerteste Produkt

Turbo ST

Von Bela stammt »Turbo ST«, das in der aktuellen Version 1.8 nun auch Großbildschirme unterstützt und schneller und betriebsicherer ist.

Wie Quick ST beschleunigt auch Turbo ST alle Bildschirmausgaben, indem es die entsprechenden Routinen durch eigene ersetzt. Zudem beschleunigt es die sehr zeitkritische Polygon-Füllroutine des Betriebssystems.

Turbo ST gibt es in einer Accessory- und Auto-Ordner-Version, jeweils für Monochrom, Farbe und Großbildschirme. Die Accessory-Version hat den Vorteil, daß der Anwender Turbo ST zu jeder beliebigen Zeit aus- und wieder einschalten kann. Dies ist - wie auch beim Quick ST - mit der Auto-Ordner-Version nicht vorgesehen. Im Speicher belegt Turbo ST ca. 50 KByte -fast doppelt so viel wie Quick ST. In den Benchmarks und den Praxistests erwies sich Turbo ST als ungefähr gleich schnell wie Quick ST - lediglich bei der Grafiktextausgabe (siehe Tabelle) zog Turbo ST den kürzeren gegenüber Quick ST. In der niedrigen Auflösung hat allerdings Turbo ST eindeutig die Nase vorne (siehe Tabelle).

Im Gegensatz zu den älteren Versionen arbeitet Turbo ST 1.8 mit allen getesteten Programmen zusammen - so auch mit »Gemini«, »Rufus« und »Script«. Die ausführliche Anleitung (15 Seiten) ist deutschsprachig und geht auf alle Details im Zusammenhang mit Ausgabebeschleunigern ein. Turbo ST kostet 89 Mark.

WERTUNG

Name: Turbo ST (1.8)
Hersteller: Softrek
Preis: 89 Mark

Stärken: Liegt in Auto-Ordner- und Accessory-Version vor □ läuft mit Großbildschirm □ hohe Beschleunigung auch bei niedriger Auflösung

Schwächen: Belegt 50 KByte Speicher □ hoher Preis

Fazit: Ausgereift und sehr schnell, allerdings teuer

Quick Screen

Der dritte Ausgabebeschleuniger im Bunde heißt »Quick Screen« und stammt von Software&EDV-Beratung Weber. Er arbeitet lediglich im monochromen Modus und installiert sich im System als Accessory.

Im Gegensatz zu Quick ST und Turbo ST ersetzt er nicht nur die Ausgaberoutinen, sondern modifiziert auch GEM-Funktionen. Um das zeitaufwendige Wiederherstellen des Bildschirm nach der Darstellung einer Dialogbox zu verkürzen, puffert Quick Screen kurzerhand den von der Dialogbox überschriebenen Bildschirmbereich. Dies macht sich besonders bei Text- und Zeichenprogrammen bemerkbar.

Die Pufferung der Dialogboxen ist nicht allzu sauber programmiert, denn klickt man ausserhalb des Boxbereichs, so verschwindet die Box wieder und die Menüleiste läßt sich nicht mehr ansprechen. Bei diesen merkwürdigen Verhalten ist nur eins zu empfehlen: Die Pufferung über das Accessory-Menü auszuschalten. In den Benchmarktests zeigt Quick Screen eine deutliche Beschleunigung, ist aber durchschnittlich langsamer als seine Konkurrenten.

Im Speicher belegt Quick Screen sage und schreibe 138 KByte - wohl wegen der Dialogbox-Pufferung. In den Praxistests erwies sich Quick Screen - abgesehen von der Dialogbox-Pufferung - als langsamer als Quick ST und Turbo ST. Quick Screen kostet 49 Mark.

Benchmarks

Produkt Blitter Quick ST Turbo ST Quick Screen
v-gtext
normal 211 s 41 s! 66 s 65 s
fett 511 s 65 s ! 66 s 513 s
hell 268 s 57 s ! 269 s 269 s
italic 599 s 93 s ! 600 s 601 s
unterstr. 236 s 47 s ! 237 s 237 s
Q. Index 1.8
BIOS Text 110% 326% ! 325% 238%
BIOS String 106% 1296% 1347% ! 1117%
Scroll 132% 134% 138%! 128%
GEM Dialog 133% 311% 298% 329% !
1st Word
seitenweise 82 s 49 s ! 64 s 80s
zeilenweise 140 s 104 s! 107 s 132 s

Von den drei Ausgabeschleunigern hinterläßt Quick ST den insgesamt besten Eindruck: In hoher und mittlerer Auflösung besitzt es die durchschnittlich schnellste Beschleunigung, erweist sich als vollkompatibel, und als Beigabe erhält der Anwender eine Reihe nützlicher Hilfsprogramme. Und vor allem: Der Preis stimmt. Der einzige Nachteil ist, daß es keinen deutschen Vertrieb gibt und somit die Lieferzeiten aus Kanada entsprechend lang sind.

Besonders für Anwender mit Farbmonitor ist Turbo ST interessant, denn in der niedrigen Auflösung erzielt es mit Abstand die beste Beschleunigung. Das Programm macht insgesamt einen sehr guten und sehr ausgereiften Eindruck, kostet jedoch fast doppelt soviel wie Quick ST.

Quick Screen ist in der aktuellen Version nicht zu empfehlen, denn einerseits ist es langsamer als seine Konkurrenten, andererseits wirkt es unausgereift - das Puffern von Dialogboxen funktioniert nicht einwandfrei, und auf dem STE verabschieden sich Quick Screen stets mit Bomben.

WERTUNG

Name: Quick Screen (1.5)
Hersteller: Martin Haubner
Preis: 49 Mark

Stärken: Dialogbox-Pufferung

Schwächen: Arbeitet nur in Monochrom □ belegt 138 KByte Speichern □ stürzt oft ab

Fazit: Macht gegenüber seinen Konkurrenten keinen überzeugenden Eindruck

Bezugsquellen:

Quick ST: Branch Always Software, PO Box 2624, Station B. Kitchener, Ontario, Canada

Turbo ST BELA Computer, Unterortstr. 23-25, 6236 Eschborn

Quick Screen: Software & EDV-Beratung Weber. Nelkenstr. 6, 8508 Wendelstein 2


Martin Backschat
Aus: TOS 09 / 1990, Seite 100

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