On the road again: 19-Zoll-Rack Umbauset für Mega ST

Für alle, die Ihren kostbaren ST harten Reisestrapazen aussetzen, ist der Umbau in ein stabileres Gehäuse nur eine Frage der Zeit. Früher oder später brauchen sie einen »Road-tauglichen« Computer. Hybrid Arts stellt auf der diesjährigen Atari-Messe eine einfache, aber sehr effektive Lösung vor.

Der ST begegnet uns in Gehäuseformen, die mittlerweile so vielfältig sind wie seine Einsatzgebiete. Ob im Eurokartenformat als Einschubsystem für Steuer-, Meß- und Regelzwecke, im Edeldesign mit Super-Spezial-Ausstattung für DTP-Profis oder im Selbstbau als Wohnzimmer-Tower.

Natürlich wollen auch die Musiker bei diesem Rennen um’s optimierte Gehäuse nicht das Nachsehen haben. Dabei sind Ihre Anforderungen in einem einzigen Begriff zusammenzufassen: »Road-tauglich« muß das Gehäuse sein. Das bedeutet stoß- und schlagfest, stabil, aber nicht zu schwer. Die Anschlüsse und Steckverbinder müssen leicht zugänglich, aber trotzdem gegen Wackeln und versehentliches Herausziehen geschützt sein. Außerdem muß sich das Gehäuse dem in Musikerkreisen üblichen Standard im 19-Zoll-Format anpassen.

Man nehme also ein 19-Zoll-Gehäuse, bohre diverse Löcher hinein und schon ist die Road-taugliche Verpackung fertig? Ganz so einfach ist die Sache nicht. Abgesehen vom Arbeitsaufwand ist eine ganze Menge Erfahrung und Vorplanung nötig, um ein wirklich funktionelles Ergebnis zu bekommen.

Hybrid Arts hat diese Erfahrung. Seit mehreren Jahren baut und vertreibt diese Firma Festplatten- und Computersysteme, die besonders auf die Bedürfnisse der Musiker zugeschnitten sind. Zur diesjährigen Atari-Messe stellen die Frankfurter eine Gehäuseserie vor, die einen Mega ST mit geringem Aufwand an Schraubenzieher-Aktivität in einem 19-Zoll-Gehäuse mit zwei Höheneinheiten (HE) unterbringt.

Wir waren bereits vor der Messe bei Hybrid Arts und legten selbst Hand an den ersten Prototypen, den es entweder als Umbausatz oder direkt mit Computer und, je nach Ausstattungswunsch, mit diverser Peripherie gibt. Das Gehäuse besteht aus einem stabilen Metallchassis, zwei Halbschalen für Boden und Decke sowie der Front und der Rückenplatte. Zum Lieferumfang gehört außerdem eine Tragplatte für den Einbau des Laufwerks sowie alle nötigen Kabel.

Zum Umbau selbst benötigt man in der absoluten Grundausstattung lediglich einen Schraubenzieher und für den Ausbau aus dem Originalgehäuse noch eine kleine Zange. Also ran an die Bouletten und den Mega auseinandergeschraubt. Vorsichtig die einzelnen Teile wie Laufwerk, Netzteil und Platine ausgebaut und in das neue Gehäuse eingesetzt. Das Bild zeigt die Lage der einzelnen Teile im Rack-Gehäuse. Die Platine liegt so an der Rückseite, daß alle Buchsen, Anschlüsse etc. wie beim Original frei zugänglich sind. Einzige Ausnahme sind Tastaturanschluß und ROM-Port. Für den Anschluß der Tastatur ist ein entsprechendes Kabel beigelegt, das auf der Rückseite in eine robuste D-Sub-Buchse mündet. Der ROM-Port ist entweder im Original zugänglich, oder mit einer Winkelplatine an die Rückseite verlängert. Auch hier gilt: einstecken, paßt, fertig.

Durch genau plazierte Bohrlöcher gelingt das Einsetzen der Platine problemlos. Da das Gehäuse nur für Mega STs vorgesehen ist, bleibt die Montage mit wenigen Löchern übersichtlich. Für alle, die den festen Einbau in ein Rack planen, ist es sinnvoll, den Netzschalter und den Resetknopf an die Vorderseite zu verlegen. Die entsprechenden Bohrungen und benötigten Kabel liegen dem Bausatz bei. Hier ist es allerdings nötig, die Kabel anzulöten, doch die acht Lötstellen sind schnell geschafft. Im Prototypen mußte man die Platine noch mit Abstandsstücken auf die passende Höhe bringen und mit Schrauben und Muttern befestigen. Beim endgültigen Gehäuse sitzen an den entsprechenden Stellen kleine Zapfen mit Innengewinde, so daß der Rack-Besitzer nur noch die Platine auflegt und mit Schrauben direkt von oben befestigt.

Der Umbau in das neue Gehäuse ist denkbar einfach, ein Schraubenzieher reicht dafür. Für besondere Anwendungen gibt es passende Erweiterungen und Anschlußfelder.

Im Gehäuse selbst ist neben dem Computer und dem Laufwerk viel Platz für Zusätze. Hybrid Arts baut z. B. auf Wunsch die ADAP I-Platine direkt in das Gehäuse ein. Damit entfällt das Anstecken des unhandlichen Kastens am ROM-Port. Weiterhin ist genügend Platz für mindestens eine Festplatte. Der Anschluß erfolgt beispielsweise über einen ICD-Hostadapter. Im Prototyp auf dem Bild ist diese Platine rechts hinten an der Gehäuserückwand bereits eingebaut.

Unter der Adapterplatine sind sowohl der gepufferte DMA-Bus als auch der normale SCSI-Bus herausgeführt. Dem Anschluß weiterer Platten steht nichts im Weg. In der Mitte der Rückplatte befinden sich zwei weitere vorgestanzte Aussparungen, die z. B. den Systembus herausführen. Aber auch jede beliebige Erweiterungsplatine mit Anschluß nach außen läßt sich hier unterbringen. Das ist noch nicht ganz so komfortabel wie die Steckplätze der DOS-Computer, aber immerhin sind von der Gehäuseseite keine Schwierigkeiten bei der Erweiterung zu befürchten. Neben der »normalen« Ausführung für den Mega ST gibt es noch eine Reihe weiterer Front-und Rückplatten, die sich mit beliebigen Schnittstellen und Anschlüssen bestücken lassen. Das endgültige Gehäuse ist schwarz.

Bleibt noch die Frage nach dem Preis zu klären. Für ca. 400 bis 450 Mark gibt es den vollständigen Umbausatz mit allen benötigten Kabeln, Blechen und Steckern. Wer seinen Mega ST direkt bei Hybrid Arts bestellt, zahlt auf jeden Fall den offiziellen Atari-Richtpreis, bekommt aber dafür das Gerät im 19-Zoll-Rack. Außerdem sind fast beliebige Sonderaustattungen möglich. So dürfte der Einbau einer 80 MByte Quantum-Platte mit ICD-Hostadapter mit zusätzlich ca. 1500 Mark zu Buche schlagen. Dieses 19-Zoll-Gehäuse für Mega STs ist eine sinnvolle Sache für alle, die sich mit Ihrem Computer oft »on the road« begeben. Eingebaut in ein entsprechendes Rack gibt es kaum einen besseren Schutz für das Gerät - außer, es zu Hause lassen.

Hybrid Arts, Eschborner Landstr. 99-101, 6000 Frankfurt/Main 90


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 08 / 1990, Seite 95

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