Zeichengehilfe: That’s Pixel, das Zeichenprogramm zu Ws Write

»That's Write« gilt als leistungsfähige Textverarbeitung. Selbstverständlich verarbeitet sie auch Bilder, und die zeichnet man mit -»That's Pixel«.

Hinter dieser einfachen Schlußfolgerung steckt eine interessante Produktphilosophie. Die Programmierer von »That's Write« haben sich Gedanken über die alltäglichen Anforderungen Ihrer Kunden gemacht und festgestellt: Zu einer leistungsfähigen Textverarbeitung gehören auch eine Datenbank (»That's Adress«) und ein Zeichenprogramm. Warum also nicht gleich alles aus einer Hand? Voila, hier ist das brandneue »That's Pixel«. Das Programm war ursprünglich als Unterstützung für all diejenigen gedacht, die zur Illustration ihrer Texte kleine Grafiken oder einfache Zeichnungen benötigen. Entsprechend dieser Zielsetzung ist der Funktionsumfang von That's Pixel ausgesucht klein, aber sehr fein gehalten. Zeichnerische Grundfunktionen (Linien, Rechtecke, Kreise, Ellipsen oder deren Kreisbögen) sind ebenso vorhanden wie alle notwendigen Zeichenwerkzeuge (Sprühdose, Füllmodi, Radiergummi). Dazu gibt es eine Block- und eine Pufferfunktion, die als Zwischenspeicher für Bildteile oder ganze Bilder dienen. Innerhalb des Puffers verändern Sie über verschiedene Zerrfunktionen einen bestimmten Bildteil und fügen ihn anschließend wieder in das aktuelle Bild ein. Dabei sind die Auswirkungen über die Funktion »Puffer zeigen« direkt zu kontrollieren, bevor Sie das Ergebnis in das Bild einsetzen. Besonders hervorzuheben ist die Funktion »Drehen«, die beliebig große Blöcke, auch über die Bildschirmgrenzen hinweg, stufen los dreht.

Für einfache Zeichnungen, Rohentwürfe, Skizzen oder zur Nachbearbeitung von Bildern ist That's Pixel ideal. Dabei wartet es mit einigen Überraschungen in puncto Benutzerfreundlichkeit auf, die durchaus innovativ sind. Besonders auffällig ist die Einteilung des Bildschirms in mehrere Fenster (vgl. Bild 1). Ein Bild ist gleichzeitig in der Gesamtansicht, in einer 1:1-Darstellung und in einer Lupe zu sehen. Diese zunächst ungewöhnlich wirkende Aufteilung hat einige Vorteile gegenüber der normalerweise üblichen einzelnen Darstellung dieser Modi. Ist ein Bild größer als der Bildschirm, sieht man in der aktiven Zeichenfläche immer nur ein Ausschnitt. Warum also nicht den Ausschnitt verkleinern und gleich die Gesamtübersicht mit einblenden? Für Bilder, die kaum größer als der Bildschirm sind, empfiehlt es sich, über »Einstellung Fenster« auf die bildschirmfüllende Darstellung des 1:1-Fensters umzuschalten. Die Lupe schließlich hat eine ausreichende Vergrößerung und zeigt immer einen Ausschnitt um die aktuelle Cursorposition. Zeichnungen führen Sie nur im 1:1-Fenster aus. Das Drücken der Tasten <Shift>, <Control> oder <Alternate> beschleunigt oder verlangsamt jede Mausbewegung in verschiedenen Stufen. Dadurch gelingen sowohl schnelle Bewegungen über den gesamten Bildbereich als auch pixelgenaues Positionieren problemlos.

Die Bedienung ist stark an That's Write angelehnt. Hier wie dort erreicht man die meisten Befehle über Tastaturkommandos. Im Unterschied zur Textverarbeitung, wo die Kombinationen mit der <Control>-Taste zu drücken sind, genügt in That's Pixel bereits die einfache Eingabe der Buchstaben. Diese Eingabe über Tastatur bezieht sich auch auf die Pfeiltasten. So gelingt die genaue Positionierung des Cursors, kontrolliert durch das Lupenfenster, jederzeit problemlos.

That's Pixel hält immer nur ein Bild im Speicher. Der Austausch und die weitere Bearbeitung von Bildteilen sind über die bereits erwähnten Block- und Pufferfunktionen realisiert.

Das »Einfügen« ist eine Funktion, mit der normalerweise viele Anwender kämpfen. Bei der Kombination zweier Bildteile gibt es verschiedene Verknüpfungsmodi, deren Ergebnisse mittels der Bool-schen Algebra genau vorherbestimmbar sind. Doch wer weiß schon auf Anhieb, ob die weißen Ränder um das Objekt bei einer logischen Verknüpfung mit »UND« oder mit »XOR« die umliegenden Bildteile zerstören? Hier bietet That's Pixel eine bisher einmalige Hilfe. Die Verknüpfungsart läßt sich wie üblich vorwählen, aber beim Einsetzen sieht der Anwender mit den +/-Tasten auch alle anderen Verknüpfungen direkt im Ergebnis. Erst ein Mausklick bestätigt die gewählte Verknüpfung. Über die einfachen Zeichenfunktionen läßt sich wenig Ungewöhnliches berichten. Positiv fallen die verschiedenen Linienfunktionen auf, erwähnenswert ist auch die Spline-Funktion mit bis zu 21 Teilpunkten. Ich wünsche mir noch eine einfache Bezierkurve. Sie ist für viele Aufgaben leichter zu handhaben als ein Spline. Cut gefallen hat mir unter anderem noch die gegenüber den Atari-Füllmustern erheblich erweiterte Bibliothek von Füllmustern. Besonders die feinen Grauabstufungen erleichtern die Nachbildung von Schattenverläufen. Die Funktion »Konturen« sorgt vor allem bei der Nachbearbeitung von Bildern für manche Arbeitserleichterung. Angenehm auch die vielen Dateiformate, die That's Pixel bereits jetzt liest. Die Liste umfaßt alle wichtigen ST-Formate und soll noch um einige PC-Formate erweitert werden. Das Programm hat eine Textfunktion und verarbeitet GEM-Fonts. Signum- Zeichensätze lassen sich mit dem beiliegenden Konverter bearbeiten. That's Pixel läuft auch auf einem Großbildschirm und arbeitet zur Zeit nicht in Farbe. Womit wir bei den Dingen wären, die mir nicht so gut gefallen. Das Programm ist vor allem im Bereich der Textfunktion noch eingeschränkt. So lassen sich die üblichen Attribute wie schräg, fett etc. nicht mit einer automatischen Schattierung kombinieren. Umständlich: Beim Einsetzen einer Textzeile ist zweimal die linke Maustaste bzw. <Insert> zu betätigen, bevor man die Funktion verlassen kann. Zwiespältig: Der letzte Texteintrag bleibt in der Textzeile erhalten, so daß man diese zunächst immer wieder löschen muß. Insgesamt läßt sich dem Programm bescheinigen, daß es einige innovative Ideen zur Bedienung verwirklicht, die dem Anwender tatsächlich nützen. Es macht Spaß, mit dem Programm zu arbeiten, die Einarbeitungszeit ist sehr kurz. Kleine Veränderungen oder Erweiterungen im Funktionsumfang sind hier und da wünschenswert aber nicht lebensnotwendig.

Bild 1. Drei Fenster zeigen die Zeichnung in allen sinnvollen Größen. Durch die neuartige Tastatursteuerung ist die Bewegung in allen Größen kinderleicht

Bild 2 und 3. Die Menüs geben einen genauen Überblick über die Befehle. Alle Funktionen sind sinnvoll zusammengefaßt und auch über die Tastatur zu erreichen.

WERTUNG

Name: That’s Pixel
Preis: 148 Mark
Hersteller: Compo

Stärken: Gute Benutzerführung □ innovative Bilddarstellung □ der Zielgruppe angepasster Befehlsumfang □ einfache und konsequente Bedienung über Maus und Tastatur □ sehr gute Maussteuerung mit Shift/Control/AR □ viele sinnvolle Details
Schwächen: Nur ein Bildschirm mit Block und Puffer □ speichert nur IMG Format □ noch einige Einschränkungen bei der Textfunktion
Fazit: Ein sehr brauchbares Zusatzprogramm; Ideen und Ausführung gut bis sehr gut - kurz empfehlenswert

Compo Software, Ritzstr. 12,5540 Prüm, 06551/6266


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 07 / 1990, Seite 38

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