Günstige MIDI-Keyboards im Überblick: Mit wenig Geld zum Supersound

Nachdem TOS in der letzten Ausgabe Tips zum Kaufeines geeigneten Keyboards gab, finden Sie diesmal eine Auswahl günstiger Synthesizer und Expander in der Preisklasse bis 2500 Mark.

Nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich ist der MT32 von Roland. Dieser Expander arbeitet mit der vom D50 her bekannten LA-Synthese und ist, abhängig von der Komplexität der Sounds, bis zu 32-stimmig. Der MT32 verfügt über 128 Werksounds und 64 vom Anwender frei belegbare Speicherplätze, die allerdings nicht batteriegepuffert sind. Nach dem Ausschalten des Geräts sind auch Ihre Sounds verloren. Benutzen Sie Sequenzersoftware, die das Senden von systemexklusiven Daten gestattet, fällt dieser Mangel kaum ins Gewicht, da Sie in diesem Fall bequem die entsprechenden Soundbänke direkt vom Sequenzer in den Expander laden. Einige Hersteller bieten auch Betriebssystem-Erweiterungen für den MT32 an, die neben der Pufferung des RAMs noch einige andere nützliche Funktionen wie das »Stacking« von Sounds, also das Überlagern mehrerer Klänge bereitstellen.

Neben den »normalen« Sounds besitzt der MT32 eine ansehnliche Palette von Drumsounds. Der neunfache Multimode (acht Sounds plus Drums) sorgt für ein komplettes Arrangement. Zur Abrundung des Gesamtsounds steht ein integrierter Digitalhall zur Verfügung.

Für das Editieren des MT32 ist ein Computer unabdingbar. Am Gerät selbst befinden sich nur die nötigsten Bedienungselemente zum Justieren der Lautstärke und Anwahl der verschiedenen Multimode Parts. Wer selbst Sounds programmieren möchte, ist also auf geeignete Editorsoftware angewiesen. Kleines Trostpflaster: Einige Spiele (z. B. Sierra Online Adventure) unterstützen direkt den MT32, so daß Sie in den Genuß von Soundtracks kommen, deren Qualität sogar eingefleischten Amiga-Anwendern die Tränen in die Augen treibt. Fazit: Mit einem Gebrauchtmarktpreis von ca. 500 bis 700 Mark ist der MT32 ein »preis-wertes« Gerät im besten Sinne des Wortes.

Eng verwandt und in weiten Teilen identisch mit dem MT32 sind der D110 (Rackversion) und der D10 (Tastaturversion) von Roland. Beim D110 handelt es sich um den direkten Nachfolger des MT32. So glänzt der DUO durch eine Pufferung für das RAM sowie einen Kopfhörerausgang. Erweitert sind zudem das PCM-ROM (256 statt 128 Wellen), die Drumsounds sowie die Effektprogramme. Zum Programmieren des DUO ist kein Editorprogramm erforderlich, alle Funktionen sind direkt am Gerät zugänglich. Der D10 ist mit dem DUO identisch, unverständlicher Weise besitzt er jedoch keine Einzelausgänge. Der DUO kostet neu ca. 1100 Mark, der D10 ist für 1600 Mark zu haben.

Ebenfalls von Roland stammt der Sample-Player U110, der durch die Einführung des Nachfolgers U220 rapide im Preis gesunken ist. Für unter 1000 Mark erhalten Sie einen ausgesprochen preisgünstiges, 32-stimmiges Gerät mit einer riesigen Zahl von Soundcartridges. Probehören lohnt sich!

Ebenso wie das MT32 von Roland wird auch der Expander FB01 von Yamaha nicht mehr hergestellt. Der FB01 verwendet die bekannte FM-Synthese, wobei im Gegensatz zum großen Bruder DX7 nur vier Operatoren vorhanden sind. Das Gerät ist achtstimmig und verfügt über achtfachen Multimode. Wie der MT32 läßt sich ein FB01 nur über entsprechende Editorsoftware programmieren, große Kosten durch anfallende Software sind allerdings nicht zu erwarten, da sich auch die PD-Szene dieses Synthesizers angenommen hat (siehe TOS 5/90).

Der Preis für ein FB01 auf dem Gebrauchtmarkt liegt derzeit bei ca. 250 bis 450 Mark. Wer sich für diesen Expander interessiert, sollte beim Kauf auf den Zustand der Taster auf der Frontseite achten, da diese oftmals klemmen und nur mit viel Geduld zur Mitarbeit zu bewegen sind.

Ganz neu von Yamaha ist der kleinste Sproß der SY-Familie, der SY22. Dieser Synthesizer arbeitet nach der vom Prophet VS und der Korg Wavestation her bekannten Vektorsynthese. Mit einem Joystick mischen Sie bis zu vier Elemente zu einem neuen Sound zusammen. Die vier Elemente stammen aus FM-, bzw. AWM- (Advanced Wave Memory) Presets. Wie es sich für einen modernen Synthesizer gehört, haben die Yamaha Entwickler dem SY22 noch Drumsounds sowie eine digitales Multieffektgerät mit in die Wiege gelegt.

Der SY22 besitzt einen achtfachen Multimode. Wer sich etwas umschaut, bekommt ihn schon für unter 2000 Mark.

In der gleichen Preisklasse bewegen sich auch die beiden Expander TG55 von Yamaha sowie die M3R von Korg. Beide Geräte bedienen sich eines vergleichbaren Syntheseverfahrens (Samples plus Filter) und klingen ähnlich. Welchem Gerät man den Vorzug gibt, ist in erster Linie vom eigenen Geschmack abhängig. Den Korg M3R stellten wir in der letzten Ausgabe ausführlich vor.

Wir beenden unseren kleinen Überblick über günstige Keyboards mit den Synthesizern der K-Reihe von Kawai. Preislich am interessantesten ist hier sicherlich der K1, bzw. K1-R und der K1 II. Beide Synthesizer bedienen sich der VM-Tone-Generation (VM = Variable Memory), einer Mischung aus PCM-Samples und durch additive Synthese gewonnene Wellenformen. Die Geräte besitzen einen achtfachen Multimode. Im Gegensatz zum K1 verfügt der K1 II über ein integriertes Effektgerät sowie diverse Drumsamples.

Der K1 kostet neu ca. 1500 Mark, die Rackversion K1-R liegt bei 1000 Mark. Wer sich für einen K1 II entscheidet, erleichtert sein Konto um ca. 1700 Mark.

Mit dem K4 steht eine weiterentwickelte Version des Kl zur Verfügung. Die Auswahl an Wellenformen ist hier stark erweitert und um einige Natursound-Multisamples ergänzt. Im K4 stehen auch digitale Filter zur Verfügung, um die Wellenformen nach Bedarf zu verändern. Ein achtfacher Multimode, Drumsounds sowie ein digitales Effektgerät runden das Bild des K4 ab. Das Gerät kostet ca. 2400 Mark, die Rackversion liegt bei ca. 1800 Mark.

Unsere Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt noch eine Reihe weiterer guter Geräte in dieser Preisklasse. 1st Ihr Wunschgerät hier nicht berücksichtigt, vergleichen sie auf jeden Fall die Leistungsdaten bezüglich MIDI-Multimode und Ausstattung mit Drumsounds oder Effektgeräten. (wk)



Aus: TOS 07 / 1990, Seite 49

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