Computer Aided Trading of Options: Cato analysiert Optionsgeschäfte

Geschäfte mit Aktien-Optionen bergen die Chance auf satte Gewinne genauso wie die Gefahr horrender Verluste. Das Analyseprogramm Cato berechnet 30 verschiedene Anlagestrategien und setzt die Ergebnisse grafisch um.

Der Begriff Option (lat. von optio, freier Wille, freie Wahl) hat im täglichen Sprachgebrauch vielerlei Bedeutungen. Mancher Computeranwender versteht darunter z. B. eine Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Einstellungen der Software. Im internationalen Wirtschaftsleben ist der Optionshandel dagegen eine inzwischen nicht mehr wegzudenkende Form der kurzfristigen Geldanlage mit vergleichbar hohem Risiko aber auch überproportionalen Gewinnchancen. Unter dem Begriff Option versteht man hier das Recht, einen bestimmten Basistitel (etwa eine Aktie, einen Index oder auch Gold) zu einem festgelegten Preis, dem Basispreis, innerhalb einer begrenzten Zeitspanne zu kaufen (Call oder Kaufoption) oder zu verkaufen (Put oder Verkaufsoption). Jede Option bietet dieses Recht nur für eine beschränkte Zeitspanne, nämlich bis zum Verfalltag. Sie wird deshalb auch als »kurzfristig abnutzbares Anlageinstrument« bezeichnet. Eine Option selbst ist keine Aktie, aber unwiderruflich mit dem ihr unterlegten Basistitel verbunden. Der Optionspreis schwankt, wenn z. B. der Aktienpreis steigt oder fällt. Aber selbst bei stagnierenden Kursen vermindert sich der Preis einer Option durch den Zeitwertverfall. Eben diese Tatsache nutzt der kluge Optionsstratege aus. So ist es möglich, am Optionsmarkt nicht nur bei steigenden Kursen Geld zu verdienen, sondern auch bei stagnierenden (siehe untenstehendes Beispiel des Butterfly Combos) oder sogar bei fallenden Kursen (wie z. B. beim einfachen Kauf einer Verkaufsoption). Gerade auch beim Absichern von Portfolios gegen Wertverlust verzichtet der kluge Investor kaum auf Verkaufsoptionen.

Zwei Beispiele erläutern den Umgang mit Optionen: Sie kaufen eine Kaufoption, die es Ihnen gestattet, bis zum 21. September Aktien der Firma ABC, die momentan bei 590 Mark notieren, zum Basispreis von 600 Mark zu erwerben. Dafür bezahlen Sie den Optionspreis von 20 Mark. Sie investieren also 1000 Mark (da ein Optionskontrakt in Deutschland immer über 50 Aktien lautet, also 50 x 20= 1000 Mark). Bleibt nun die Aktie unterhalb von 600 Mark bis zum Verfalltag, erleiden Sie Totalverlust. Oberhalb von 600 Mark verringert sich der Verlust, bis die Gewinnschwelle - auch Breakeven genannt - erreicht ist (Gewinnschwelle = Basispreis + Optionspreis + Spesen). Der Vorteil dieses Optionskaufes gegenüber dem Direktangagement in Aktien liegt im sogenannten Hebel oder Leverage factor. Steigt nämlich die Aktie nur um 10% auf 649 Mark, dann hat der Aktienkäufer eben diese 10% verdient, der Optionskäufer dagegen mindestens 145%, da er seine Option, die er für 20 Mark gekauft hat nun zu ihrem inneren Wert von mindestens 49 Mark verkaufen kann. Darüberhinaus bleibt der Verlust des Optionskäufers auf den ursprünglich eingesetzten Betrag begrenzt.

Im zweiten Beispiel realisieren Sie ein einfaches Stillhaltergeschäft: Sie kaufen gleichzeitig eine Kaufoption und eine Verkaufsoption und verkaufen ebenfalls eine Kauf- und eine Verkaufsoption mit Basispreisen, die näher am aktuellen Kurs liegen. Der Effekt: Sie bekommen Geld auf Ihr Konto, anstatt welches auszugeben und verdienen, egal ob der Kurs steigt, fällt oder stagniert! Zur Verdeutlichung ein Zahlenbeispiel: ABC notiert bei 590 Mark. Sie kaufen: Kaufoption Basis 700 zu 2 Mark und Verkaufsoption Basis 500 zu 2. Sie verkaufen: Kaufoption Basis 650 zu 15 Mark und Verkaufsoption Basis 550 zu 20 Mark. Sie bekommen dadurch 50 x (35 Mark - 4 Mark), also 1550 Mark auf Ihr Konto. Bleibt nun der Kurs bis zum Verfalltag zwischen 550 und 650 (einer Spanne von 15%), dann haben Sie diesen Betrag verdient, ohne Geld ausgegeben zu haben. Jahresrenditen von ca. 50% sind damit zu erreichen.

Die Beispiele verdeutlichen, daß die korrekte Analyse und Bewertung von Anlagestrategien für den Optionsmarkt sehr wichtig ist. Hier liegt der Einsatz einer leistungsfähigen Software nahe, die den Anleger bei der Entscheidungsfindung unterstützt. Das Programm »Cato« (»Computer Aided Trading of Options«) berechnet unterschiedliche Strategien nach dem »Black-Scholes-Modell« und setzt die Ergebnisse grafisch um.

Cato benötigt einen Atari ST mit mindestens 1 MByte Arbeitsspeicher und Monochrommonitor. Es ist nicht kopiergeschützt und läßt sich problemlos auf der Festplatte installieren. Das mitgelieferte Handbuch hat einen Umfang von 250 Seiten. Cato läßt sich sowohl mit Tastaturkommandos als auch mit Pull-Down-Menüs steuern. Nach dem Programmstart beginnen Sie mit der Eingabe der Fixdaten, d. h. in der Regel gleichbleibenden Grundeinstellungen wie etwa Anlagebetrag und Gebührenstruktur. Danach erfassen Sie bis zu 99 Titel (Aktie, Future oder Index) und die dazugehörenden Parameter in einer von mehreren Titeldateien. Bei den Optionsdaten (Optionspreise, Laufzeitdaten) steht Ihnen neben der manuellen Eingabe auch der Weg offen, automatisch die Kurse aus BTX einzulesen. Cato ist standardmäßig auf die Datenformate der BTX-Anbieter »Hornblower & Fischer« sowie »Harald Beer Kapitalmarktforschung« vorbereitet. Weitere Formate gibt der Anwender in einer »BTX-Konfigurationsdatei« vor. Das Erfassen aller Parameter wird durch die GEM-Einbindung des Programms sehr leicht gemacht. Der Cursor läßt sich in allen Datenfenstern per Maus positionieren. Mit den Buttons schalten Sie zwischen verschiedenen festen Werten um.

Nach diesen Voreinstellungen kommt die Hauptarbeit. Cato dient in erster Linie dazu, 30 verschiedene Optionsstrategien, u. a. die oben erwähnten, durchzurechnen und grafisch darzustellen. Der Bildschirm ist zu diesem Zweck in eine linke und eine rechte Arbeitshälfte unterteilt, in denen sich gleichzeitig zwei unterschiedliche Strategien analysieren lassen. Unter der fett hervorgehobenen Titelzeile befindet sich das Eingabefenster mit den Werten. Unterhalb der Grafik zeigt Cato alle errechneten Daten an, darunter auch Breakeven und Gebühren.

Bild 1. Der Arbeitsbildschirm von Cato ist in zwei voneinander unabhängige Hälften geteilt
Bild 2. Die Funktion »Supergraph« zeigt zwei Strategien übereinandergelegt und vergrößert
Bild 3. Die fünf rechten Pull-Down-Menüs bieten Auswahl aus insgesamt 30 Strategien
Bild 4. Bequem: Automatisches Einlesen der Kursdaten über BTX
Bild 6. Cato läßt sich auch mit Tastaturbetehlen steuern

Unabhängig von diesen nüchternen Zahlen ist jedoch das Grafikfenster das A und O der Optionsanalyse. Cato bietet hier den entscheidenden Pluspunkt gegenüber vergleichbaren Konkurrenz Produkten aus der IBM-Welt: Der Anleger sieht in übersichtlicher Darstellung sofort, bei welchen Börsenkursen er mit der ausgewählten Strategie Gewinn oder Verlust macht. Die Kurve in Bild 1 zeigt das Gewinn-und Verlustprofil der berechneten Strategie anhand der Kursbewegungen der Aktie. Als besonderes »Schmankerl« berechnet Cato bei Bedarf die Volatilität (Schwankungsbreite der Aktie) nicht nur automatisch, sondern spielt sie auch in das Grafikfenster ein. Dazu rechnet es die mittlere Jahresvolatilität auf das Laufzeitende der Option um und unterlegt sie als schraffierte Fläche dem Graphen. Der Modus »Supergraph« erweitert die gezeigte Grafik auf den ganzen Arbeitsbildschirm. Zusätzlich lassen sich auch zwei Strategien übereinander einblenden. Die »Superposition« faßt beide Varianten einer Strategie zu einer Optionsposition zusammen. Der Ausdruck ist derzeit mit 9- und 24-Nadeldruckern vorgesehen.

Zwischen den unterschiedlichen Strategien schaltet der Anleger schnell via Pull-Down-Menü um. Darüber hinaus rechnet das Programm im »Automatikmodus« alle 30 Strategien in kürzester Zeit durch und stellt eine Rangliste auf. Dies gestattet erstmalig den Vergleich von Optionen mit verschiedenem Charakter und erspart das Auswerten von 30 unterschiedlichen Grafiken. Cato beurteilt die Strategien nach dem »Kainer-Hofbeck-Modell«, das die höchste Durchschnittsrendite berechnet. Vor allem Banken und Vermögensberater nutzen Cato sowohl für den amerikanischen Optionsmarkt als auch für die Deutsche Terminbörse. Das Programm verwirklicht zu einem günstigen Preis viele Innovationen. Cato ist für erfahrene Anleger einfach zu bedienen und bietet einen professionellen Leistungsumfang. (uh)

knowledge GbR, Beskidenring 11, 8858 Neuburg

WERTUNG

Name: CATO
Hersteller: knowledge
Preis: 1298 Mark

Stärken: Berechnung der Volatilität und der statistischen Durchschnittsrendite □ überzeugende Grafikdarstellung, schnell in allen Berechnungen □ automatische Kursübernahme aus BTX

Schwächen: Mauspfeil zittert manchmal □ keine Druckeranpassung für Atari-Laserdrucker

Fazit: Für den ST das erste Programm zur Analyse und Bewertung von Optionsstrategien. Professionell im Funktionsumfang und einfach in der Bedienerführung.


Michael Spehr
Aus: TOS 07 / 1990, Seite 42

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