Stufenlos glücklich: MegaPaint II Professional - Vektorteil in der Anwendung

Ob groß, ob klein, nur rund soll er sein. Wer? Na, der Kreis natürlich. Dieser fromme Wunsch manch geplagten Designers fand in der neuen Version von Mega Paint seine Erfüllung.

Die neue Professional-Version von »MegaPaint« verfügt unter anderem über einen Vektorzeichenteil und sorgt damit für erhebliche Erleichterung bei der Konstruktions- und Designarbeit. (Test in TOS, Ausgabe 5/90). Für alle nicht ganz so professionellen Profis und solche die es auch gar nicht sein wollen, noch einmal kurz zur Erinnerung: Vektorzeichnungen lassen sich beliebig verkleinern und wieder vergrößern, ohne daß dabei QualitätsVerluste auftreten. Gefürchtete Treppenstufen bei Schrägen und Rundungen fallen kaum noch störend auf. Die einzelnen Teile einer Vektorzeichnung, Objekte genannt, merkt sich das Programm nicht als Anhäufung von gesetzten Pixeln, sondern durch eine mathematische Formel als Linienzug mit einer bestimmten Anfangs- und Endposition. Diese Objekte lassen sich nicht unter einer Lupe pixelweise verändern, sondern nur noch in ihrer Lage auf dem Bildschirm, Größe oder in bestimmtem Rahmen im Gesamtaussehen beeinflussen. Das erfordert zunächst einige Übung und auch etwas andere Arbeitsweisen, als die gewohnte Pixelsetzerei. Doch verdrängen Vektorzeichnungen jetzt nicht jede Pixelgrafik. Beide Bildarten haben bestimmte Einsatzgebiete, für die sie besonders geeignet sind. Immerhin erleichtert die Vektorgrafik einige grafische Aufgaben erheblich, wie beispielsweise das Entwerfen von Logos, Firmenzeichen oder auch Familienwappen, die in den unterschiedlichsten Größen benötigt werden.

MegaPaint versteht sich als Grafikpaket für Designer. Entsprechend ist die Sammlung der Funktionen angelegt. Doch eine Reihe von Befehlen geht weit über die normalen Anwendungsbereiche von Grafikern hinaus. Gemeint sind die zahlreichen Konstruktionshilfen und Bemaßungsfunktionen, die MegaPaint für die Entwicklung technischer Zeichnungen bereitstellt. Diese Funktionen wie z.B. »Lot fällen« sind im Pixel- und im Vektorteil vorhanden, so daß für die meisten Anwendungen alle nötigen Werkzeuge zur Verfügung stehen. Ein besonderes Kennzeichen von Vektorzeichnungen sind vornehmlich geschwungene Linienverläufe und flächige Bilder. Hauptwerkzeug ist dabei die Bezier-kurve, die, markiert durch Start- und Endpunkt sowie zwei Magnetpunkte, fließende Linien erzeugt. Allerdings bieten inzwischen alle guten Pixelprogramme ebenfalls eine solche Zeichenfunktion.

Bild 1. Die Objekte sind gestapelt. Daher große Objekte zuerst zeichnen, damit es später beim Selektieren leichter ist.

Werkzeug für technische Zeichnungen

Bild 4 zeigt das Ergebnis einer kurzen Entwurfsarbeit mit MegaPaint, die sich auf nur wenige Zeichenbefehle stützt. Aus einfachen Funktionen wie Linie, Linienzug, Kreis und Kreisausschnitt entsteht zunächst das eine Grundelement des Bildes, der Schriftzug »Line«. Die einzelnen Objekte habe ich zu einer Gruppe zusammengefaßt, dreimal kopiert, gedreht und in die richtige Anordnung gebracht. Das Atari-Zeichen in der Mitte stammt aus dem mitgelieferten Bildervorrat der Original MegaPaint-Diskette. Um Ihnen einen Eindruck von den Möglichkeiten der Vektorbilder zu geben, steht das gesamte Motiv noch in verschiedenen Größen im Bild. Durch »beliebiges Skalieren« entsteht mit einem Befehl die jeweils gewünschte Größe oder Form.

Doch gehen wir Schritt für Schritt vor. Starten Sie MegaPaint und rufen den Vektorteil auf. Wählen Sie im Menü »Objekt« das Zeichenwerkzeug »Linie« und zeichnen die Striche für die Buchstaben »i« und »n«. Das »n« bekommt seine Rundung durch den Befehl »Kreis-Sektor«. Damit entsteht zunächst ein ganzer Kreis in der gewünschten Größe. Es erscheint auf Linksklick eine Linie, mit der Sie, wiederum durch Linksklick, einen Winkel des Kreises markieren. Ein Rechtsklick beendet den Befehl, und MegaPaint zeichnet den Kreisausschnitt. Dabei blendet das Programm im Uhrzeigersinn den markierten Bereich aus.

Die meisten Funktionen lassen sich im gleichen Arbeitsgang nicht mehr verschieben. Achten Sie darauf, daß Sie paßgenau arbeiten. Ist das am Anfang vielleicht noch zu schwierig, arbeiten Sie zunächst im freien Raum außerhalb der eigentlichen Zeichnung, wählen dann unter »Vektor« den Punkt »Objekt selektieren« und klicken auf das gewünschte Objekt. Es erscheint ein Rahmen mit kleinen Feldern. Im Menü »Block« steht die Funktion »Objekt bewegen«. Wählen Sie im dort aufklappenden Seitenmenü den Befehl »Rahmen«. Ein Klick auf das selektierte Objekt bringt jetzt einen Rahmen zum Vorschein, der sich beliebig verschieben läßt. Mit der rechten Maustaste bestätigen Sie die neue Position des Objekts.

Der Buchstabe »e« entsteht mit der Funktion »Kreissektor«. Zeichnen sie den Kreis und schneiden das untere rechte Viertel aus. Schon ist der Buchstabe fertig. Jetzt kommt der Punkt auf dem »i«. Er entsteht einfach mit dem Befehl »Kreis«. Zuletzt noch das »L«. Der Befehl »Linienzug« erledigt das für uns. Um dieses »L« hervorzuheben, schalte ich vorher die Linienstärke von einem auf vier Pixel Breite um. Das geschieht über »Werkzeug« und »Linienbreite«.

Bild 2. Ein Teil der Menüs, die auch im Vektorteil aus allen Nähten platzen.
Bild 3. Viele Spezialfunktionen erleichtern die Zeichenarbeit.

Logos in beliebigen Größen

Beim Zeichnen der einzelnen Objekte muß man schon ein gewisse Vorstellung davon haben, was später herauskommen soll. In diesem Fall sollte sich die Idee der Linie auch optisch in der schräg fallenden Buchstabenhöhe wiederfinden. Ein anderer Gestaltungsaspekt ist der Punkt auf dem »i«. Da der Schriftzug mehrfach im Bild erscheint, bieten sich unterschiedliche Füllmuster an. Also zunächst die Objekte mehrfach kopieren und danach die i-Punkte verschieden füllen.

Um mehrere Objekte zu selektieren und als Einheit zu behandeln, verwenden Sie die Funktion »Bereich selektieren«. Spannen Sie dazu mit der Maus einen Rahmen auf, und alle darin befindlichen Objekte sind selektiert. Ein solcher »Block« läßt sich mit den Befehlen im Menü »Block« bequem weiterverarbeiten. Experimentieren Sie mit der Kopier- und der Drehfunktion. Es entwickelt sich schnell ein Gefühl dafür, wie die Objekte zu handhaben sind. Verwenden Sie hier auch die Funktionen zur Ausschnittveränderung. Über »Bild« und »ganze Seite« bzw. »Zoom Ausschnitt« schaffen Sie sich ausreichend Raum für die Plazierung.

Jetzt kommen die i-Punkte an die Reihe. Selektieren Sie einen der Punkte. Haben Sie alles in der oben beschriebenen Reihenfolge gemacht, bekommen Sie dabei Schwierigkeiten. Selbst beim Klick mitten auf den Punkt selektieren Sie nur das zuletzt gezeichnete »L«. Das ist aber nicht weiter tragisch. Entweder Sie bauen bereits von Anfang an die Zeichnung so auf, daß die größten Flächen unten liegen (vgl. Bild 1), oder Sie schieben die störende Fläche einfach beiseite. Ist ein Objekt selektiert und zeigt seinen Rahmen, sind die kleinen Flächen aktiv. Hier verschieben Sie beispielsweise die Höhe eines Objektes. Per Maus-»Griff« in die Mitte des Rahmens bewegen Sie ihn einfach zur Seite. Der aktuelle Status steht immer unten am Bildschirm.

Ist jetzt ein i-Punkt selektiert, wählen Sie unter »Block« den Befehl »Objekt Info«, und es erscheint die Dialogbox aus Bild 5. Hier läßt sich der Status jedes einzelnen Objekts erfragen und z.B. das Füllmuster ändern. Wählen Sie jetzt das erwünschte Muster, bestimmen diejenige der vier Ebenen, in denen das Objekt steht, und wählen die Füllart. Fertig ist der umgefärbte i-Punkt.

Ist der Schriftzug als Logo gedacht, muß er in den unterschiedlichsten Größen zur Verfügung stehen. Für die Visitenkarte anders als im Briefkopf oder auf der Werbetafel im Schaufenster. Selektieren Sie alle nötigen Objekte und wählen im Menü »Block« den Befehl »Skalieren«. Es stehen wieder drei Alternativen zur Auswahl. Am besten ist »beliebig« oder »proportional«. Sie bestimmen einen Bereich, den das Programm mit den selektierten Objekten genau ausfüllt. Experimentieren Sie mit den Einstellungen. Zum Schluß noch ein Tip: Manchmal baut MegaPaint beim Deselektieren die Zeichnung nicht mehr vollständig auf. Abhilfe: Ein Druck auf die Leertaste bringt sofort wieder alles in Ordnung.

Bild 4. Eine kleine Entwurfsarbeit. Der Schriftzug »Line« entstand aus wenigen Zeichenfunktionen.
Bild 5. Die Objekt-Info-Box: Hier lassen sich z.B. Füllmuster nachträglich ändern.

Wolfgang Klemme
Aus: TOS 06 / 1990, Seite 68

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