Professionelle Bildverarbeitung mit TmS Cranach

Bei der Informationsflut, der man heute ausgesetzt ist, sagt ein Bild mehr als tausend Worte - wenn die Botschaft, die es übermitteln soll, gut verpackt ist. Daher gewinnen Bilder beim Publizieren weiter an Wert. Dies gilt natürlich auch für Druckerzeugnisse, die per DTP das Licht der Welt erblicken.

Digitale Bildverarbeitung, lange stiefmütterlich behandelt, boomt zur Zeit. Das liegt zum einen an der heute sehr leistungsfähigen Hard- und Software, zum anderen an der jetzt hohen Qualität des Bildmaterials. Noch vor nicht allzulanger Zeit gab es auf dem ST nur gescannte Vorlagen in den zwei Graustufen weiß und schwarz. Farbscanner von heute liefern Ergebnisse in 256 Graustufen oder mit über 16 Millionen Farben. Doch was nützen diese Vorlagen, wenn keine Programme laufen, mit denen man diese Informationsflut weiterbearbeiten kann?

Die Regensburger Firma TmS gibt jedem ST-Besitzer, der sich der digitalen Bildverarbeitung und Retusche verschrieben hat, mit ihrem Programm »Cranach« ein Werkzeug in die Hand, das Bilder in Fotoqualität liefert. Für 369 Mark erhält der Käufer mit dem Programm ein umfangreiches deutschsprachiges Handbuch im DIN- A5-Format, das neben einer Erklärung der verschiedenen Bilddatenformate und Programmfunktionen auch die Grundlagen der digitalen Bildverarbeitung und ein ausführliches Tutorial enthält. Leider gehören die Drucker- und Scannertreiber, die man zur Steuerung seiner Hardware benötigt, nicht zum Lieferumfang. Die Druckertreiber schlagen also nochmals mit Preisen ab 129 Mark und jeder Scannertreiber mit 129 Mark zu Buche.

Nach dem Start erscheint der CranachDesktop mit seiner Menüleiste. Beim Einsatz des Monochrom-Monitors fragt Sie das Programm, ob es Speicherplatz für das Malprogramm »Toppaint« reservieren soll. Dieses läßt sich aus Cranach nachladen, um das gescannte Bild zu verändern. Danach übergibt es das geänderte Bild wieder an Cranach.

Im Datei-Menü legen Sie fest, welche Art von Bildern Sie laden möchten. Beim Laden unterstützt Cranach TIFF, IFF, zwei eigene Formate, Neochrome, Degas und Bitmap-Bilder. Cranach wandelt diese Formaten nach dem Laden in Bitmap-Bilder, Bilder in Grauton mit bis zu 8 Bit Tiefe und Farbbilder mit 24 Bit. Die Bildgröße ist nur durch den zur Verfügung stehenden Speicher beschränkt.

Die Funktionen »neuer Ordner«, »formatieren« und »Datei löschen« im Global-Menü bedürfen keiner weiteren Erklärung. Alle Scanner- und Druckertreiber sind aus dem eigentlichen Programm ausgelagert. Sie werden beim Booten als Accessories geladen und bei Bedarf aus dem Global-Menü angesprochen.

Im Fenster-Menü nehmen Sie verschiedene Einstellungen vor. Erfolgt die Darstellung von Grauton- oder Farbbildern im monochromen Modus, erscheint das Bild mittels eines als »Dithering« bezeichneten Verfahrens. Dabei rechnet Cranach die Farbinformationen in ein Punktemuster um, das verschiedene Helligkeitsstufen durch gerasterte Grauwerte darstellt. Das Programm beherrscht acht Ditherverfahren, die je nach Motiv und Ausgabegerät unterschiedliche Ergebnisse liefern.

Wenn man mit einem Bitmap-Bild arbeitet, stehen im Bitmap-Menü die wichtigsten Funktionen zur Manipulation des Bildes zur Verfügung. Die Funktion Umrisse ist ein Tool für einen Vektorteil, der in einer späteren Version implementiert wird. Sollten die gebotenen Funktionen Ihren Bedürfnissen nicht genügen, so läßt sich im monochromen Betrieb das Malprogramm Toppaint nachladen. Die Bitmap läßt sich zum einen als Maske in ein anderes Bild übernehmen oder in ein Farbbild wandeln, indem man jeden Bildpunkt in einen Farbpunkt konvertiert.

Farbbilder bearbeiten Sie im Menü »Editieren«. Dabei beachten alle Zeichenfunktionen wahlweise die Maske oder ein Farbintervall. Dies bedeutet, daß das Programm Bilder über das Farbintervall sehr einfach freistellt. Die vielfältigen Funktionen lassen eigentlich kaum Wünsche offen, denn mit ihnen gestalten Sie Ihre Vorlagen so, daß sie exakt Ihren Vorstellungen entsprechen.

Im Farbe-Menü findet sich eines der mächtigsten Werkzeuge von Cranach, die Funktion »CLUT<. CLUT ist die Abkürzung für Color-Look-UpTable. Cranach verwendet die CLUT bei allen Farbund Grautonbildern zu deren Darstellung auf Druckern und Bildschirmen. Verändert man die Helligkeit oder den Kontrast, so betrifft dies ausschließlich die CLUT und nicht das Bild. Dieses Verfahren erlaubt es, Änderungen sehr schnell vorzunehmen. Außerdem bleibt jede Änderung reversibel, da die Bilddaten nicht geändert werden. Die CLUT besteht aus drei Teilen zu je 255 Einträgen für die Grundfarben Rot, Grün und Blau. Selbstverständlich läßt sich jede Farbebene gesondert bearbeiten.

Mittels Farbtrennung teilt Cranach die Bilder in die vier Farben Rot, Grün, Blau und Schwarz und speichert diese Teilbilder als einzelne Dateien. Dadurch ist man in der Lage, Druckvorlagen zu erzeugen, denn beim Farbdruck benötigt die Druckerei für ein Bild vier Filme in den genannten Farben. Auf das Rastern hat man bei Cranach verzichtet, da die besten Ergebnisse entstehen, wenn diesen Arbeitsgang das jeweilige DTP-Programm übernimmt.

Für alle, denen Cranach noch zu wenig bietet: TmS arbeitet bereits an einer erweiterten Version »Cranach Studio«. Studio präsentiert sich mit einer anderen Benutzeroberfläche und verwaltet alle Daten virtuell. Dies bedeutet, daß nur noch durch die Kapazität der Festplatte die Bildgröße beschränkt ist. Auch ist der bereits erwähnte Vektorteil in Studio integriert und der Funktionsumfang weiter erhöht.

Es läßt sich feststellen, daß Cranach den ST in ein echtes digitales Farbbildlabor verwandelt, das überzeugende Ergebisse erzielt.

WERTUNG

Name: Cranach
Hersteller: TmS
Preis: 369 Mark
Stärken: * umfangreiche und ausgeklügelte Funktionen zur Bildmanipulation * Grautonvorlagen lassen sich nachträglich kolorieren
Schwächen: * Drucker- und Scannertreiber gehören nicht zum Lieferumfang
Fazit: Cranach ist ein Programm zur professionellen Bildverarbeitung und Retusche

TmS GmbH, Cranachweg 4, 8400 Regensburg


Ulrich Hofner
Aus: TOS 06 / 1990, Seite 30

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