Als vor ca. anderthalb Jahren Turbo-C 1.0 erschien, schlugen die Herzen der Programmierer höher. Endlich gab es einen C-Compiler, der in puncto Geschwindigkeit ebenso wie in puncto Bedienungsfreundlichkeit überzeugte. Nun schaltet Borland mit der neuen Version 2.0 einen Gang höher.
Ein Blick auf die beiden 900 Seiten dicken Handbücher läßt ahnen, welche Funktionsvielfalt in Turbo-C 2.0 steckt. Die Dokumentation führt den Einsteiger mit vielen Beispielen von der Installation bis zur Bedienung des Systems. Fortgeschrittene Programmierer erfahren im Referenzteil alles über die Funktionen und technischen Details des Systems.
Turbo-C besitzt eine integrierte Entwicklungsumgebung. Sie enthält den Texteditor, die Soforthilfe und den Projektmanager. Der Texteditor verfügt nur über elementare Funktionen wie Suchen und Ersetzen. Besonders komfortabel ist das Arbeiten mit der Maus und den Textblöcken. Über die Soforthilfe stehen dem Programmierer jederzeit kurze Referenzen über C-Befehle und Funktionen zur Verfügung.
Treten bei der Programmentwicklung Fehler auf, erscheint ein Fenster mit den entsprechenden Fehlermeldungen. Klicken Sie zweimal auf eine Fehlermeldung, so gelangen Sie sofort an die fehlerhafte Zeile im Quelltext.
Der Projektmanager des Turbo-C arbeitet ähnlich dem UNIX-Make. Die Projektdatei enthält die Namen aller zum Programm gehörenden C- und Assembler -Module. Der Manager prüft beim Erzeugen des Programmes anhand des Dateidatums, welche Module veraltet und deshalb neu zu compilieren sind.
Zur Fehlersuche steht dem geplagten Programmierer der Turbo-Debugger zur Seite. Er arbeitet sowohl auf Quelltext-, als auch auf Assembler-Ebene. Obwohl sich der Debugger äußerlich nicht von einer GEM-Anwendung unterscheidet, benutzt er ausschließlich eigene Routinen. Das hat den Vorteil, daß Sie auch Programme nach Fehlern durchsuchen können, die beispielsweise alle GEM-Fenster belegen. Außerdem arbeitet der Debugger selbst dann noch, wenn Teile des Betriebssystems verändert werden.
Der Debugger stellt den aktuellen Quelltext in einem Fenster dar. Klicken Sie mit der Maus links neben die erste Spalte einer Zeile, so setzen Sie einen einfachen Abbruchpunkt (Breakpoint). Starten Sie das Programm mit der »Run«-Funktion, so läuft es solange, bis es auf eine mit einem Breakpoint markierte Zeile stößt. Neben einfachen gibt es auch umstandsabhängige Breakpoints. Diese werden erst aktiv, sobald sich eine bestimmte Variable oder ein Speicherbereich verändert, ein Ausdruck wahr wird, oder die entsprechende Zeile eine bestimmte Anzahl von Durchläufen hinter sich hat.
Um die Ausführung Schritt für Schritt mitzuverfolgen, verwenden Sie die Trace-Funktion. In weiteren Fenstern sehen Sie Registerinhalte und Speicherbereiche als Hex- und Ascii-Dump oder disassembliert. Darüber-hinaus kennt der Debugger Watch-, Inspect-, View-, Modules-und Stack-Fenster. Das Watch-Fenster zeigt den Inhalt bestimmter Variablen und Strukturen an. Es gibt während der schrittweisen Ausführung ständig die aktuellen Inhalte wieder. Im View-Fenster listet Turbo-Debugger alle zur Zeit deklarierten Variablen und Funktionen auf.
Im Modules-Fenster finden Sie eine Liste aller Programmodule.
Ein Klick auf einen Modulnamen und ein weiteres Quelltextfenster öffnet sich. Source-Level-Debugging erster Sahne!
Das Turbo-C-Paket enthält noch ein weiteres Zuckerl: das Borland Graphic Interface, kurz BGI. Diese Bibliothek umfaßt alle wichtigen Grafikroutinen, wie Kreisziehen, Grafiktextausgabe, Verwalten von grafischen Objekten usw. Die Funktionsauf rufe sind im BGI auf allen Computern genormt, so daß sich etwa Programme von MS-DOS problemlos auf den ST portieren lassen.
Turbo-C 2.0 und der neue Turbo-Debugger haben sich in der Praxis hervorragend bewährt. Borland bietet Turbo-C 2.0 in zwei Ausführungen: Die einfache enthält den C-Compiler, das Ent wicklungspaket außerdem den Assembler und den Debugger.
Bezugsquelle: Borland Int, Lindwurmstr. 88, 8000 München 20, Tel. 089/779339
Produkt: Turbo-C 2.0
Hersteller: Borland International
Preis: Turbo-C 2.0 248,52 Mark, Entwicklungspaket Turbo-C 2.0 458,28 Mark
Stärken: □ umfangreiche Dokumentation □ integrierte Shell mit Soforthilfe und Projekt Manager □ sehr gute Code Optimierung □ leistungsfähiger Quell-Code-Debugger □ BGI-Treiber
Schwächen: □ kein Inline-Assembler □ kein Resource-Construction Kit
Fazit: Ein C-Compiler der sowohl dem Einsteiger als auch dem Profi vollkommen gerecht wird.
Umfang: ca. 900 Seiten
Spracheinführung: -
Installationsanleitung: ausführlich
Problemlösungen: ausführlich
Funktionserklärungen: ausführlich
Beispiele: viele
Zugänglichkeit: gut
Editor: in Entwicklungsumgebung integriert, in GEM eingebunden
Debugger: Source-Level-Debugger
Resource-Editor: -
Sonstiges: integrierte Shell Make, Bibliotheken-Manager, TurboAssembler
Standard: K&R, ANSI
Fehlerbehandlung: sehr komfortabel
Compile-Link-Vorgang: schnell (AG Bench 12.5 s)
Code-Optimierung: sehr gut (AG Bench 22 KB)
Auflösungen: Monochrom, Farbe Overscan und Großbildschirm
Benchmark AG 1.2 Turbo-C 2.0 Laser-C
Intmath short: 0.600 0.845
Intmath long 1.075 2.680
Realmath short: 12.410 20.995
Realmath long: 12 045 14 490
Triglog short: 11.285 13.905
Triglog long 11.165 13 495
For 0.565 0 820
Loop 0.565 0.970
Repeat 0.565 0.815
While: 0.565 0.815
ArrayAccess 0.665 1.175
RecordAccess 0.620 0.970
RecordArray: 0.280 0 530
WriteToFile: 14.195 31 345
ReadFromFile: 10 095 7.005
PassParameters 3.295 37.815
Pass Structures: 1 145 3.560
Conversions 8.295 3.315
Strings: 0.640 0 420
Dhrystone 1.1: 1634 853