Midi-Sequenzer Sweet Sixteen: Süße Sechzehn

Kompakt, preiswert und einfaches Handling sind die Stärken des britischen Sixteen-Track Sequenzers von 93 Roni Music.

Ganze elf Seiten stark ist der Umfang der deutschen Bedienungsanleitung. Spezialfunktionen, kompliziertes Beiwerk und den üblichen Midi-Schnick-Schnack überlassen die Sweet-Sixteen-Designer bewußt der Konkurrenz. Dennoch: nahezu alle musikalisch wichtige Möglichkeiten sind integriert. Dies beginnt bei der Auflösung: Mit 192 Ticks pro Viertelnote (PPQ) bewegt sich das Programm in der Spitzengruppe. Auf ein eigenes, aufwendiges Betriebssystem haben die Entwickler freilich verzichtet. Sweet Sixteen nutzt die originale Atari-Oberfläche GEM und läßt sich alternativ mit Maus oder Tastatur bedienen.

Der Sequenzer verfügt über drei Betriebsmodi: Song-, Pattern-, oder Edit-Modus. Aufgenommen wird im Pattern-Modus. Hier lassen sich Tempo, Taktart und der Groove (!) einstellen. Dieser Groove-Parameter gibt an, in welcher Form Viertel- bzw. Achtelnoten unterteilt werden. Bei einem Disco-Songs empfiehlt der Entwickler den Groove-Parameter auf 16, bei Afro-Beats auf 12, bei Hip Hop Grooves auf 24 einzustellen. Die aufgezeichneten Midi-Events rasten natürlich nicht wirklich auf diese grobe Unterteilung ein, nur die Darstellung der Noten wird verändert. Auf grafische Editoren wurde weitgehend verzichtet. Lediglich ein Listeneditor gibt Aufschluß über die aufgezeichneten Daten.

Sweet Sixteen: Listeneditor und Arrange-Liste

Ein Klick auf die Record-Taste startet eine Aufnahme. Trotz des eintaktigen Vorzählers kann sofort mit dem Spielen begonnen werden. Sweet Sixteen kann zu jeder Zeit - auch während des Vorzählers -aufzeichnen. Allerdings startet die Wiedergabe immer bei Takt 1, so daß Auftakte, die während des Vorzählers eingespielt wurden, normalerweise abgeschnitten werden. Im Song-Modus läßt sich der Zähler allerdings auch weiter zurückstellen. Außerdem verfügt das Programm über eine Preroll-Funktion (Pre-Delay). Jedes der möglichen 16 Pattern verfügt über 16 Tracks. Eine Spur kann dabei gleichzeitig auf mehreren Midikanälen senden. Ein Klick auf das VU-Meter schaltet die entsprechende Spur stumm. Ist eine Aufnahme rhythmisch unbefriedigend, läßt sich das Timing eventuell

mit der Quantisierungs-Funktion retten. Wie auch bei Sequenzern üblich, ist diese Korrektur reversibel. Da das Material beim Quantisieren meist steril und mechanisch klingt, wurde auch eine Human Quantize-Funktion integriert. Hier lassen sich allerdings lediglich Prozentwerte zwischen 0 und 100 eingeben. Der Wert bestimmt, wie stark leichte Zählzeiten nach hinten verschoben werden. Eine individuelle Behandlung der einzelnen Noten kann hier nicht realisiert werden.

Im Edit-Modus können Noten auch im Einzelschritt-Verfahren eingefügt werden. Dargestellt werden im Editor Noten, Programmwechsel, Pitchbend sowie Controllerdaten. Um die Übersicht zu behalten, lassen sich hier auch bestimmte Gruppen ausfiltern. Auch können Events beliebig in eine andere Art umgewandelt werden. Noten werden wie bei den ersten Sequenzerprogrammen mit Note-On-und Note-Off-Befehlen statt Note-On und Notendauer aufgezeichnet. Nachteil: Notenhänger.

Wem die "16 Midikanäle des Atari nicht reichen, der kann seine Anlage mit dem Midi Expander Midi 16+ um einen zweiten Port mit weitere 16 Kanäle erweitern. (ua)

Vertrieb: MCS Midi&Computer Systeme, Baroper Bahnhof Str. 53, 4600 Dortmund 50

WERTUNG

Midi 16*

Hersteller: MCS Midi&Computer Systeme
Preis: 89 Mark

Vorteile: Erweiterung von 16 auf 32, kompatibel mit Steinberg, C-Lab, Emagic-Software

Einschränkungen: kein echtes Groove-Design, einfacher Editor, keine Grid-Darstellung, Kopierschutz

WERTUNG

Sweet Sixteen

Hersteller: 93 Roni Music
Preis: 119 Mark

Vorteile: Kompakt, hohe Auflösung, preiswert, einfaches Handling

Einschränkungen: kein echtes Groove-Design, einfacher Editor, keine Grid-Darstellung, Kopierschutz


Manfred Neumayer
Aus: ST-Magazin 08 / 1993, Seite 28

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