Grafikerweiterung Blow Up 030: Entfesselte Bildschirmränder

Immer mehr speziell auf den »Falcon 030« ab gestimmte Produkte kommen auf den Markt. Wir haben die »Blow Up 030«-Erweiterungen der Acher, Eberl, Seibert GbR angesehen.

Die komfortable Einstellsoftware von Blow Up

Nachdem wir im Juli über die Falcon-Auflösungserweiterung »Screenblaster« von »Overscan« berichteten, stellen wir Ihnen nun weitere Möglichkeiten vor, wie Sie die darstellbare Bildschirmfläche von Ataris Raubvogel in die Höhe treiben können. Es handelt sich um »Blow Up 030« der »Acher, Eberl, Seibert GbR«, das in drei Ausführungen angeboten wird. Während die günstigste Version eine reine Software-Lösung ist, gehören zu den beiden leistungsfähigeren Ausführungen jeweils ein Zwischenstecker, der an den Monitorausgang des Rechners vor dem Monitor-Adapter angeschlossen wird, sowie ein von dem Stecker ausgehendes Kabel, das mit einer Joystick-Buchse zu verbinden ist. Ein Pluspunkt für Käufer der preiswerten Software-Version: Wenn Sie ein Upgrade auf eine der Hardware-Ausführungen erwerben, können Sie die neue Erweiterung genauso konfigurieren, wie Sie es bisher gewohnt waren — die Oberfläche der Software aller Versionen ist identisch.

Die Installation der Treibersoftware ist einfach. Wenn Sie Blow Up direkt vom Hersteller bezogen haben, ist sie bereits auf Ihren Namen registriert. Andernfalls benutzen Sie das mitgelieferte Installationsprogramm, um die Registrierung vorzunehmen und die zum Betrieb benötigten Dateien automatisch in das von Ihnen gewählte Verzeichnis kopieren zu lassen. Nun müssen Sie das Blow Up-Konfigurationsprogramm aufrufen. Es erscheint eine Dialogbox, in der sich an zentraler Stelle fünf Buttons für die verschiedenen anschließbaren Monitortypen befinden: »TV«, »SM 124«, »VGA«, »SVGA« und »MS« (Multiscan). Haben Sie einen Fernseher oder den Atari-Monochrommonitor SM 124 (bzw. einen kompatiblen) angeschlossen, wird dies erkannt, so daß die anderen Buttons nicht anwählbar sind. Wenn Sie einen anderen Monitor benutzen, sollten Sie den Monitortyp entsprechend selektieren. Dies dient Ihrer Sicherheit, da verhindert wird, daß Sie Werte einstellen, die Ihren Bildschirm zerstören könnten. Das mitgelieferte, 25-seitige Anleitungsheft warnt löblicherweise an mehreren Stellen ausdrücklich vor Schäden, die nach leichtsinnigem Anwählen des Multiscan-Buttons bei Festfrequenz-Monitoren entstehen könnten.

Heranpirschen ans Maximum

Die Selektion von »MS« ermöglicht das Verändern der Bildschirmauflösung und der anderen Parameter in Echtzeit, so daß Sie ohne Neustart des Falcon überprüfen können, wie sich die Einstellungen auswirken. Es ist sinnvoll, jetzt den »LOAD CONF«-Button anzuklicken, worauf Ihnen eine Palette voreingestellter Auflösungen präsentiert wird. Neben der horizontalen und vertikalen Pixelanzahl erkennen Sie für jede der Voreinstellungen auch die V- und H-Frequenzen, sowie, für welche Farbmodi sie geeignet sind. Die wichtigste Information ist allerdings der angegebene Monitor-Typ. Ist ein VGA-Monitor an Ihrem Falcon angeschlossen, sollten Sie nur die als für VGA geeignet markierten Modi wählen. Nachdem Sie eine Auflösung selektiert haben, können Sie die Dialogbox verlassen. Ist der Button »MS« selektiert, wird der eingestellte Modus nun auf dem Bildschirm angezeigt. Da außer an den Hardware-Parametern keine Umstellungen durch das Konfigurationsprogramm vorgenommen werden, erscheinen im erweiterten Bereich rechts Teile des Bildes gespiegelt. Bei erhöhter vertikaler Auflösung sehen Sie am unteren Bildschirmrand außerdem wirre Pixel, die nicht initialisierte Speicherbereiche abbilden. Erst nach dem Speichern der Parameter und erneutem Booten werden diese auch durch das Betriebssystem angesprochen. Schon jetzt können Sie aber beurteilen, ob Ihr Monitor sich auf die eingestellten Frequenzen synchronisieren kann. Wird kein oder nur ein verzerrtes Bild dargestellt, erreichen Sie per Return- oder Enter-Taste eine Undo-Funktion, die die Bildschirmparameter wieder auf die ehemaligen Werte zurückstellt. So ist die Gefahr der Beschädigung Ihres Monitors eindämmbar. Mithilfe der Schieber, die Synchron-Signale repräsentieren, und jener für die vertikale und horitontale Auflösung können Sie den Feinabgleich der Parameter für Ihren Monitor, ausgehend von dem voreingestellten Modus, vornehmen. Oft läßt sich auf diese Weise noch eine Erhöhung der Auflösung oder eine augenschonende höhere Frequenz einstellen.

Calamus in der Auflösung 960 x 640 in 16 Farben

Wenn Sie angegeben haben, einen VGA-Monitor zu benutzen und Ihre Einstellungen sichern möchten, überprüft das Konfigurationsprogramm zunächst, ob sich die vorgenommenen Änderungen innerhalb der Spezifikationen für Ihren Monitor bewegen. Ist dies nicht der Fall, verweigert die Applikation zum Schutz des Bildschirms das Speichern. Die Anwahl des »Interlaced«-Buttons verdoppelt die vertikale Auflösung. Auf gewöhnlichen VGA-Monitoren, bei denen die Bildwiederholrate 60 Hz nicht wesentlich übersteigen darf, führt das Interlace-Verfahren jedoch zu starkem Flimmern des Bildes. Mit der reinen Software-Version von Blow Up erreichten wir auf dem Atari VGA-Monitor »PTC 1426« eine gut anzuschauende Auflösung von 896 x 544 (non-interlaced) bei einer Wiederholrate von 53.4 Hz in bis zu 256 Farben. Im True Color-Modus halbiert sich die Auflösung auf immer noch sehenswerte 448 x 544 Pixel. Sie können im Konfigurationsprogramm die Auflösungen für die verschiedenen Farbmodi Speichern. Nach jedem Auflösungswechsel werden dann die speziell eingestellten Werte aktiviert. Sollten Ihnen die erzielbaren Auflösungen noch immer nicht reichen, können Sie die eingebaute virtuelle Erweiterung aktivieren, die mehr als 5000 x 5000 Pixel betragen darf. Der sichtbare Bildschirmausschnitt wird dann, wie bei ähnlichen Programmen, beim Bewegen der Maus in Richtung des Bildschirmrands verschoben. Bei Benutzung dieser Funktion in bestimmten Auflösungen bemerkten wir des öfteren für Bruchteile einer Sekunde während des Verschiebens der Maus auftretende »Geisterbilder« anderer Teile des (logischen) Bildschirms. Durch Feinabgleich der Bildschirmparameter konnten diese zum Verschwinden gebracht werden.

TT-Hoch in 16 Farben

Die Stecker, in denen sich die beiden Hardware-Versionen von Blow Up befinden, sind identisch. Sie müssen also für rund sechs Zentimeter mehr Freiraum an der Rückseite Ihres Fal-con sorgen. Von der günstigeren Version gehen zwei Kabel aus. Eines wird an den Joystick-Port neben der Maus angeschlossen. Falls Sie den Joystick-Anschluß, beispielsweise für Spiele, benötigen, können Sie den Joystick einfach mit dem Stecker des zweiten Kabels der Blow Up verbinden. Der Unterschied zur reinen Software-Version besteht in dem generierten Pixel-Takt (Clock) von 48 MHz statt der Nutzung der internen 25 und 32 MHz-Takte. Dadurch können Sie höhere horizontale Auflösungen erzielen, ohne daß die Bildwiederholfrequenz unangenehm niedrig wird, oder bei gleichbleibender Auflösung die Wiederholrate steigern. Bereits mit der einfacheren Hardware-Lösung ist es möglich, die hohe Auflösung des TT (1280 x 960) darzustellen - und zwar mit 16 Farben! Hierzu w ird der Interlace-Modus bemüht, und die vertikale Frequenz liegt bei 67 bis 69 Hz.

Monitor X y Interface Clock
VGA 880 480 32.0
VGA 1120 960i 40.3
VGA 1152 912i 41.0
SM 124 640 480 32.0
SM 124 896 480 41.5
SM124 896 480 41.5
SVGA 800 608 36.0
MSI 960 608i 32.0
MS2 640 480 32.0
MS2 640 480 40.0
MS2 640 960i 32.0
MS2 640 960i 40.0
MSI 736 544i 32.0
MSI 736 544 32.0
MSI 800 608i 32.0
MS2 800 608 49.7
MSI 880 608 49.7
MS2 960 720i 49.7
MS2 1024 768i 49.7
MSI 1024 768i 44.0
MSI 1152 832i 49.7
MSI 1280 960i 49.7
MSI 1280 1024i 49.7

Die voreingestellten Parameter der Blow Up

Das Accessory zum Zu- und abschalten in verschiedenen Auflösungen

»Blow Up 030 Hard II« setzt noch einen drauf. Hier können Sie den Pixel-Takt frei einstellen, um den größten gemeinsamen Nenner Ihres Monitors und des Falcon auszuloten. Vor allem die Vielfarb-Modi des Falcon profitieren davon. In True Color sind beispielsweise 480 x 480 Pixel bei einer Bildwiederholrate von 61 Hz (non-interlaced) drin. Einziger Nachteil dieser Blow Up-Version: eine der Buchsen für erweiterte Joysticks und Paddle wird von der Erweiterung belegt. Mit der Hard II-Version bekommen zwei Elemente des Konfigurationsprogramms eine Funktion: Der Schieber für die Pixelfrequenz und der Button »CRITICAL«. Letzterer findet Anwendung bei Horizontalfrequenzen unterhalb der 30 kHz-Marke. Viele Multiscan-Monitore können sich, entgegen den Hersteller-Angaben, auch auf niedrigere Frequenzen als 30 kHz einschwingen. Bereits im Konfigurationsprogramm können Sie testen, ob Ihr Monitor bestimmte Horizontalfrequenzen verkraftet. Häufig ist dazu jedoch eine langsame, schrittweise Senkung der Frequenz nötig. Und genau das passiert beim Booten, wenn die CRITI-CAL-Option selektiert ist. Mit 30 kHz beginnend wird die Frequenz bis auf den gewünschten Wert heruntergefahren.

Tips, Tricks und Kniffe inklusive

Das mitgelieferte Accessory erlaubt Ihnen, für die verschiedenen Farbauflösungen des Falcon die Auflösungserweiterung durch Blow Up einzeln zu aktivieren oder auszuschalten. Darüber hinaus können Sie hier zwischen den zwei für jeden Farbmodus speicherbaren Auflösungen wählen. Die Kompatibilitäts-Modi sind weiterhin unverändert, so daß auch unsauber programmierte Applikationen nicht durch die Erweiterung behindert werden. Mithilfe des Anleitungshefts ist es kein Problem, die verschiedenen Versionen in den Griff zu bekommen. Neben den bereits erwähnten Warnungen vor Mißgriffen bei der Monitor-Auswahl erklärt Ihnen die Anleitung auch einige Zusammenhänge zwischen verschiedenen Parameter und gibt Ihnen Tips zur Konfiguration an die Hand.

Die Blow Up 030-Reihe besticht durch ihre günstigen Preise und ihre Flexibilität bei der optimalen Anpassung des Monitors, für die Sie allerdings etwas Geduld und Feingefühl benötigen. Für Besitzer eines Festfrequenz-Monitors reicht in den meisten Fällen die für 29 Mark angebotene Software-Version aus. Benutzen Sie einen Multiscan-Monitor, können Sie mit den Hardware-Versionen noch mehr aus ihm rausholen. Zum Tuning der buntesten Falcon-Modi (256 Farben und True Color) empfiehlt sich das Flaggschiff »Hard II«. (uw)

Acher, Eberl, Seibert GbR, Eslamer Straße 34, 81549 München

(eingeschränkte Demo-Version gegen Scheck in Höhe von DM 10 oder Schein erhältlich — wird angerechnet) Wir bedanken uns bei der Firma BASIS COMPUTER SYSTEME GmbH, Münster, für einen Test-Falcon030.

WERTUNG

Blow Up 030

Hersteller: Acher, Eberl, Seibert GbR

Preise: Software-Version: 29 Mark

Hardware I: 99 Mark
Hardware II: 129 Mark
Upgrade Soft auf Hard I: 80 Mark oder
Hard II: 110 Mark

Stärken: sehr günstig (besonders Software-Version), einfache Installation, flexible Einstellung (besonders Hardware II)

Einschränkungen: Softwareversion kann prinzipbedingt Multiscan-Monitore nicht ausreizen

Fazit: Preiswerte, leistungsfähige Grafik-Erweiterung für den Falcon, sehr empfehlenswert


Patrick G. Dubbrow
Aus: ST-Magazin 08 / 1993, Seite 24

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