Lange dümpelte das BTX-System vor sich hin. Die optimistischen Voraussagen der Telekom wurden nie Realität. Jetzt soll sich alles ändern. Was ist neu außer der Bezeichnung Datex-J?
Die Geschichte des BTX-Systems ist mit Pleiten und Pannen gespickt.« Seit den ersten Feldversuchen im Jahr 1980 mußten die Prognosen über die Teilnehmerzahlen immer wieder nach unten korrigiert werden. Die hohen Kosten für Endgeräte und Anschluß an das System schreckten viele ab.
Hätte sich die Bundespost nur ein Beispiel an Frankreich genommen: Dort können die Fernsprechteilnehmer zwischen dem herkömmlichen Telefonbuch und einem kostenlosen Gerät für die französische Bildschirmtext-Version wählen. Diese Art der Distribution führte zu einer hohen Akzeptanz bei den Verbrauchern, so daß das System bei unserem Nachbarn fest etabliert ist.
Seit Anfang des Jahres versucht die deutsche Telekom gleich mit mehreren Maßnahmen, zahlende Kunden für BTX zu gewinnen. Zunächst wurde der Gastzugang quasi abgeschafft. Er ermöglichte es Modembesitzern bisher, ohne monatliche Grundgebühren ihre Kontoführung vom Wohnzimmersessel aus zu erledigen oder Informationen verschiedenster Art, beispielsweise Fahrplanauskünfte der Bahn, aus dem Zentralrechner zu ziehen. Nun bekommen Sie als BTX Gast ohne Kennung lediglich eine wechselnde, kleine Auswahl weniger Anbieter präsentiert. Nur an öffentlichen BTX-Terminals, die in größeren Postämtern und Bahnhöfen stehen, ist der Gast-Zugang noch uneingeschränkt möglich.
Ebenfalls seit Januar hat die Umstellung des BTX-Systems auf die neue Datex-J-Technik begonnen. Das bedeutet im wesentlichen die Einrichtung einer einheitlichen Anwahlnummer für alle Geschwindigkeiten bis 2400 Baud (01910) und die Möglichkeit, mit einem normalen VT100-fähigen Terminalprogramm BTX - welches nur noch ein Untersystem des Datex-J ist - nutzen zu können. Bis in allen Orten der Bundesrepublik die Umstellung auf die neue Technik vollzogen ist, werden jedoch noch einige Monate vergehen. Den voraussichtlichen Termin, ab dem Sie Datex-J unter der einheitlichen Rufnummer zum Ortstarif erreichen können, erfahren Sie im BTX auf der Leitseite 72.
Geändert haben sich auch die unterschiedlichen Gebühren für die BTX-Benutzung. Während die monatliche Grundgebühr weiterhin 8 Mark beträgt, kostet das Versenden persönlicher Nachrichten nur noch 30 statt bisher 40 Pfennig. Neu ist der zusätzlich zu den normalen Telefongebühren anfallende Betrag von 6 Pfennig pro Online-Minute (abends 2 Pf./Min.). Wenn Sie noch keine BTX-Kennung besitzen, wird es Sie freuen, daß die Erteilung nun nur noch 50 statt vormals 65 Mark kostet. Allerdings können Sie sich das Geld wahrscheinlich sparen: viele Unternehmen, vor allem Banken, bieten ihren Kunden den kostenlosen Einstieg in BTX an: Belege müssen dann nicht nochmal abgetippt werden. Bei der Postbank werden BTX-Buchungen nur noch als halbe Buchungen berechnet, so daß Sie die doppelte Anzahl von Buchungen fürs gleiche Geld machen können.
Wußten Sie schon, daß auch Atari im BTX mit einem eigenen Programm vertreten ist? Nachdem längere Zeit kaum ein Menüpunkt anwählbar war, verspricht die Leitseite nun eine Überarbeitung des Angebots. Schauen Sie mal unter *Atari# nach - vielleicht gibt’s was neues.
Für den preisgünstigen Einstieg in BTX bietet sich »MultiTerm Mini« von der Firma TKR an. Es ist gleichzeitig Shareware (20 Mark) und Demoversion von »MultiTerm professional«, der gewerblich vertriebenen Vollversion. Daher unterliegt es einigen Einschränkungen. Während es noch zu verschmerzen ist, daß Sie Ihre Zugangskennung nicht abspeichern können und daher auf das automatische Einloggen verzichten müssen, findet das Fehlen einer Funktion zum Abspeichern der aktuellen BTX-Seite als Text kein Verständnis - zumal dies in der vorhergehenden MultiTerm-Mini-Version noch möglich war. Der angebotene Export ins Clipboard ist nur ein schwacher Trost dafür. Immerhin: Sie können BTX-Seiten mit dem Programm drucken.
MultiTerm Mini läuft auf allen Rechnern der 68000er-Linie, inklusive dem Falcon 030. TT-Benutzer wird erfreuen, daß es nun auch die seriellen Ports Modem2 und Serial2 unterstützt. Auch mit MultiTOS hat es keine Schwierigkeiten. Sie können bei Bedarf die Menüs des Programms in das Darstellungsfenster des BTX-Bildes verlegen. Die Darstellung in der TT-Farbauflösung kommt sehr nahe an das Original heran. Die Software setzt die 16 zur Verfügung stehenden Farben so geschickt ein, daß kaum ein Unterschied zu den offiziellen Farb-Terminals zu sehen ist. In Monochrom-Modi können Sie sich das Bild wahlweise in Graustufen anzeigen lassen. Die Anleitung zu MultiTerm Mini - sie liegt als Datei bei - ist recht umfangreich und geht auch auf die Tücken des BTX-Systems und alles, was der Einsteiger vor dem Loslegen wissen muß, ein. Wenn Sie BTX nur gelegentlich benutzen oder nur wenige Seiten aufrufen, leistet Ihnen das Programm, abgesehen von dem ärgerlichen Fehlen der Speicherfunktion, gute Dienste. Brauchen Sie mehr Komfort, sollten Sie den Umstieg auf Multi-Term professional erwägen.
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MultiTerm Mini erhalten Sie in der TKR-Mailbox, Kiel und in vielen Mailboxen des MausNet, u. a. MAUS Münster 2.
TKR GmbH & Co. KG, Stadtparkweg 2, 2300 Kiel 1, BTX *TKR#