Aktuelles aus dem Ausland

Die CeBIT wirft ihre Schatten voraus: Dort muß Atari zeigen, ob der Falcon, in größeren Stückzahlen, und die lang erwarteten Softwarepakete geliefert werden können.

Atari Works: alles was man so braucht

Wie Bob Brodie in einer weiteren Online-Konferenz bekannt gab, sind die Produktionsprobleme beim Falcon »030« mit dem neuen Produzenten gelöst. Die Ausfallrate liegt mit 0,5 % weit unter dem Erwarteten. Damit bestätigt sich auch der Liefertermin des Falcon in den Staaten Ende März. Durch diese Verzögerung werden jetzt alle Einheiten sofort mit »MultiTOS« ausgerüstet; daher ist keine spätere Nachrüstung nötig. Auch MultiTOS ist mittlerweile in der Version 1.0 fertiggestellt und soll zusammen mit »Atari Works«, das bald erscheint, inclusive dem »SpeedoGDOS« dem Falcon 030 beigelegt. SpeedoGDOS wird folgende Drucker unterstützen: Atari Laser printer, SMM-804, Canon Bubble Jet lOe, Epson FX-80, Epson LQ-570, HP PaintJet, DeskJet 500, HP LaserJet, NEC P Series, Okimate 20, Star NB24-15, Star NX-1000 und STraight Fax. Trotz dieses neuen Falcons bleibt der »TT 030« aber weiterhin Ataris Flaggschiff und ist auch weiter erhältlich.

Wieder einmal machte Bob Werbung für seine Meinung über Verteilung des neuen MultiTOS (ST-Magazin 4/93). Scheinbar ist man sich in den Führungsetagen bei Atari noch nicht einig geworden.

Eine andere gute Nachricht wird Besitzer eines Atari-Lasers interessieren: Atari befindet sich z.Zt. in Verhandlungen mit einem Drittanbieter, um einen neuen Adapter zum Anschluß der SLM-Laser-Serie an die SCSI2-Schnitt-stelle des Falcon anbieten zu können.

Auch wird Atari demnächst Konkurrenten bei den RAM-Erweiterungen für den Falcon bekommen. Drittanbieter äußerten Pläne, Falcon-RAM-Erweiterungen zu entwickeln. Dabei wird es sich aber auch um die bekannten SMD-Erweiterungen in den Größen 4 und 14(16) MB handeln, da im Falcon für Erweiterungen auf SIMMs-Basis nicht genügend Platz vorhanden ist.

Bob stellte das neue Atari Works und einige der Features des indischen Autors Pradip K. Fatehpuria in faszinierenden Worten dar. Es besitzt alle Funktionen, die man zur alltäglichen Arbeit benötigt und läuft in allen Videomodi, die 80 Zeichen pro Zeile unterstützen, also allen Auflösungen ab 640 x 200 Punkten. Die größte Energie bei der Entwicklung wurde allerdings in die Fähigkeiten der Textverarbeitung gesteckt, da dort — so Bob — das hauptsächliche Einsatzgebiet für Computer zu Hause liegt. So unterstützt Atari Works mehrfache Dokumente, vollen CUT- and PASTE-Support zwischen Dokumenten und anderen Funktionsmodulen, die wichtigsten Setzungsarten wie Links-, Rechts-, Block-und Proportionalsatz und es kann GEM-Metafile-Graphikdateien in die Dokumente einlesen. Die Möglichkeit, andere Graphikformate wie IMG-Dateien zu importieren, soll in einem späteren Release eingebaut werden. Wie schon in der letzten Ausgabe beschrieben, besitzt Atari Works vollen SpeedoGDOS-Support, was natürlich bedeutet, daß es frei scalierbare Outline-Fonts mit skalierbarer Fontgröße und allen anderen bekannten Features wie Fettdruck, Kursivdruck, Unterstreichen, hoch- und tiefgestellte Schrift sowie Fußnoten und Kopfzeilen unterstützt. Selbst ohne SpeedoGDOS kann Atari Works als nicht-skalierbares Textverarbeitungssystem eingesetzt werden und die Module laufen trotz fehlendem MultiTOS parallel nebeneinander. Atari Works besitzt sowohl ein Wörterbuch, das schon von »Word Up« und »Word Flair II« her bekannt ist, als auch einen Thesaurus, die block- oder dokumentweit arbeiten können. Viele Funktionen sind über Icons im oberen Teil des Textfensters zu finden und damit gut erreichbar. Wie man in der Abbildung erkennen kann, werden die Sonderfunktionen in kleinen Randicons festgehalten, mit denen man z.B. auf Rechnern mit DMA-Sound-Hardware Soundeinlagen (.AVR-Datei-en) abspielen kann. Diese Sonderfunktionen, unter die natürlich auch Formatänderungen fallen, werden durch leicht verständliche Icons — z.B. bei den Soundstücken durch einen kleinen Lautsprecher am linken Rand — gekennzeichnet.

Damit kann Atari Works zwar nicht mit DTP-Programmen wie »Calamus« oder »PageStream« konkurrieren, aber das war auch nicht die Intention des Programmautors. Vielmehr wollte er ein kompaktes und leicht zu bedienendes System anbieten, mit dem man trotzdem vernünftigen Output erstellen kann.

Eine besondere Funktion in Atari Works: die Brieffunktion zusammen mit dem Database-Modul, bei der sich mit sehr intuitiver Steuerung die alltägliche Last des Briefeschreibens erledigen läßt. Es ermöglicht das komfortable Lesen der Briefe und beim Editieren und Textverschieben erkennt Works, an welchen Stellen noch Raum vonnöten ist und ihn gegebenenfalls dort einsetzen. Außerdem gibt es noch weitere Textbearbeitungsfeatures, die das Texthandling erleichtern sollen.

Da diese Funktionen zusammen mit dem Text auch auf Diskette gespeichert werden müssen, hat Atari ein neues Textformat in Atari Works eingebunden. Dabei hat man auf Bekanntes zurückgegriffen und das vom »Microsoft Word« benutzte »Rieh Text Format« implementiert, was natürlich den Daten- und Textaustausch mit PCs und Macs erleichtern wird.

Bezüglich des Datentransfer zwischen den einzelnen Modulen, wird dieser größtenteils über das Clipboard laufen; es sei denn, es geht um größere Aufstellungen oder besonders formatierte Listen aus dem Datenbankteil. Diese werden als GEM-Metafile-Datei im Datenbankmodul gespeichert und im Textverarbeitungsmodul in das Dokument eingesetzt.

Das Kalkulationsmodul ist schlicht, aber funktionell gehalten und sollte nicht als Konkurrenzprodukt zu bereits existierenden Kalkulationsprogrammen wie LDW Power gesehen werden. Vielmehr ist es eine leichte und einfache Möglichkeit, Graphiken und Analysen, z.B. seiner eigenen Finanzen o.ä., zu erstellen. Die Portierung ist übrigens »Excel«-Kommando-kompatibel, kann aber leider noch nicht Excel-kompatible Files lesen.

Bisher steht der Einzelpreis für das Paket Atari Works/SpeedoGDOS noch nicht fest, aber er wird sich sicher an den Preisen für Works-Implementationen anderer Rechnerplattformen orientieren. Bill Rehbock — der Produktmanager für Atari Works — gab mittlerweile den ungefähren Rahmen für die Preisgestaltung bekannt: Bisher geplant sind 60 US$ für das SpeedoGDOS, bei dem 14 BitStream-Fonts enthalten sein werden und einen Paketpreis von 120 US$ für Atari Works und SpeedoGDOS zusammen.

Atari Works, so wie es jetzt angeboten wird, ist voll funktionstüchtig, befindet sich aber weiterhin in der Entwicklung. So sollen in Zukunft die Import-Fähigkeiten erweitert werden und ein DFÜ-Modul hinzukommen. Wie das aussehen soll, ist noch nicht bekannt, aber es soll auf jeden Fall die üblichen Funktionen besitzen, Faxe versenden können und das in der Entwicklung befindliche DSPport-Modem unterstützen. (uw)

# Frisch aus dem Ticker

• »NeXT« stoppt die Produktion ihrer Workstations. Nachdem schon viele Gerüchte um den Untergang von NeXT bekannt wurden, ist es nun amtlich. Die Firma will sich mehr auf die Entwicklung des »NeXTStep« Softwarepaket konzentrieren. Z. Zt. verhandeln sie mit der »Canon Inc.«, um den Hardwarebereich zu übernehmen. Canon hat schon $165 Mill. in NeXT investiert und besitzt damit 17.9% des Firmenkapitals. Canon verkauft seit längerem NeXT-Computer in Japan. Im letzten Jahr hat NeXT ungefähr 69300 Workstations verkaufen können, während der Marktführer »Sun« 217000 Stück absetzen konnte.

• »Hitachi Europa Ltd.«

gibt einen großen Durchbruch in der Speichertechnik bekannt. Dabei handelt es sich um einen »Ein-Elektronen-Speicher«, der von einer Gruppe von Wissenschaftlern (unterstützt von Hitachi) und britischen Forschem seit 1989 entwickelt wurde. Diese Technik könnte in Zukunft zu völlig neuartigen Speicherchips fuhren, die sowenig Leistung verbrauchen, daß selbst Laptops mit großem Speicher (1GB) ausgerüstet werden können.

• Japanische Massenproduktion von 16MB-DRAMs angekündigt: Einige japanische Chiphersteller, darunter »Fujitsu« und »Toshiba«, haben Pläne zur kommerziellen Massenproduktion von 16 MB-DRAMs angekündigt.

• LCD-Technik: Tomiki Ikeda, ein Professor am Tokioter Institut für Technologie, gab einen Durchbruch im Design von Flüssigkristallanzeigen bekannt. Dabei handelt es sich um laserbetriebene LCD-Anzeigen, dessen Technik es ermöglicht, größere und günstigere Anzeigen als bisher zu produzieren. Einfach gesagt ermöglicht Ikedas Technologie, daß die Moleküle in dem LCD-Bildschirm durch den Gebrauch des Lasers wesentlich schneller auf elektrische Veränderungen reagieren. Dies fuhrt zu höheren Bildwiederholungsraten auf den Anzeigen und damit zu ruhigeren und schnelleren Bildschirmen.

• »Seagate Technology« beliefert die »Motorola Computer Group« mit großen Stückzahlen an 1,2 GB 3,5” Festplatten (»ST11200N«). Diese Platte zeichnet sich durch ein schnelles SCSI-2 Interface und eine hohe Umdrehungszahl des Motors von 5400 UpM aus. Dadurch sind Übertragungsraten von mehr als 4MB pro Sekunde möglich (intern 10MB).

• Zum Schmunzeln: Nordamerika gehen die Telefonnummern aus. 1947 wurde dort in einem »North American Numbering Plan« der Telefonfirmen eine Milliarde Telefonnummern für 144 Bereiche reserviert und es ist abzusehen, daß bis Ende 1995 in 14 Bezirken keine Nummern mehr zur Verfügung stehen. Ende März wollen sich die Vertreter der betroffenen Telefongesellschaften treffen, um einen neuen Plan mit 640 neuen Bezirken und 5 Milliarden Nummern entwerfen. Dies führt aber auch dazu, daß die Anrufer — selbst in den Regionalzonen — zehnstellige Telefonnummern wählen müssen.


Ralf Czekalla
Aus: ST-Magazin 04 / 1993, Seite 92

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