HP Laserjet 4: Hoch aufgelöst zum Sonderpreis

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch Hewlett-Packard einen 600-dpi-Laser anbietet. Verwunderlich und angenehm zugleich ist aber der Preis des »HP Laserjet 4«.

Es war klar, daß das Ende des »dpi-Liedes« noch lange nicht bei der 300-dpi-Strophe zu Ende war. »IBM« und »QMS« machten es vor, etablierten die ersten dpi-Drucker auf dem Markt. Daß sich Hewlett-Packard, als Marktführer unter den Laserdruckern, dieser Herausforderung nicht verschließen konnte, war vorauszusehen. Als Antwort präsentierte HP vor kurzer Zeit den »HP LaserJet 4«.

Um Mißverständnisse vornherein auszuschließen: Wir sprechen im Zusammenhang von 600 dpi nicht von jener Art der Auflösungserhöhung, wie sie z.B. durch »Smoothing« (siehe OKI 410), »Resolution Enhancement« oder ähnliche virtuelle Techniken erreicht werden, sondern von reeller 600-dpi-Hardware (wenngleich der Laserjet 4 auch die »Resolution Enhancement«-Methode beherrscht). HP verwendet beim Laserjet 4 extrem feine Tonerpartikel, die rund 20 Prozent feiner als die ihrer 300-dpi-Vorgänger sind. Nachteilig wirken sich diese Toner, natürlich, auf die Kompatibilität aus: Sie benötigen eben für den Laserjet 4 immer eine spezielle Tonerkartusche.

Schon im Design unterscheidet sich HPs Neuer — sieht man vom gewohnten HP-Grau ab — deutlich vom Vorgänger »Laserjet 3«. Er ist kleiner in Länge und Breite, dafür aber höher geworden. Der Papierauswurf befindet sich wie gewohnt an der Oberseite bzw. über einer Klappe an der Rückseite. Den beim Laserjet 3 nur schwer zugänglichen Netzschalter plazierten die Entwickler diesmal gut erreichbar an der Vorderseite.

Neu ist ebenfalls die Art der Papierzuführung: Wer sich schon immer über die überstehenden Papierkassetten ärgerte, kann sich freuen. Jetzt wird die Papierkassette unter den Drucker geschoben. Auch das Fassungsvermögen dieser Kassette hat sich mit 350 Blatt erfreulich erhöht. Ein kleiner rosa Hebel an der Außenseite der Papierkassette informiert Sie immer über den aktuellen Stand Ihres Papiervorrates in der Kassette. Wenn Ihnen 350 Blatt Fassungsvermögen nicht genügen, bietet HP zusätzlich auch eine Papierkassette mit 500 Blatt Fassungsvermögen an. Die manuelle Papierzuführung erfolgt an der Vorderseite des Druckers, wiederum über eine leichtgängige Klappe. Allerdings hätte HP die Plastikmechanik, die sich hinter diesem Klappmechanismus und der Papierbreiteneinstellung verbirgt, ruhig etwas solider gestalten können.

Der Drucker bietet serienmäßig den parallelen und seriellen Anschluß. Beide Stecker bzw. Buchsen sind an der Rückseite angebracht. Neu ist hier die Art der parallelen Schnittstelle: Die »Bi-Tronic«-Schnittstelle erlaubt einen weitaus höheren Datendurchsatz als die altgewohnte Centronics-Schnittstelle. Sie können mit einer Übertragungskapazität von fast 156 kByte/s arbeiten. Über dieses Bi-Tronics-Interface lassen sich Daten nicht nur in eine Richtung — d.h. vom Computer zum Drucker — übertragen, sondern auch vom Drucker zum Computer (z.B. die Abfrage der Konfiguration).

Eine weitere Arbeitserleichterung bietet in diesem Zusammenhang die automatische Schnittstellenerkennung. Es entfallt so die umständliche Einstellarbeit, auf welcher der Schnittstellen der Drucker Daten empfangen soll.

Speicherausbau

In der Standardkonfiguration besitzt der Laserjet 4 bereits 2 MByte Speicher, den Sie mit preisgünstigen SIMM-Modulen bis auf 32 MByte aufrüsten können. Der Einbau dieser Erweiterungen ist ebenfalls schnell und einfach durchzuführen, da Sie dazu nur die Seitenabdeckung des Druckers umklappen müssen.

Die Ablage der ankommenden Daten im Druckerspeicher erfolgt erst, nachdem sie über den schnellen RISC-Prozessor komprimiert wurden. Das bedeutet, daß die größeren Datenmengen bei 600 dpi Auflösung trotzdem bei normalem RAM-Ausbau in den Speicher des Druckers passen.

Im allgemeinen ist die Komprimierung so hoch, daß der Standardspeicher selbst für einfache Grafikanwendungen ausreicht.

Der neue HP gibt seine Meldungen über ein sechzehnstelliges LED-Feld aus, das sogar bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar bleibt. Durchdacht wirken auch die Bedienelemente in Form von acht Tasten — teilweise mit LEDs bestückt — über die Sie alle Funktionen des LaserJet 4 erreichen. Wie gewohnt sind dabei einige Tasten, die Sie zur Konfiguration benötigen, durch »Umschalten« doppelt belegt.

Quadratisch, praktisch, gut: der HP Laserjet 4
Der HP Laser überzeugt auch bei kleinen Schriften

An internen Schriften bietet der Laserjet 4 eine breite Palette: zwölf skalierbare sog. Intellifonts (Albertus, Clarendon, Coronet, Courier, Garamond, Letter Gothic, Marigold, CG Omega, CG Times, Univers, Line Printer), vier skalierbare True-Type-Schriften (Arial, Symbol, Times, Wingdings) und einen Bitmapfont. Wem das nicht reicht, kann über HP weitere Schriften auf externen Schriftenkassetten beziehen.

Im reellen Betrieb, z. B. mit »Calamus«, zeigte sich der Laserjet schnell. Er druckte diese Seite in 300 dpi in nur 195 Sekunden (gemessen ab Calamus-Druckbeginn, d.h. mit Rahmenaufbau etc. auf einem Atari TT mit 4 MByte ST-RAM). Für die normale Druckseite benötigt er laut Herstellerangaben acht Seiten, unsere Messung ergab sieben Seiten pro Minute.

Druckqualität

Auch die Druckqualität konnte überzeugen. Neben dem ohnehin sehr guten Druckbild im normalen Schriftmodus zeigt sich besonders durch das RET-Verfahren (Resolution Enhancement Technologie), dessen Einsatz sich bei technischen Zeichnungen etc. empfiehlt, eine deutliche Verbesserung der Kantenschärfe. Erzielt wird diese gute Qualität durch eine Glättung der feinen Abstufungen, die an schrägen Linien oder Rundungen entstehen. Um die genaue, individuelle Anpassung des Grafikdrucks zu gewährleisten, ist es möglich, unter dem RET-Modus die Druckdichte (hell, mittel, dunkel) in drei Stufen zu verändern.

Ein Umstand, der die meisten Anwender der Laserjet-Gemeinde zum schieren Verzweifeln brachte: die Handbücher, die HP seinen Druckern beilegte. Zum Laserjet 4 gibt es nun ein eigenes deutschsprachiges Handbuch, das in verständlicher Sprache und mit vielen Illustrationen versehen den Benutzer in die Bedienung einführt. Besonders ausführlich geht das Handbuch dabei auf die Kompatibilitätsprobleme, die durch die erhöhte Auflösung entstehen können, und ihre Beseitigung ein.

Mit dem Laserjet 4 — »Straßenpreise« von ca. 3000 Mark sind üblich — hat Hewlett-Packard einen wahren Preisbrecher mit revolutionärer Technik in den Ring um Marktanteile geschickt. Die einfache Bedienerführung, kombiniert mit solider Mechanik und nicht zuletzt durch die enorm hohe Auflösung bzw. der erstklassigen Schrift- und Grafikdruckqualität, machen den Laserjet 4 zum — zur Zeit — empfehlenswertesten Laserdrucker seiner Klasse. Bleibt nur zu hoffen, daß viele Softwarehersteller — speziell auch aus dem Atari-DTP-Bereich — möglichst schnell neue Druckertreiber für die 600-dpi-Auflösung anbieten.

(uw)

WERTUNG

HP Laserjet 4

Preis: 4776 Mark
Druckverfahren: Laser, elektrofotografisch
**Lebensdauer: **Toner ca. 6000 Seiten, Bildtrommel ca. 6000 Seiten
Schriften: 12 skalierbare Intellifonts, 4 skalierbare True-Type-Schriften, 1 Bitmap-Font Emulation: HP LaserJet III, HPGL-2, PCL-5e Druckgeschwindigkeit: 8 Seiten/min (Werksangabe)
Standardschnittstellen: 1 Bi-Tronics, 1 serielle RS232
Abmessungen: 416 x 279 x 403 mm
Stärken: sehr gutes Druckbild, 600-dpi-Auflösung, RET-Verfahren, sehr günstiger Preis, hohe Übertragungsrate durch Bi-Tronics-Schnittstelle
Schwächen: Kunststoffmechanismen etwas zu schwach dimensioniert
Fazit: Die hervorragende Druckqualität in Schrift und Grafik, die einfache Bedienung und seine solide Verarbeitung garantieren, daß sich der Laserjet 4 am Markt behaupten wird.

Hewlett-Packard GmbH, Hewlett-Packard-Straße, 6380 Bad Homburg v.d.H.

Dank 600 dpi mit speziellem Toner gute Kantenschärfe

Hans Hoffmann
Aus: ST-Magazin 02 / 1993, Seite 34

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