GFA-Shell: Delite, isn't it?

Komfortable Projektverwaltung von GFA-Basic-Sources ist mit der Shell »Delite« kein Ding der Unmöglichkeit mehr.

Delite: ein komfortables Desktop zur Programmentwicklung

Jeder GFA-Basic-Version 3.x liegt eine Shell bei, aus der Sie Interpreter, Compiler und Linker starten können. Individuelle Einstellungen lassen sich aber nur sehr grob vornehmen. Wer will, kann die mitgelieferte Source auch eigenen Wünschen direkt anpassen. Gegenüber der mitgelieferten Shell »Menux« bietet »Delite« ein eigenes Desktop, auf dem GFA-Sources, Programme, Accessories und sonstige Datenfiles abgelegt werden können. Die unterschiedlichen Dateien werden von Delite anhand der Dateinamenerweiterung erkannt und als Icon dargestellt.

All I need

Um Delite voll auszureizen, benötigt man neben der GFA-Basic-Version 3.x ein Dateianzeigeprogramm, einen Resource-Editor und einen ASCII-Editor. Mit diesen zusätzlichen Programmen lassen sich alle Dateien anzeigen oder bearbeiten, die für eine sinnvolle Programmierung in Basic notwendig sind.

Nach der Installation haben Sie auf alle Dateien Zugriff. Jede GFA-Basic-Datei kann speziell bzgl. der Kompilierung konfiguriert werden. Die Compiler-Optionen beeinflussen Geschwindigkeit, Dateilänge und auch Funktionssicherheit des kompilierten Basic-Programmes. Während der Interpreter verschiedene Programmierfehler im Programmablauf abfangen kann, tut dies der Compiler in der Regel aus Geschwindigkeitsgründen nicht mehr. Durch Ausprobieren verschiedener Optionen gelangt man zu einem sehr effizienten Kompilat. Daher ist es wichtig, jedes einzelne Programm für den Compiler anzupassen. Die Optionen, die im Dialog in Delite eingestellt werden können, wirken global auf den gesamten Quelltext. Das ist aber nicht immer sinnvoll, denn z. B. möchte man an der einen Stelle die Division zweier Integerzahlen auch als solches erkannt wissen, an anderer Stelle nicht. Durch »Schalter« läßt sich dies steuern und wirkt lokal auf die nachfolgenden Zeilen. Um eine eventuelle Überlagerung der globalen Einstellung in der Shell auszuschalten, muß man diese in dem Compiler-Dialog entfernen.

Aber nicht nur um spezielle Source-Anpassungen zu erreichen, kann man sie abschalten. Leider reagiert der GFA-Compiler allergisch auf unzulässige Parameterübergaben. Diese sind nicht von GFA-Systemtechnik dokumentiert worden und konnten nur durch ausgiebige Tests des Delite-Autors herausgefunden werden. Eine mitgelieferte Tabelle gibt Aufschluß über die nicht erlaubten Parameter für jede Compiler-Version.

Ähnlich verhält es sich beim GFA-Linker, der bei falscher Pfadangabe »bombig« reagiert. Ihm kann mitgeteilt werden, welche Alterna-tiv-Bibliothek benutzt und welche Objektdateien hinzugelinkt werden sollen. Die gewünschten Dateien können in einem Dialog festgelegt werden, wobei eine Aktivierung erst durch Anklicken der Datei erfolgt. Der Linker versucht übrigens immer, die übergebenen Dateien hinzuzulinken, selbst dann, wenn sie keine vernünftigen Daten enthalten.

Die erwähnten Einstellungen der Shell können als Standard oder für jede Datei einzeln festgelegt und in einer »*.INF«-Datei gesichert werden. Das ist der erste Schritt zu einer vernünftigen Projektverwaltung. Leider fehlt eine Überwachung der Dateien, z. B. indem die Shell überprüft, ob das Datum des Sources jünger ist als das des fertigen Programms und somit auf Anweisung eine neue Kompilierung startet.

Nach dem Kompilieren und Linken des GFA-Sources entsteht wie gewöhnlich das Programm, dessen Namen man projektindividuell festlegen kann. So ist es möglich, einem Accessory gleich den richtigen Platz auf Laufwerk C zu reservieren. Es erscheint dann auf dem Desktop als besonderes Icon und läßt sich sofort starten. Man sollte sich vorher allerdings vergewissern, daß das Accessory ordnungsgemäß seine »ap__id« abfragt, damit es seine Endlosschleife korrekt abbrechen kann. Vor dem Programmstart überprüft Delite, ob nicht bereits ein Accessory gleichen Namens angemeldet ist, und kann diesem ggf. die Message zum Öffnen schicken.

Insgesamt macht das Programm einen durchdachten, aber noch nicht ganz ausgereiften Eindruck. Es ist allen uneingeschränkt zu empfehlen, die intensiv in GFA-Basic programmieren. (thl)

WERTUNG

Delite

Stärken: flexibel, gute Idee, Ansatz zur Projektverwaltung

Schwächen: Dialogboxen etwas unübersichtlich

Fazit: für GFA-Basic-Fans empfehlenswert

Preis: 30 Mark

Maxon Sonderdiskette # 84

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Hartmut Klindtworth
Aus: ST-Magazin 02 / 1993, Seite 43

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