Textadventure The House Quest I: Behördensafari

Das Adventure »House Quest« trägt den Untertitel »The search for the lost Amtmann«, der schon vermuten läßt, daß es hier nicht so ganz ernst zugeht.

»The House Quest I« ist ein reines Textadventure, das seine Textausgaben in ein GEM-Fenster legt. Das Abenteuer läßt sich als Accessory und Programm gleichermaßen starten. Angenehm fiel uns auf, daß es auch unter Multitasking keinerlei Probleme machte, was leider besonders bei PD-Programmen noch viel zu selten vorkommt.

Grafik-Freaks werden mit The House Quest wenig anzufangen wissen, Anhänger von phantasievollen, humoristischen und originellen Abenteuern, denen es mehr auf den Inhalt, als auf die Grafik ankommt, werden mit diesem Textadventure dagegen ihre helle Freude haben! Gesteuert wird das Programm komplett über die Maus. Texteingaben sind keine nötig, Verben und Objektbezeichnungen werden angezeigt und brauchen nur angeklickt zu werden. Selbstverständlich müssen die Eingaben sinnvoll sein und werden vom Rechner kommentiert.

Die Hintergrundgeschichte ist schnell erzählt: Wir schreiben 1997, ein fremdartiges Wesen namens »Autor« (Parallelen zu einem Horror-SF-Film sind keineswegs zufällig, sondern durchaus gewollt) hat den großen Boß — auch Amtmann genannt — des Weltverwaltungsbüros gefangen und hält diesen dort fest. Ohne Verwaltung bricht die gesamte Weltordnung zusammen (so ganz ohne Beamte) und Anarchie breitet sich aus. Nachdem bereits eine bewaffnete Eingreifgruppe aufgerieben wurde, entschied das Stabskommando, Sie, den Agenten 532-X-23B, mit der heiklen Aufgabe der Amtmannbefreiung zu betrauen. So unauffällig und gewöhnlich wie Sie aussehen, werden Sie bestimmt nicht auffallen. Sie haben nichts anderes zu tun, als den Amtmann zu befreien und — falls nötig — den Autor schnellstens zu eliminieren.

The House Quest ist kein leichtes Spiel. Bereits in der ersten Szene kann es zu Ende sein. Verputzen Sie nämlich eine gefundene, leicht vergammelte Banane, dürfen Sie das Abenteuer wieder von vorne beginnen. Ihre Suche nach dem vermißten Amtmann beginnt am Haupteingang des Verwaltungsgebäudes. Der Weg in den ersten Stock ist von einer Nonne versperrt, auf die Sie einen so unmoralischen Eindruck machen, daß sie beharrlich den Weg blockiert. Selbst als Sie ihr den am Eingang gefundenen Playboy überreichen wollen, bleibt sie bei ihrer Meinung. Also entschließen Sie sich, doch erst den Keller zu untersuchen. Hier begegnen Ihnen neben Skinheads, konfusen Beamten und einem lüsternen Assistenten auch einer Filmgruppe, die gerade einen anrüchigen Film dreht.

Beim Versuch, die Darsteller zu verspeisen (was tut man nicht alles, um ein Adventure zu lösen!), erhalten Sie den Kommentar, daß rohes Fleisch äußerst ungesund ist und, wenn man das nicht glaubt, die Einwohner von »Monkey Island« fragen solle. Bei dieser Gelegenheit macht der Autor dann — äußerst geschickt — seinem Ärger über die Nicht-Portierung des Kassenschlagers »Monkey Island II« auf den Atari Luft.

Nach und nach erobern Sie Stockwerk um Stockwerk, um dann dem schrecklichen Autor gegenüberzustehen. Hier entscheidet dann Ihre Fantasie und Computer-Ad-venture-Erfahrung über die Zukunft der Welt...

Während der Reise durch das Verwaltungsgebäude begegnen dem Spieler eine Menge skuriler Personen, deren Äußerungen und Aktionen immer wieder ein Schmunzeln hervorrufen. Der Programmierer zeigt an vielen Stellen seine satirische Ader, wodurch dieses Adventure erst seine Qualität erreicht. House Quest beweist, daß zum großen Spielspaß nicht immer aufwendige Grafiken, digitale Sounds und hohe Kaufpreise notwendig sind.

Wie eingangs schon erwähnt, werden alle Texte über ein GEM-Fenster ausgegeben. House Quest läuft auf allen ST/STE/TT-Modellen mit einer Mindestauflösung von 640 x 400 Pixel. Auch auf Farbmonitoren sollte es bei entsprechender Auflösung keine Probleme geben. Für GFA-Programmierer interessant ist der beiliegende Quellcode. Fazit: Ein wirklich lustiges und unterhaltendes Spiel! (thl)

Christian Becker, Bäckerwiese 1, 3408 Du-derstadt

Disk 537, Maxon Computer, Schwalbacher Str. 52a, 6236 Eschborn


Michael Vondung
Aus: ST-Magazin 01 / 1993, Seite 45

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite