Citizen erkannte die Zeichen der Zeit und entwickelte einen Tintenstrahldrucker mit 300 dpi Auflösung. Frisch aus der Hardwareschmiede Japans bekamen wir einen Drucker zum Test.
Der Markt ab knapp 2000 Mark, da ist sich die Fachwelt einig, gehört den Laserdruckern. Ebenso gilt, daß sich typische Impact-Druckerhersteller mit mittlerer Druckgeschwindigkeit und 360 dpi Auflösung im Preisbereich um 900 Mark einen heftigen Konkurrenzkampf liefern. Was übrig bleibt, ist eine Lücke von 1000 bis 2000 Mark, die es mit Produkten zu schließen gilt.
Die »Tintenspritzer« — wie sie der Volksmund nennt — siedeln sich in eben dieser genannten Preislücke an. Der »Projet« liegt hierbei mit 1585 Mark fast in der goldenen Mitte.
Ein Tintenstrahldrucker bietet nun jedem, der eine Alternative zu einem Nadeldrucker sucht und den die hohen Preise der Laser abschrecken, einige Vorteile: Er druckt mit einer Auflösung von 300 dpi nahezu in Laserqualität, ist schneller und leiser als die meisten Nadeldrucker und besitzt eine lange Lebensdauer. Die Zeiten, in denen jeder Gebrauch von Tintenstrahldruckern zu einer wahren Tintenschlacht ausartete, sind seit einigen Jahren vorbei. Speziell die Bubblejet-Technologie — der sich auch der Citizen Projet bedient — hat sich zu einer sehr zuverlässigen Technik entwickelt.
Der Drucker präsentiert sich in einem hellgrauen Tischgehäuse, das mit seinen fast quadratischen Dimensionen von 425 x 450 mm und einer Höhe von 147 mm (ohne Papierhalterung) an jedem Arbeitsplatz unterzubringen ist. Besonders auffällig ist bei dem 9 kg schweren Gerät, zumindest für Anwender, die früher Nadeldrucker ihr eigen nannten, daß der Projet bereits einen integrierten Einzelblatteinzug besitzt, der sich mit 150 Blatt DIN-A4-Papier füttern läßt. Alternativ dazu bietet Citizen auch eine zweite Papierkassette und einen Traktor für Endlospapier an. Diese Kassette/ Traktor sitzt direkt unter dem Drucker, so daß sich allein die Höhe des Druckers verändert und Sie keine Umbaumaßnahmen am Arbeitsplatz vornehmen müssen.
lst ein Papier beschrieben, so schiebt es der Projet elegant in seinen an der Vorderseite befindlichen Papierstauraum, der Kapazität für gut 200 Blatt besitzt. Apropos Papier: der Projet verarbeitet neben dem DIN A4 Papier auch die Formate A5, Letter, Legal und Briefumschläge (COM-10,C5,DL).
Die Centronics-Schnittstelle (serielles Interface als Zubehör) sitzt ebenso wie der Netzstecker an der Rückwand des Druckers. Der Netzschalter liegt leider nicht an der Frontseite, sondern an der linken Seite.
Öffnet man die leichtgängige Plexiglasabdeckung samt oberen Deckel, so erblickt man natürlich zuerst den mit 50 Düsen bestückten Tintenstrahldruckkopf. Das Einsetzen dieses Druckkopfes, der für 500000 Zeichen gut sein soll, ist (ohne »Tintenfinger« zu bekommen) leicht vorzunehmen. Auch die übrige Mechanik, wie Papiervorschub (vor und zurück), Papierandruck und Einzug sowie alle beweglichen Teile vermitteln einen stabilen und solide konstruierten Eindruck. Nicht umsonst könnte sich Citizen sonst den Service leisten, dem Projet eine Garantiezeit von 2 Jahren zu verabreichen.
Zu einer wahren Manie ist mittlerweile die Forderung nach LC-Display und möglichst vielen Tasten zur Einstellung der Druckerfunktionen geworden. Klar ist: DIP-Schalter sind absolut out, doch daß dies in der Konsequenz nicht unbedingt ein tastenbestücktes Menüfeld bedeutet, zeigt der Projet: Hier befinden sich lediglich vier Tasten, die abwechselnd — durch einen dreistufigen Schiebeschalter — mit verschieden Funktionen belegt sind. Je nach Schalterstellung erscheint auch eine andere Beschriftung für die Tastatur. Die Kommunikation mit dem Bediener übernimmt hierbei der Drucker selbst, indem er je nach Menü ein Blatt Papier mit den erfolgten Änderungen bedruckt. Einziges Manko ist, daß durch die Plexiglasabdeckung die gedruckten Menüs nur recht schwer zu erkennen sind.
In der Schiebeschalter-Grundeinstellung »on-line« lassen sich durch die vier Gummitasten alle notwendigen Funktionen wie LF/FF, TOF, CLEAN und Mikrovorschub erreichen. Schalten Sie per Schiebeschalter auf »FONT« um, so stellen Sie einen der drei residenten Fonts (Courier, Times Nordic, Letter Gothic) bzw. bestimmen die Druckgeschwindigkeit. Im Funktionsmodus »Attribute« läßt sich das Aussehen Ihres Fonts bestimmen. Der Projet bietet hierbei Bold, Italic, Compressed und Landscape bzw. Portrait an. Die letzte Funktionsgruppe »Setup«, die per Schiebeschalter erreichbar ist, dient zur Installation des Printers. Dort bestimmen Sie den zu verwendenden Papiereinzug (Standard, Traktor oder zweiter Einzelblatteinzug und manuelle Papierzufuhr) bzw. erreichen das Setup-Menü, über das Sie in die Programmierung der Voreinstellungen gelangen. Bei diesen Voreinstellungen handelt es sich um die üblichen Definitionen über Zeilenabstände, Data-Format, Character Set etc. wobei der Projet über das eingelegte Papier immer brav jeden Befehl — per Druck — beantwortet.
Der Standardbefehlssatz für Tintenstrahldrucker ist — wie könnte es anders auch sein — der »HP Deskjet (Plus)«-Befehlssatz. Um auf dem Markt konkurrieren zu können, besitzt auch der Projet diesen Befehlssatz. Doch der Deskjet beherrscht nicht nur diese Emulation: An der Oberseite des Druckergehäuses befinden sich zwei Cartridge-Einschübe, über die zum einen eine »IBM-Proprinter 4291/2« — oder eine »Epson FX 850«-Emulation ladbar ist und zum anderen auch Schönschriftkassetten oder der Standardspeicher von 8 KByte auf 128 oder 256 KByte erweiterbar ist.
Die Schriftqualität ist von einem Laserdruck fast nicht zu unterscheiden. Auch in punkto Geschwindigkeit zeigt sich, daß der Projet mit zu den schnellsten seiner Klasse gehört. Bei einem maximalen Geräuschpegel von 47 dB(A) leistet der Projet 120 cps in LQ und 240 cps im Draft-Modus. Für ganz Eilige besitzt der Printer auch noch einen Superschnellschrift-Modus, in dem gar 360 cps erreicht werden, wobei das Schriftbild allenfalls für Kontrollistings ausreicht.
Setzt man den Projet für Graphikausdrucke ein, so kann dieser in Sachen Wiederholgenauigkeit, Auflösung und Druckdichte durchaus mit weit teueren Kollegen mithalten. Daß sich die Wiedergabe allerdings nicht mit einem Laser messen läßt, zeigt unser Calamus-Testausdruck deutlich. Speziell bei den gerasterten Flächen ist — bedingt durch den Zeilenvorschub — ein minimaler Unterschied festzustellen. Im Schriftbild jedoch überzeugt der Projet wiederum durch bestechende Qualität.
Das dem Projet beiliegende deutschsprachige Handbuch führt den Anwender auf fast 150 Seiten in die Geheimnisse des Geräts ein. Für Programmierer eigener Druckertreiber beschreibt das Handbuch alle notwendigen Escape-Sequenzen und gibt auch einige Erklärungen zur Bubble-Jet-Technologie bzw. des Druckkopfes. Besonders auffällig ist, daß die Erläuterungen für alle erhältlichen Zusätze bereits eingebunden wurden, so daß sich der Besitzer des Druckers bereits vor dem Kauf ein Bild von den Erweiterungen machen kann.
Der Projet von Citizen besitzt aufgrund seines ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnisses große Chancen, sich am Markt zu etablieren. Besondere Merkmale sind die gute Schriftqualität, eine hohe Druckgeschwindigkeit bei extrem niedrigem Arbeitsgeräusch, eine extrem einfache Bedienung und eine äußerst stabile Mechanik. Unser Urteil: allen, denen ein Laserdrucker zu teuer ist, bietet der Projet von Citizen eine günstige und hochwertige Alternative, (uw)
WERTUNG
Citizen Projet
Preis: 1585 Mark
Druckprinzip: Bubble-Jet mit 50 Düsen
Auflösung: 300 dpi
Speicher: 8 K auf 256 K erweiterbar
Schriften: drei residente Schriften, Schönschriftkarten erhältlich
Emulation: Standard HP-Deskjet Plus, optional Epson FX850, IBM Proprinter
Papierkassette: automatischer Einzelblatteinzug für 150 Blatt, Traktor und zweiter Einzug erhältlich
Stärken: solide Verarbeitung, gutes Schriftbild, ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis
Schwächen: Netzschalter an der Seite
Fazit: Drucker, der Ansprüchen im semiprofessionellen Grafikbereich als auch gehobener Korrespondenz gerecht wird.
Citizen, Hanns Braun Str 50, 8056 Neufahrn