Megacard: Programm ruft Programm

Ein recht originelles Karteikartensystem stellt W. Hermann vor. Jede einzelne Karte seines »Megacard«-Systems stellt praktisch ein selbständiges Programm dar. Dafür ist allerdings ein wenig Programmiererfahrung Voraussetzung.

Megacard: programmierbarer Karteikasten

Der Karteikasten ist tot — es lebe der Karteikasten! Kaum zu glauben, aber das Karteikartenprinzip scheint noch immer entwicklungsfähig. Den Beweis liefert Megacard, eine raffinierte Schnittstelle zwischen verschiedenen Programmen.

Megacard benutzt dabei eine Eigenheit aller gängigen Programmiersprachen: Sie sind in der Lage, beim Abschluß eines Programms einen spezifischen Zahlenwert zurückzugeben. Diesen Wert verarbeitet Megacard dann weiter.

Textreise per Doppelklick

Nehmen wir als Beispiel Informationssysteme. Als Grundlage schreiben Sie ein Programm, das Text auf den Bildschirm bringt und nach Programmende unterschiedliche Werte zurückliefert. Stellen Sie sich einen Text über urzeitliche Tiere vor. Im Text stoßen Sie auf den Begriff »Mammut«. Sie haben Ihr Programm derart konzipiert, daß es sich bei Doppelklick auf das Wort Mammut selbst beendet und z.B. den Wert »1032« liefert. Megacard verarbeitet diesen Wert, indem es automatisch ein weiteres Programm aufruft, nämlich das mit der Nummer 1032. Dies zeigt auf dem Bildschirm Text mit weiteren Informationen über das Mammut. So einfach springen Sie durch beliebig viele Texte.

Auf diese Art lassen sich aber nicht nur Informationssysteme konstruieren. Abfrageprogramme, wie z. B. Vokabeltrainer oder eine Bilddatenbank, können Sie genauso konzipieren. Wichtig ist nur, daß Sie bei der Programmierung Ihrer Karteikarten nicht den Überblick verlieren. Sorgfältige Planung bleibt Ihnen also nicht erspart.

Die Einschränkungen für Durchschnittsanwender sind deutlich: sie können nur auf vorhandene Karteikarten zurückgreifen. Der Autor hat eine Geschichtskartei beigefügt, die allerdings lediglich die textorientierten Fähigkeiten demonstriert. Bei verschiedenen Testläufen verarbeitete Megacard aber auch grafische Programme problemlos. Somit setzt dem programmiererfahrenen Anwender lediglich die eigene Phantasie Grenzen, (mn)

WERTUNG

Megacard

Genre: Karteikartensystem
Disk-Nr.: 2320
Sharewarebeitrag: selbst programmierter Kartenstapel
Autor: Walter Hermann, Altstädterstr. 1a, 8972 Sonthofen

Einschränkungen: erweiterbar nur durch eigene Programme

IDL-Software, Lagerstr.11, 6100 Darmstadt 13


Detlef Fabian
Aus: ST-Magazin 06 / 1992, Seite 111

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